Ein Ort wie dieser
Eintrag beim Überwachungsdienst.«
»Beim Überwachungsdienst?«, fragte Gil, der immer weniger verstand.
Plötzlich machte Eloi kehrt und ging zum Eingang des Arztes zurück. Gil hatte Angst, er würde noch mal klingeln. Aber Eloi begnügte sich damit, einen Kreidekreis auf die Tür zu zeichnen und die Ziffer 3 hineinzuschreiben. Die beiden Jungen nahmen ihren Spaziergang wieder auf.
»Ich glaube, der Typ hat aufgegeben«, sagte Gil ein wenig erleichtert.
»Wirklich? Ach, schau mal, wir gehen ein bisschen shoppen. Wo ich doch schon so lange von einem Nachttisch träume!«
Eloi schubste seinen Freund in ein Möbelgeschäft.
»Herrlich, herrlich«, bemerkte er.
Er ging zwischen Kleiderschränken und Bettrahmen hindurch, während er »wirklich herrlich, das alles« wiederholte. Er führte Gil weit nach hinten in das Geschäft, dann schlich er sich zurück zum Schaufenster.
»Und? Hat er aufgegeben?«
Der Typ in Jeansjacke stand mit ziemlich genervtem Gesichtsausdruck vor dem Geschäft und rauchte.
»Wünschen Sie eine Auskunft, die Herren?«, fragte eine Verkäuferin.
Eloi schenkte ihr sein unheilvollstes Lächeln.
»Mademoiselle, wir werden von einem Verrückten verfolgt. Der Mann vor Ihrem Schaufenster.«
»Er hat ein gemeines Gesicht«, bemerkte die Verkäuferin zustimmend und war schon ganz für Elois Sache gewonnen.
»Und ich frage mich, ob er nicht bewaffnet ist. Er hat immer eine Hand in der Tasche, sehen Sie?«
»Oh! Vielleicht sollte man besser die Polizei benachrichtigen?«
Eloi starrte das junge Mädchen an, als sei er durch diesen Vorschlag wie vom Donner gerührt.
»Ja, aber wieso habe ich da nicht früher dran gedacht? Die 110 , nicht wahr? Es wäre besser, Sie würden anrufen, Mademoiselle. Eine Frau, die von einem Mann belästigt wird – da wird die Truppe schneller aktiv …«
Die Verkäuferin, der es in dem großen Geschäft ohne Kundschaft sterbenslangweilig war, wählte also die 110 und begann eine Beschreibung des Verrückten, der sie belästigte. Während sie telefonierte, zwinkerte Eloi Gil zu und deutete auf den hinteren Teil des Geschäfts. Beide verschwanden durch einen Notausgang, den Eloi entdeckt hatte. Sie liefen durch mehrere Gassen, bevor sie wieder auf den Boulevard gelangten. Eloi sah an einer Parkuhr nach der Uhrzeit, dann schüttelte er Gil die Hand: »Ich muss los. War schön, dass ich ein bisschen mit dir trainieren konnte …«
»Gehst du zum Tchip Burger? Warum arbeitest du da?«
»Das ist gut für mein politisches Gewissen.«
Elois politisches Gewissen hätte sich noch besser gefühlt, wenn er hätte sehen können, was zur selben Zeit gerade bei Tchip Burger geschah. Louvier, auch
Die Firma
genannt, empfing die Dame im Kostüm, die von Nathalie als Schnepfe bezeichnet worden war und die sich zum Unglück der Betroffenen bei der Präfektur um das Schicksal von Migranten kümmerte.
»Hier haben wir Ruhe«, sagte Louvier und schloss die Tür des Besprechungsraums.
Beide setzten sich an den Tisch, und Louvier legte der Dame die Hand auf den Arm und versuchte, ein romantisches Gesicht aufzusetzen.
»Du siehst heute bezaubernd aus.«
»Bleibt es immer noch bei Dienstag?«, antwortete die Dame.
Louvier stimmte mit einem einfachen Wimpernschlag zu und kam gleich zu der einzigen Sache, die ihn interessierte: »Kommt das mit den Boualés voran?«
»Baoulés«, verbesserte die Dame von der Präfektur. »Einstweilen haben sie aus zahlreichen Gründen Anträge auf politisches Asyl gestellt: ein Bruder, der bei einem Aufstand ermordet wurde, ein Onkel, der Minister war und hingerichtet wurde …«
Louvier lachte höhnisch. Ein Minister, was für ein Blödsinn!
»Nein, das ist korrekt«, verbesserte die Dame. »Sie haben Beweise für das, was geschehen ist, Zeitungsartikel über die Aufstände von Bouaké, in denen der Name Baoulé genannt wird, Fotos von ihrem Ministeronkel, als er in der Regierung war, ein Brief, der …«
»Kann so etwas nicht verlorengehen?«, schlug Louvier vor.
Die Dame tat, als hätte sie das nicht gehört, und fuhr fort: »Sie haben alle ihre Kinder mit Touristenvisa hergeholt, die drei Monate gültig waren und jetzt natürlich nichts mehr wert sind. Letztes Jahr waren die Kinder auf verschiedene französische oder afrikanische Aufnahmefamilien oder -einrichtungen verstreut, und die Leute hatten Beherbergungsbescheinigungen unterschrieben. Aber diesen Sommer haben die Eltern sie alle zusammen in einem besetzten Haus
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