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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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mit niemandem. Paul sagte, er sei danach den Rest des Tages und den Abend über sehr zerstreut und erregt gewesen.« Catherine hielt inne und sammelte sich. Sie mußte aufpassen, wie sie sich Tommy gegenüber ausdrückte. Er hörte sehr schnell die Nuancen dessen heraus, was man ihm verschwieg.
    »Bevor er den Herzanfall hatte, schrieb er mir und bat mich, die Veröffentlichung des Buches zu stoppen. Keine Angabe von Gründen, außer daß er neue Informationen hätte, aufgrund deren das Buch zurückgehalten werden müsse. Ich habe natürlich Paul von dem Brief erzählt, als ich ihn im Krankenhaus sah. Ich war schon vorher überzeugt, daß George in Scardale etwas gesehen haben mußte, das ihm – ich weiß nicht – neue Einblicke in den Fall gab oder ihn in Sorge stürzte über etwas, das wir ins Buch aufgenommen hatten. Und Paul war zur selben Schlußfolgerung gelangt. Er macht sich große Vorwürfe. Er glaubt, er sei verantwortlich für Georges Herzinfarkt, weil er ihn überredet hat, nach Scardale zu gehen. Und er hat mich gebeten, ob ich versuchen könnte herauszufinden, was hinter Georges Brief an mich steckt. Deswegen …« Sie zuckte die Achseln. »Ich muß die Antworten finden.«
    »Sie wären eine gute Detektivin geworden«, sagte Tommy trocken.
    »Da es von Ihnen kommt, weiß ich nicht, ob ich das als Kompliment auffassen soll.« Sie spielte mit ihrer Zigarette herum und drückte sie dann entschlossen aus.
    »Oh, ich habe größten Respekt vor denen, die zu einer Arbeit imstande sind, die für mich zuviel war«, sagte er voller Reue, von der sie aber wußte, daß sie gespielt war.
    »Und wo sind Sie hingegangen, um Ihre Antworten zu finden? Als ob ich das nicht raten könnte.«
    »Stimmt. Ich ging nach Scardale. Ich dachte, ich könnte Helens Schwester bitten, ob ich mich noch einmal im Gutshaus umsehen darf, um herauszufinden, was George so aufgeregt hat.« Sie drehte sich ein wenig auf ihrem Stuhl, so daß sie aufs Meer blicken konnte.
    »Und, haben Sie es gefunden?«
    Catherine beschäftigte sich schon wieder mit einer Zigarette. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie Tommy sie prüfend mit seinen klugen Augen ansah. Er wußte, es gab da etwas, aber selbst in seinen wildesten Phantasien hätte er sich nicht ausdenken können, was sie jetzt sagen würde, dachte sie. »Ich konnte mich im Gutshaus nicht umsehen«, sagte sie und stieß den Rauch aus. »Aber ich bekam das zu sehen, wovon es George schwarz vor Augen wurde.« Sie öffnete ihre Tasche und nahm eine Mappe heraus, in der sie die mit dem Computer veränderten Bilder von Alison Carter hatte.
    Tommy streckte die Hand aus. Sie schüttelte den Kopf. »Gleich. Die Frau, die die Tür öffnete und die angeblich Helens Schwester sein soll, ist ein Double von Alison Carter, bis hin zur Narbe an der Augenbraue.« Sie gab Tommy die Mappe. Er machte sie behutsam auf, als erwarte er, daß sie explodieren würde. Was er sah, war schlimmer als alles, was er befürchtet hatte. Die Kinnlade fiel ihm herunter. »Ich konnte meinen Augen auch kaum trauen. Ich habe Philip Hawkins Fotos von Alison zu einem Experten gebracht und mit Hilfe des Computers das Alter simulieren lassen. Das könnte ein Foto der Frau sein, die die Tür von Scardale Manor öffnete. Und so würde auch Alison aussehen, wenn sie noch am Leben wäre.«
    Die Mappe zitterte in Tommys Händen. »Nein«, flüsterte er. »Das kann nicht stimmen. Es muß eine Verwandte sein.«
    »Die gleiche Narbe, Tommy. Identische Narben gibt es nicht.«
    »Sie müssen sich getäuscht haben. Sie können sie nicht richtig gesehen haben. Ihre Phantasie spielt Ihnen einen Streich.«
    »Wirklich? Ich glaube nicht, Tommy. Es war nicht meine Phantasie, die bei George einen Herzinfarkt hervorgerufen hat. Ich glaube, er hat vor mir das gesehen, was ich auch gesehen habe. Deswegen bin ich zu Ihnen gekommen. Ich brauche Ihre Hilfe. Sie müssen mitkommen und Janis Wainwright sehen und mir und George sagen, daß sie nicht Alison Carter ist. Mir scheint nämlich, ich bin über den Knüller des Jahrhunderts gestolpert.«
    Er fuhr sich mit der freien Hand übers Gesicht und rieb daran herum, bis es der ledrigen, zerknitterten Haut eines Tieres glich. Dann ließ er die Hand in den Schoß fallen und starrte Catherine benommen an. »Sie wissen, was das bedeutet, wenn Sie recht haben?«
    Sie nickte langsam. Auf der langen Fahrt in den Norden hinauf hatte sie an fast nichts anderes gedacht, und ihre Stimmung war wie auf einer Achterbahn

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