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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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bringt euch hoch zum Bus.«
    »Ich könnte es machen«, bot George an.
    Maureen sah ihn von oben bis unten an und war sichtlich unzufrieden. »Das ist nett von Ihnen, aber es hat heute morgen schon genug Durcheinander für die Kinder gegeben, und wir wollen nicht noch mehr über den Haufen schmeißen. Geh, Janet, zieh deinen Mantel an.«
    George stoppte sie mit hochgehaltener Hand. »Bevor du gehst, Janet, nur noch eine Frage. Gibt es einen besonderen Platz im Tal, wo ihr öfter hingegangen seid, du und Alison? Ein Versteck, ein Treffpunkt für eine Clique oder so etwas?«
    Das Mädchen warf seiner Mutter schnell einen flehentlichen Blick zu. »Nein«, sagte sie, aber ihr Tonfall schien das Gegenteil zu verraten. Janet stopfte sich den letzten Rest Toast in den Mund und ging eilig hinaus, George mit den Fingern zuwinkend. Maureen nahm ihren Teller und neigte den Kopf zur Seite. »Wenn Alison weglaufen wollte, würde sie es nicht so tun. Sie liebt ihre Mutter. Sie waren sich immer sehr nah. Das kommt davon, weil sie so lang allein waren. Alison würde Ruth das alles nie antun.«

5
    Donnerstag, 12. Dezember 1963, 9 Uhr 50
    D er Versammlungsort der Methodisten hatte eine Verwandlung erfahren. Acht Tapeziertische waren aufgestellt worden, und jeder war Mittelpunkt für eine besondere Aktion. An einem saß ein Polizist mit einem Feldtelefon und hielt die Verbindung mit der Kreisbehörde. Auf drei anderen waren Karten ausgebreitet, die mit dicken roten Linien markiert waren, um die einzelnen Suchbereiche zu kennzeichnen. An einem fünften Tisch war ein Sergeant von Karteikarten, Formularen für Zeugenaussagen und Karteikästen umgeben, der alle hereinkommenden Informationen sammelte und koordinierte. An den übrigen Tischen hämmerten Beamte auf Schreibmaschinen. In Buxton befragten Kriminalbeamte Alison Carters Klassenkameradinnen, während das Tal Scardale, das den Ort gleichen Namens umgab, von dreißig Polizisten und der gleichen Anzahl von Freiwilligen aus der Gegend durchkämmt wurde.
    Am Ende der Halle stand in der Nähe der Tür ein Halbkreis von Stühlen um einen echten Eichentisch, dahinter zwei weitere Stühle. Dort brachte George gerade seinen Bericht an Polizeichef Jack Martin zu Ende. In den drei Monaten, seit er in Buxton war, hatte er nie persönlich mit dem Leiter der Schutzpolizei zu tun gehabt. Seine Berichte waren über Martins Schreibtisch gegangen, das wußte er, aber sie hatten nie direkt miteinander über einen Fall gesprochen. Alles, was er über den Mann wußte, war durch die Meinungen anderer gefiltert.
    Martin hatte im Krieg als Oberleutnant in einem Infanterieregiment gedient, offenbar ohne besondere Auszeichnung oder Tadel. Trotzdem hatten bei ihm die Jahre in der Armee eine Vorliebe für militärische Präzision geweckt. Er bestand auf der Beachtung von Diensträngen und tadelte Polizisten, die Gleichgestellte oder Untergeordnete mit ihrem Namen statt mit dem Dienstgrad ansprachen. Wenn er einen Vornamen im Dezernat hörte, stieg laut DS Bentley sein Blutdruck um mehrere Punkte. Martin führte regelmäßig Kontrollen durch und schnauzte häufig einzelne Beamte an, in deren Stiefeln man sein Gesicht nicht spiegeln konnte oder deren Knöpfe an der Uniformjacke nicht auf Hochglanz poliert waren. Er hatte eine Adlernase und die Augen eines Falken. Er marschierte überallhin im Laufschritt; und man erzählte sich, daß er den Kriminalbeamten, die ihm nominell ebenfalls unterstellt waren, angewidert ein »nachlässiges Äußeres« bescheinigte.
    George hatte jedoch den Verdacht, daß sich hinter dem strengen Regiment ein kluger und effizienter Polizeibeamter verbarg. Jetzt würde er herausfinden, ob das stimmte. Martin hatte sich Georges Zusammenfassung der Ereignisse bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt aufmerksam angehört; er runzelte die Stirn so konzentriert, daß seine graugesprenkelten Augenbrauen in der Mitte fast zusammentrafen. Mit Zeigefinger und Daumen der rechten Hand rieb er den sorgfältig gepflegten Schnurrbart und strich ihn wieder glatt. »Zigarette?« fragte er schließlich und bot George eine Packung Capstan Full Strength an. George schüttelte dankend den Kopf, da er seine milderen Gold Leaf mit Filter bevorzugte. Aber er nahm das Angebot als Erlaubnis zum Rauchen und steckte sich sofort eine an. »Gefällt mir nicht, wie das klingt«, sagte Martin. »Das war offenbar gut geplant, oder?«
    »Ich glaube, ja, Sir«, sagte George, der beeindruckt war, daß Martin auch das

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