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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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abwehrend. »Es könnte schon tagelang, wochenlang da draußen gelegen haben.«
    »Wir werden abwarten müssen, was man in unserem Labor dazu sagt.« Es hatte keinen Sinn, sie zu zwingen, das zu akzeptieren, was ihre Empfindung nicht wahrhaben wollte. »Und der Knopf? Erkennen Sie den?«
    Sie nahm die Tüte und fuhr mit dem Finger über das geschnitzte Stück Hirschhorn. Flehentlich sah sie zu ihm auf. »Ist das alles, was Sie von ihr gefunden haben? Haben Sie sonst nichts zu zeigen?«
    »Wir haben Anzeichen von einem Handgemenge im Dickicht gefunden.« George deutete in eine Richtung und hoffte, es war die richtige. »Zwischen dem Haus und dem Wald, wo wir Shep gefunden haben, unten an der hinteren Seite des Tals. Es ist dunkel. Deshalb können wir jetzt nicht viel machen, aber gleich morgen früh untersuchen meine Leute das ganze Wäldchen auf Fingerabdrücke.«
    »Aber das ist alles, was Sie gefunden haben?« Jetzt war ihr Gesichtsausdruck gespannt.
    Er wollte ihre Hoffnung nicht zerstören, aber er konnte nicht lügen. »Wir haben auch Haare und ein bißchen Blut gefunden. Als ob sie sich den Kopf an einem Baum angeschlagen hätte.« Ruth preßte die Hand vor den offenen Mund und unterdrückte einen Schrei. »Es war wirklich nur ein bißchen Blut, Mrs. Hawkin. Es ist nur ein Hinweis auf eine sehr kleine Verletzung, ganz bestimmt.«
    Ihre großen Augen starrten ihn an, ihre Finger gruben sich in ihre Wange, als wolle sie durch das Zuhalten des Mundes tatsächlich ihre Antwort zurückhalten. Er wußte nicht, was er machen sollte. Er hatte so wenig Erfahrung mit den Reaktionen auf Schicksalsschläge und kritische Situationen. Die Anwesenheit von Vorgesetzten oder erfahreneren Kollegen hatte immer den bitteren Schmerz der Betroffenen abgefangen. Jetzt war er allein und wußte, er würde sich später immer daran messen müssen, wie er mit dieser leidgeprüften Frau umging.
    George beugte sich über den Tisch und legte seine Hand auf die von Ruth Hawkin. »Ich müßte lügen, wenn ich sagen würde, es gibt keinen Grund zur Sorge«, sagte er. »Aber nichts weist darauf hin, daß Alison ernsthaften Schaden genommen hat. Eigentlich eher im Gegenteil. Und eines wissen wir jetzt genau. Alison ist nicht von sich aus weggelaufen. Ich weiß, das wird im Moment kein großer Trost für Sie sein, aber es bedeutet, daß wir uns nicht mit Dingen beschäftigen müssen, die Zeitverschwendung wären. Wir wissen, daß Alison nicht allein weggegangen ist und einen Bus oder einen Zug genommen hat, also werden wir keine Leute dazu einsetzen, die Bahnhöfe zu kontrollieren. Wir können jeden Mann, den wir haben, für die Befragungen verwenden, die wirklich zu etwas führen könnten.«
    Ruth Hawkins Hand fiel von ihrem Mund herunter. »Sie ist tot, nicht?«
    George ergriff ihre Hand. »Es gibt keinen Grund, das anzunehmen«, sagte er.
    »Haben Sie eine Zigarette?« fragte sie. »Meine sind vor einer Weile ausgegangen.« Sie stieß ein kurzes, bitteres Lachen aus. »Ich hätte die Polizistin zum Laden nach Longnor schicken sollen. Da hätte sie was Nützliches zu tun gehabt.«
    Als sie beide rauchten, nahm er die Plastiktütchen und schob die Zigaretten hinüber an ihren Platz. »Behalten Sie die. Ich hab noch welche im Auto.«
    »Danke.« Ihr erregtes Gesicht entspannte sich einen Moment, und George sah zum ersten Mal dasselbe Lächeln, das Alisons Foto so außergewöhnlich machte.
    Er ließ sich und ihr genug Zeit, bis sie beide die tröstliche Beruhigung durch das Nikotin spürten. »Ich brauche Hilfe, Mrs. Hawkin«, sagte George. »Gestern abend mußten wir gegen die Uhr arbeiten, um Spuren von Alison zu finden. Und heute haben wir weitergesucht. Wir müssen all das Technische unter Dach und Fach kriegen, routinemäßige Untersuchungen, die oft zum Erfolg führen. Aber ich habe keine richtige Gelegenheit gehabt, mich hinzusetzen und mit Ihnen darüber zu sprechen, was für ein Mädchen Alison ist. Wenn jemand sie entführt hat – und ich möchte Sie nicht belügen, es sieht immer mehr danach aus –, dann muß ich soviel wie möglich über Alison wissen, damit ich aufdecken kann, wo es zwischen Alison und dieser Person einen Kontakt gegeben hat. Deshalb müssen Sie mir alles über Ihre Tochter erzählen.«
    Ruth seufzte. »Sie ist ein wunderbares Mädchen. Blitzgescheit, immer schon. Ihre Lehrer sagen alle, sie könnte ins College gehen, wenn sie sich ihre Bücher vornimmt. Sogar an die Universität.« Sie neigte den Kopf ein wenig

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