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Ein paar Tage Licht

Ein paar Tage Licht

Titel: Ein paar Tage Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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zählte die Türen, dann zwölf steinerne Stufen. Er nahm sich vor, nicht ans Geländer zu stoßen, das bei der geringsten Berührung knarrte, später in der Nacht, wenn er zurückkommen würde, um noch einmal mit Richter zu sprechen.
    Um mit ihm die Flucht vorzubereiten.

49
    BERLIN
    Ein Uhr nachts, die Luft frisch und feucht und geruchlos. Weißliche Wolken zogen vorüber, hin und wieder war der kühle Mond zu sehen, von fern Gitarrenmusik und Gesang, Backpacker auf der Admiralsbrücke. Katharina Prinz hatte den blauen Egg Chair auf die leer geräumte Dachterrasse getragen, erholte sich, in eine Decke gehüllt, vom Kollaps. Sie hatte es noch in die Wohnung geschafft, dann waren alle Dämme gebrochen. Im Schneidersitz an der Tür lehnend, hatte sie es erschöpft geschehen lassen.
    Ein langer Tag mit vielen Kämpfen.
    Mit einem schrecklichen Fehler.
    Vor den »Freunden Algeriens« von Richter zu erzählen …
    Erst kurz vor Mitternacht hatte sie das Amt verlassen. Nach dem Treffen der in der Dunkelheit lauernden »Freunde« war sie noch einmal zur Staatssekretärin gerufen worden, die willens war, sich für den Widerruf der Exportgenehmigung für die algerischen Meininger-Rau-Gewehre stark zu machen, sofern Geheimnisverrat und/oder Bestechung vorlägen. Das gelte auch für den Minister. Die Rechtsabteilung habe mit der Prüfung begonnen, die Ministerien Verteidigung sowie Wirtschaft seien über den Verdacht informiert worden.
    Wie sicher sind Sie wegen Ebert?
    Sehr sicher.
    Dann nageln Sie sie morgen früh fest.
    Das war der Plan.
    Prinz ging davon aus, dass es nicht schwer werden würde. Wiebke Ebert stand kurz vor der Panik. Dass sie ihre am Donnerstag beginnende Fernreise storniert hatte, sprach Bände. Prinz hatte nachforschen lassen, in den vergangenen Wochen hatte kein Pazifikveranstalter Pleite gemacht. Ebert, nahm sie an, wollte oder sollte im AA bleiben, um zu beobachten, wie sich die Dinge entwickelten.
    Ein wenig drohen und provozieren morgen früh, und es wäre so weit. Dann ein Gespräch zu dritt, mit der Staatssekretärin als Furie der Hölle, sie selbst würde die tröstende Versöhnerin geben, die Auswege eröffnete. Ebert würde erzählen, was es zu erzählen gab. Würde Namen nennen, Abläufe, Deals. Sobald dies geschehen war, würde der ganze Vorgang öffentlich gemacht werden.
    Gegen halb zwölf war Jens Carlsen noch einmal gekommen, immerhin wider Erwarten mit einer guten Nachricht. Der Boulevardjournalist war tatsächlich auf den Vorschlag eingegangen: eine exklusive Homestory, »privat und persönlich«, mit Fotos, dafür würde er die Angelegenheit mit den E-Mails aus ihrer Vergangenheit nicht weiterverfolgen.
    Sie stand auf und trat an die Brüstung. Tief unten der Kanal, leise Stimmen, die Gitarrenmusik ein wenig deutlicher. Jetzt erkannte sie das Stück, Magnolia , J.J. Cale. Da war sie, die Vergangenheit, die schwermütigen, welttrunkenen Achtziger.
    Sie wandte sich um, neigte den Kopf mit geschlossenen Augen nach hinten, spürte den Wind in den Haaren. Leichter Schwindel ergriff sie, und für einen Moment fühlte sie sich, als würde sie fallen. Sie öffnete die Augen, blickte auf die Fensterwand, nichts zu erkennen im Wohnzimmer dahinter, sie hatte alle Lichter ausgeschaltet.
    Sie konnte den Anblick der Leere noch nicht gut ertragen.
    Nach wie vor war der Gedanke unvorstellbar, mit vierundvierzig neu anzufangen. Sie verdrängte ihn. Sie hatte sich vorgenommen, das Undenkbare nicht zu denken. Irgendwann würde es vorstellbar sein. Dann würde sie sich damit konfrontieren.
    Sie setzte sich wieder in den Egg Chair.
    In Algerien wurden die Dinge immer komplizierter. Eley, der seit Stunden nicht ans Telefon ging, war zur Persona non grata erklärt worden. Ein diplomatischer GAU , der Botschafter tobte, das BKA schickte eine Entschuldigungsmail nach der anderen in Richtung Algier.
    So unerklärlich Eleys Verhalten auch war, sie wollte nicht ausschließen, dass er wusste, was er tat.
    Aus Tamanrasset keine Neuigkeiten in Sachen Richter. Carola Liebig hatte am frühen und am späten Abend mit dem Krisenreaktionszentrum telefoniert. Sie sitze noch immer im Hotel, warte noch immer auf den Mittelsmann, der sie zu dem Tuareg mit AQM -Kontakt bringen solle.
    Doch auch dort hatte sich Merkwürdiges ereignet. Toumi, der DDSE -Mann, und Eleys Amel Samraoui waren am Abend überraschend nach Algier zurückgeflogen, zum Missfallen des Obersten, der die kleine Delegation führte.
    Prinz bückte sich eben

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