Ein Ort für die Ewigkeit
das entsetzliche Auswirkungen haben. Von rechtlichen Konsequenzen einmal abgesehen, wer immer Paul Bennetts Verlobte war, so war sie jedenfalls direkt von einem schrecklichen Fehler betroffen, an dem ihr zukünftiger Schwiegervater maßgeblich beteiligt gewesen war.
All diese Gedanken gingen in Tommys Kopf herum, ohne daß er zu einer Lösung kam, während er in seinem Landrover Catherines Auto auf der A1 in Richtung Derbyshire folgte. Es schien keine Alternative dafür zu geben, er mußte sie begleiten und tun, was er konnte, um George und die Familie vor der Nachwirkung dessen zu schützen, was Catherine entdeckt zu haben glaubte. Er fand sie eigensinnig und zielstrebig, und das war bei solch explosivem Material eine gefährliche Kombination. Sie wollte, daß er in ihrem Wagen mit zurückfuhr, aber er hatte darauf bestanden, frei zu sein, um gehen und kommen zu können, wie es ihm paßte. »Ich will auch noch George besuchen«, sagte er. »Und das mag nicht immer in Ihre Pläne passen.« Außerdem wollte er mit seinen Gedanken allein sein. Die fünfstündige Fahrt ging wie im Flug vorbei, und plötzlich fuhren sie vor einem kleinen Haus in der Nähe der Durchgangsstraße von Longnor vor. Catherine verkündete, daß sie als erstes für Tommy ein Quartier finden müßten. Es gab Zimmer im Pub, aber Mitte August waren sie von Wanderern und Anglern belegt. Tommy zuckte die Achseln, ging dann geradewegs auf Peter Grundys Haustür zu und teilte den Grundys mit, er werde für ein paar Tage ihr Extrazimmer brauchen und ob zehn Pfund für Übernachtung und Frühstück in Ordnung gingen.
Grundys Frau, die die Chefs ihres Mannes nie ausstehen konnte und froh war, einem davon Geld abknöpfen zu können, riß das Angebot förmlich an sich. Peter Grundy allerdings besaß die Anständigkeit, verlegen auszusehen. Alle Fragen nach den Gründen für Tommys Rückkehr nach Derbyshire wurden mit Georges Herzinfarkt beantwortet. »Bei so einer Sache braucht man seine Freunde«, sagte Mrs. Grundy tiefsinnig.
»Das ist allerdings wahr«, war Tommys grimmige Antwort. »Und ich beabsichtige, alles zu tun, um George und Anne zu helfen.« Er hatte Catherine einen kurzen Blick zugeworfen und ihr damit zu verstehen gegeben, daß sich ihre Interessen vielleicht nicht ganz deckten. Sie nickte zustimmend und lehnte eine Tasse von Mrs. Grundys Tee ab, ein bärenstarkes Gebräu, das sich besser für Bauarbeiter geeignet hätte.
»Ich bin dann im Haus, wenn Sie fertig sind, Tommy«, sagte sie nur.
Catherine hatte keine Zeit, sich zu überlegen, was Tommy Clough wohl vorhatte. Sie war zu ungeduldig, um sich an ihren Laptop zu setzen. Sie ging on-line und fand heraus, daß LSA das Gewünschte geliefert hatte. Sie hatten die Fotokopien der Urkunden, die sie ausfindig gemacht hatten, eingescannt und sie ihr als Graphikdateien geschickt.
Zuerst kam Janis Hester Wainwright: Geboren am 12. Januar 1951 in Consett, Tochter von Samuel Wainwright und Dorothy Wainwright, geb. Carter, Beruf des Vaters: Stahlarbeiter, Adresse: Upington Terrace 27, Consett.
Der Mädchenname der Mutter war Carter. Es war ein Zufall, aber kein erstaunlicher. Der Name Carter kam zu häufig vor, um dem große Bedeutung beizumessen, sagte sie sich. Diese Sache war zu wichtig für sie, um sich an Nebensächlichkeiten zu klammern. Sie brauchte konkrete Beweise.
Als nächstes Helens Urkunde. Helen Ruth Wainwright, geboren am 10. Juni 1964 in Sheffield, Tochter von Samuel Wainwright und Dorothy Wainwright, geborene Carter, Beruf des Vaters: Stahlarbeiter, Adresse: Lee Bank 18, Rivelin Valley, Sheffield.
Der zweite Vorname war Ruth. Zusammen mit dem Namen Carter fing das an, bedeutsam auszusehen, fand Catherine, und sie spürte, wie Adrenalin durch ihren Körper schoß.
Sie tippte auf die Taste, die die nächste Seite mit der Heiratsurkunde von Samuel und Dorothy Wainwright aufrief. Ihre Erregung machte sich fast körperlich wie ein Knurren tief im Bauch bemerkbar. Ort der Heirat: St. Stephen’s Church, Longnor, Kreis Buxton. Datum: fünfter April 1948, Samuel Alfred Wainwright, ledig, hatte Dorothy Margaret Carter, ledig, geheiratet. Er war 22, sie 21. Er war Stahlarbeiter, sie Melkerin. Zur Zeit ihrer Heirat wohnte er in Upington Terrace 27, Consett, sie lebte in Shire Cottage, Scardale, Derbyshire, ihr Vater war Albert Carter, Landarbeiter; die Trauzeugen waren Roy Carter und Joshua Wainwright.
Catherine traute kaum ihren Augen. Sie las die Einzelheiten noch
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