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Ein paar Tage Licht

Ein paar Tage Licht

Titel: Ein paar Tage Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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Sturmgewehre, die bald nach Algerien transportiert würden. Vielleicht ein Anschlag, vielleicht … sonst was. Auch Soudani sei in Deutschland, vermutlich weil die Algerier Ähnliches befürchteten.
    Landrich stöhnte. »Heilige Scheiße, du könntest sogar recht haben.« Das LKA Baden-Württemberg habe am Vormittag eine Anfrage von Meininger Rau erhalten, sie wollten Begleitschutz für einen Waffentransport. Eley hörte seine Finger über die Tastatur hetzen. »Samstag, zehn Uhr, Start Altniederndorf, Übernachtung auf einem Parkplatz bei Göttingen, Ziel Hamburger Hafen, Sondergenehmigung für Sonntag bewilligt.« Das LKA habe die Bitte abschlägig beschieden. Vonseiten des BKA und der deutschen Dienste lägen keine Terrorwarnungen vor, keine Erkenntnisse, dass al-Qaida in Deutschland einen Anschlag geplant habe.
    »Vergiss al-Qaida endlich«, sagte Eley.
    »Die werden Private buchen«, murmelte Landrich. »Private Schießfritzen gegen al-Qaida. Du meine Güte.«
    »Ich glaub’s einfach nicht, Harry.«
    »Nicht wütend werden, Ralf. Ich bin wütend. Du bist der mit dem schlechten Gewissen.«
    Eley drückte die Zigarette aus. »Also dann, Harry. Bis morgen in Berlin.«
    »Gib mir was«, sagte Landrich. »Irgendwas. Irgendeinen Anhaltspunkt.«
    »Sucht nicht nur in der Islamistenszene.«
    »Ja, ja, schon klar.«
    »Da ist … ein Name.«
    »Ein Name?«
    »Ja«, sagte Eley. »Djamel Benmedi.«
    Wenig später kam Lyon Rigal zurück, führte mit einem unbestimmbaren Lächeln eine bis auf die Augenschlitze verschleierte Frau herein, und Eley dachte, dass es vor drei Jahren ganz ähnlich gewesen sein musste, Rigal und Katharina Prinz, und er stand auf und legte ihm flüchtig die Hand auf die Schulter, bevor er sich Amel zuwandte, die das Kopftuch löste und dann in seine Arme kam.
    »Eine Stunde«, sagte Rigal, und Eley hörte, wie sich die Tür schloss.
    Eine letzte Stunde.
    Sie nutzten sie, um zu reden. Redeten schnell, ohne Atem zu holen, erzählten einander, was in Bouzeguène und Tamanrasset geschehen war, dann sprachen sie über Nebensächliches, Bedeutungsloses, was ihnen in den Sinn kam, taten alles, um keine Abschiedsstimmung aufkommen zu lassen. Warum miteinander schlafen, wenn es so vieles zu besprechen gab und sie doch auch am Wochenende miteinander schlafen konnten. Warum über die Vergangenheit reden, weißt du noch, damals in den Bergen bei Blida, wenn es noch so viel Gegenwart gab. Warum über die Zukunft, ihre Zukunft war Algier, zumindest bis Juli nächsten Jahres.
    Über den Abschied.
    Welchen Abschied?
    Alles war wie immer.
    Bis auf die Stimmen. In ihren Stimmen, dachte Eley, klang die Traurigkeit an.
    Sie saßen auf der Matratze, er lehnte mit der unverletzten Schulter an der Wand, Amel mit dem Rücken an seiner Brust, sein rechter Arm um ihren Körper.
    »Was ist das?« Sie deutete auf die Decke, die Rigal über den Stapel aus Waffen geworfen hatte.
    »Er sammelt Waffen.«
    »Schusswaffen?«
    »Ja. Was er in den letzten Jahren in die Finger bekommen hat.«
    »Was macht er noch mal?«
    »Überwacht Waffenembargos, kartografiert und analysiert Waffen- und Munitionsfundorte und so weiter.«
    »Und sammelt Waffen.«
    »Na ja, als Buße, als Mahnung, als … ich weiß es nicht. Eine fixe Idee. Um in seinem Engagement gegen Kleinwaffen nicht nachzulassen.«
    »Franzosen.« Sie lachte flüchtig. »Hundertdreißig Jahre lang unterdrücken sie uns, dann kommen sie zurück und wollen Buße leisten.«
    »Was Toumi betrifft … Ich stehe in seiner Schuld.«
    »Und er in deiner.«
    »Ja. Ich wollte nur …«
    »Ich werde ihn nicht denunzieren. Hast du das gemeint?«
    »Mit anderen über ihn sprechen.«
    »Werde ich nicht tun. Ich denunziere nicht.«
    »Ich weiß«, sagte Eley.
    »Aber ich werde mit ihm sprechen. Über seine … Revolution, was auch immer das sein soll. Sie werden Algerien ins Chaos stürzen, dasselbe Chaos wie in Ägypten, Libyen, in Syrien. Am Ende helfen sie nur den Islamisten, und wir haben wieder Krieg. Hast du mit Richters Frau gesprochen?«
    »Nein, das macht der Botschafter.«
    »Du solltest mit ihr reden. Sie wird wissen wollen, wie seine letzten Minuten waren.«
    »In Deutschland.«
    Sie wandte sich um, sah ihn mit großen Augen an. »Du fährst nach Deutschland?«
    »Für ein paar Tage. Kommst du mit?«
    »Ja«, sagte sie, »ich glaube, ich komme mit.«
    »Lass uns über Marokko fahren. Ist ein bisschen …« Er brach ab, die Stimme streikte.
    »Ja. Gute Idee.«
    Dann sagte sie

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