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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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reden.«
    »Ich bin auch hier. Ich fahre morgen nach Brüssel zurück, aber ich dachte, ob Sie vielleicht mit mir zu Abend essen wollten?«
    Entzückt sagte Catherine: »Aber gern«, und sie verabredeten sich für sieben Uhr. Von der Aussicht auf ein Essen mit Paul in gute Laune versetzt, sah sie auf und schaute direkt in das hagere Gesicht eines Mannes, der unsicher zu ihr herblickte. Er zahlte sein Bier und kam dann auf sie zu.
    »Sind Sie Catherine Heathcote?« fragte er.
    »Don Smart?« Sie stand halb auf und streckte die Hand aus, um die seine zu schütteln, und er nickte und ließ sich in einem Stuhl ihr gegenüber nieder. Sie hätte ihn nach der Beschreibung, die George Bennett ihr gegeben hatte, nicht erkannt. Das Rot seines Haars war zu einem schmutzigen Weiß verblaßt, er war glattrasiert, und seine trockene und faltige Haut war mit Altersflecken bedeckt statt mit Sommersprossen. Die scharfen Fuchsaugen, die George in so klarer Erinnerung hatte, waren gerötet, das Weiß hatte einen Gelbstich.
    »Smart ist mein Name, und smart bin ich auch«, sagte er. Sie glaubte ihm kein Wort.
    »Danke, daß Sie sich bereit erklärt haben, mit mir zu sprechen«, erwiderte sie.
    Er trank einen großen Schluck von seinem Bier. »Ich schneide mir ins eigene Fleisch«, sagte er. »Wenn es mit rechten Dingen zuginge, hätte dies mein Buch sein sollen. Ich habe über die Sache vom ersten Tag bis zum Ende des Prozesses berichtet. Aber George Bennett hat danach nie offen mit mir sprechen wollen. Ich nehme an, ich erinnere ihn zu sehr an sein Versagen.«
    »Sein Versagen?«
    »Er wollte Alison Carter unbedingt noch lebend finden. Es war ihm kein Trost, daß sie wahrscheinlich schon lange tot war, bevor er überhaupt davon hörte. Ich glaube, ihr Tod hat ihn seitdem immer verfolgt, und deshalb weigerte er sich, mit mir zu sprechen. Er konnte nicht dasitzen und mich ansehen, ohne das Gefühl zu haben, daß er Ruth Hawkin im Stich gelassen hatte.« Er griff in die Tasche und zog eine Schachtel Zigaretten heraus. »Rauchen Sie?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich biete heutzutage sowieso nur noch Zeitungsschreibern Zigaretten an«, sagte er und zündete sich mit einem vergnüglichen Seufzen eine an. »Alle anderen haben aufgehört. Sogar in den Nachrichtenredaktionen raucht man heutzutage nicht mehr. Also, Catherine, wie kommen Sie mit meinem Buch voran?«
    Sie lächelte. »Es ist interessant, Don.«
    »Wetten, daß«, sagte er bitter. »Vom ersten Tag, vom ersten Wort an wußte ich, daß George Bennett 1-a-Material war. Der Mann war so zäh wie eine Bulldogge. Er würde Alison Carter nicht aufgeben, das war klar, komme, was da wolle. Für den Rest der Typen bei der Polizei war es einfach ein Job. Ja, die Familie tat ihnen schon leid. Und ich wette, die Familienväter gingen heim und drückten ihre Töchter besonders fest, wenn sie abends vom Moor zurückkamen, wo sie nach Alison gesucht hatten.
    Aber mit George war es etwas anderes. Für ihn war es eine Mission. Der Rest der Welt mochte Alison Carter aufgeben, aber George hätte sich nicht mit mehr Leidenschaft in den Fall stürzen können, wenn es seine eigene Tochter gewesen wäre. Ich habe viel Zeit damit verbracht, George Bennett während des Alison-Carter-Falls zu beobachten, aber ich habe nie herausgefunden, warum er sich so engagiert hat. Es schien etwas wie ein persönliches Gefühl zu sein.
    Für mich war es ein Geschenk der Götter. Die Stelle im Redaktionsbüro Nord bei den
News
war mein erster Job bei einer überregionalen Zeitung, und ich wollte an die Fleet Street. Ich hatte schon für die
News
über das Verschwinden von Pauline Reade und John Kilbride berichtet und dachte, ich könnte die Kripo dazu bringen, Alison Carter damit in Verbindung zu bringen, denn dann hätte ich tolle Schlagzeilen gehabt.«
    »Die hätten Sie gehabt«, bestätigte sie.
    Er schaute mürrisch drein. »George hat da natürlich nicht mitgespielt. Er war entschlossen, den Fall nicht den Detectives zu überlassen, die die Fälle der anderen vermißten Kinder untersuchten. Ich weiß nicht, ob es eine Ahnung oder einfach reine Sturheit war, aber es hat sich als die richtige Entscheidung erwiesen. Wir hatten natürlich alle keine Ahnung davon, daß Ian Brady und Myra Hindley überhaupt existierten, aber George schien instinktiv zu wissen, daß, was immer mit Alison Carter geschehen war, ein Einzelfall war, der ihm gehörte.«
    »Aber es war George zu verdanken, daß Sie dann endlich doch Ihre

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