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Ein paar Tage Licht

Ein paar Tage Licht

Titel: Ein paar Tage Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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Militär?«
    »Bei einer ratissage .«
    »Waren Sie dabei?«
    »Ja.«
    »Wie kommt es, dass Sie …« Der Botschafter starrte ihn mit harten Augen an.
    Eley lachte betroffen. »Dass ich nicht erschossen wurde? Glück und ein bisschen Verstand. Misstrauen zur richtigen Zeit. Dass ich auf diplomatische Rücksichtnahme scheiße.«
    »Ich wollte Sie nicht kränken.«
    »Sie können mich nicht kränken. Sie sind ein Teil des Systems. Weil Sie so sind, wie Sie sind, können die so sein, wie sie sind.«
    »Von wem sprechen Sie?«
    »Le pouvoir.«
    »Werden Sie nicht unverschämt, Eley.«
    Sie schwiegen, atmeten durch. Es hatte keinen Sinn zu streiten.
    Eley erzählte, was in Bouzeguène passiert war. Zeigte dem Botschafter die Fotos. Richters Leiche, die Brände, die zerstörten Gebäude, ein Mann mit erhobenem Gewehr, all die Toten, kaum mehr als dunkle Flecken auf dem von Steinbrocken und Erdreich übersäten Boden. Ein Lichtstrahl, der aus dem schwarzen Himmel zu kommen schien.
    »Was sind das für Leute?«, flüsterte der Botschafter.
    »Leute, die Algerien befreien oder ins Chaos stürzen werden.«
    »Befreien?«
    »So sehen sie es.«
    »Und Sie sympathisieren mit ihnen?«
    »Diese Leute sind für Richters Tod verantwortlich. Für Tonis Tod. Wie könnte ich mit ihnen sympathisieren?«
    Der Botschafter nickte, während er das Telefon einsteckte. »Was mit den Fotos geschieht, wird in Berlin entschieden. Sie verstehen das sicher.«
    »Nehmen Sie den Akku raus«, erwiderte Eley. »Die wissen sonst, dass ich in Algier bin.«
    Während der Botschafter mit dem Telefon beschäftigt war, erhob Eley sich. Nur ein Test, aber es funktionierte – Florian und der Kollege sprangen aus dem Wagen, kamen herüber.
    Er setzte sich wieder. »Auch darüber hat Berlin zu entscheiden?«
    »Ganz recht«, sagte der Botschafter. »Sie wohnen für ein paar Tage in der Residenz und stehen den Algeriern dort für Fragen zur Verfügung. Wenn alles geklärt ist, verlassen Sie das Land.«
    Florian und der Kollege waren zu ihnen getreten.
    »Ich weiß, der Job«, sagte Eley.
    »Ist manchmal scheiße, der Job«, sagte Florian.
    »Hast du Essaouira gebucht?«
    »Ein Wochenende im Januar.«
    »Wird nicht reichen«, sagte Eley. »Essaouira ist …« Er zuckte mit den Schultern.
    »Ich besorge Bier für heute Abend«, sagte Florian. »Wir trinken ein paar Flaschen, und du erzählst von Essaouira.«
    Eley schüttelte den Kopf. »Ich komme nicht mit euch.« Er hielt ihm seinen Wohnungsschlüssel hin. »Kannst du dich um meine Sachen kümmern? Ich revanchiere mich in Berlin. Irgendwie.«
    Florian nahm den Schlüssel, sah den Botschafter an.
    »Sie müssen mit den Algeriern reden, Eley. Es ist zu vieles ungeklärt.«
    »Die Algerier wissen, was passiert ist, Herr Botschafter.« Er lehnte sich vor. »Haben sie Ihnen von Deutschland erzählt?«
    »Von Deutschland?«
    »Madjers Bewegung plant dort einen Anschlag. Vielleicht der Gewehrtransport, vielleicht etwas anderes. Soudani weiß davon. Deshalb ist er nach Deutschland geflogen.«
    »Ein Anschlag? Sind Sie sicher?«
    »Ja«, log Eley.
    »Und Sie können es verhindern?«
    Eley stand auf.
    Die nächste Lüge.

57
    BERLIN
    Um zwölf stellte die Staatssekretärin ein Ultimatum. Das Zeitfenster sei bis eins geöffnet. Bis eins seien sie und der Minister bereit, den nächsten Schritt mitzugehen. Doch wenn bis dahin kein Geständnis vorliege, werde man sich wieder auf andere wichtige Dinge konzentrieren.
    »Verstanden«, sagte Prinz und legte auf.
    Zeit für drastische Maßnahmen. Sie erhob sich, schlüpfte in die Kostümjacke und machte sich auf den Weg.
    Ebert hockte eingesunken vor dem Computer, in der Bewegung erstarrt. Ein ungleicher Kampf, dachte Prinz, der eigentlich schon entschieden war. Wiebke Ebert wusste, dass sie verloren hatte, an ihrer Miene ließ sich ablesen, welche grauenhafte Zukunft sie sich ausmalte.
    Nur der entscheidende Satz fehlte noch. Das eine, richtige Wort, das die Mauer zum Einsturz brachte.
    Prinz hatte keine Ahnung, welches Wort das sein könnte. Also versuchte sie es mit einem Gegenstand.
    Sie knallte die Patrone auf Eberts Schreibtisch. »Das haben mir Ihre Freunde gestern Nacht durch den Briefkastenschlitz geworfen, Frau Ebert. Heute Morgen haben sie mich angerufen, ein Mann, er hat geflüstert, dass ich aufpassen muss, dass sich jetzt andere um mich kümmern werden. Was bedeutet das? Sagen Sie es mir! Sie stecken mit diesen Kriminellen unter einer Decke. Sie lassen sich von

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