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Ein paar Tage Licht

Ein paar Tage Licht

Titel: Ein paar Tage Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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bei der Entführung der zweiunddreißig europäischen Sahara-Reisenden 2003 durch die GSPC . Die geheimen Militäraktionen der Algerier damals in der Sahara, die Nachrichtensperre, die vagen und widersprüchlichen Informationen. Immer wieder hatte es geheißen, es gebe allzu viele Verbindungen zwischen Islamisten, Geheimdienst und Militär.
    Bis heute.
    Eine Mail traf ein, der Chef, Harry Landrich, Leiter des Verbindungsbeamten-Referats in Berlin. Bist du da?
    Ja, schrieb Eley.
    Das Telefon klingelte, Landrich sagte: »Zurück aus tausendundeiner Nacht, ja? Hast die Geishas tüchtig tanzen lassen, hoffe ich.«
    Landrich lachte, Eley nicht. Er hatte einen vertrauten Anblick vor Augen: der Chef am Schreibtisch, der linke Ellbogen auf der Tischplatte, der rechte Arm lag ausgestreckt, der lange Rücken gekrümmt.
    »Hier ist der Teufel los«, sagte Landrich.
    »Glaube ich gern.«
    »Die fragen sich, wie so was passieren konnte.«
    »Das wissen sie«, sagte Eley. »Falls sie meine Analysen gelesen haben.«
    »Na ja, sie suchen eben jemanden, den sie verantwortlich machen können.«
    »Jemanden wie AQM ?«
    »Jemanden wie dich.«
    Eley schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ich habe sie gewarnt. Ich habe geschrieben: ›Algerien ist Al-Qaida-Land.‹«
    »Ja, hast du.«
    »War sogar mal der Titel einer Analyse, ›Algerien ist Al-Qaida-Land‹. Zwanzig Seiten, einzeiliger Abstand. Alles, was wir und die westlichen Geheimdienste wissen und rausgeben dürfen, Stand April 2011. Nur für Elbe Defence und die anderen und den Bundessicherheitsrat. Titel: ›Algerien ist Al-Qaida-Land‹.«
    »Ich erinnere mich. Das war ein bisschen übertrieben, oder?«
    »Natürlich. Sonst kapiert’s ja keiner.«
    »Wenn es um Geld geht, wird man begriffsstutzig.«
    Eley ließ sich gegen die Lehne sinken. Er sehnte sich nach einer Zigarette, doch Rauchen war im Gebäude verboten. Es ging um viel Geld. Knapp eine Milliarde war allein das »Atlas«-Geschäft von Elbe Defence Systems wert. Die Deutschen lieferten die Technologie, das Gemeinschaftsunternehmen Elbe Algérie Spa. produzierte: eintausend Panzerspähwagen innerhalb von fünf Jahren. Ein Joint Venture der deutschen Elbe Defence mit den algerischen Ministerien Verteidigung und Industrie sowie einer Investmentgesellschaft aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.
    Dazu kamen Geschäfte weiterer deutscher Rüstungsfirmen mit Algerien im Umfang von rund zehn Milliarden Euro. Beteiligt waren Rheinmetall MAN Military Vehicles, ThyssenKrupp, Daimler, Cassidian, Rohde & Schwarz, Carl Zeiss, Meininger Rau und andere. »Fuchs«-Transportpanzer, Fregatten, Mercedes Sprinter, Unimogs, Überwachungselektronik für die Landesgrenzen, Sturmgewehre. Alles, was man so brauchte als ambitionierte Regionalmacht im Maghreb gegen die inneren, die äußeren und die eingebildeten Feinde.
    Alles genehmigt vom Bundessicherheitsrat.
    »Das Blöde ist, dass du im Urlaub warst, als es passiert ist«, sagte Landrich.
    »War mit AQM so abgesprochen.«
    Landrich lachte gekünstelt.
    »Verdammt, Harry, ruf noch mal an, fang noch mal von vorn an«, sagte Eley wütend und legte auf.
    Das Telefon klingelte.
    »Ich habe ein paar Infos über Richter für dich«, sagte Landrich freundlich.
    Richter war achtundvierzig, verheiratet, hatte zwei Töchter. Diplomierter Wirtschaftsingenieur, erst seit ein paar Monaten bei Elbe Defence Systems tätig, stellvertretender Vertriebsbeauftragter für Afrika im Bereich Wheeled Vehicles. Er hatte sich in Ain Smara nahe Constantine informieren wollen, wie weit die Algerier mit dem Umbau der ehemaligen Traktorenfabrik waren, in der neben dem »Fuchs« von Rheinmetall MAN auch der »Atlas« von Elbe produziert werden würde.
    »Und«, sagte Landrich, »wie weit sind sie? Wird da schon gearbeitet?«
    »Elbe hat ein paar Dutzend Schweißer und Mechaniker eingestellt«, erwiderte Eley. »Das Goethe-Institut hat ihnen ein bisschen Deutsch beigebracht, jetzt sind sie in Lüneburg, werden dort ausgebildet.«
    »Und die Fabrik?«
    »Wurde bis jetzt nicht renoviert. Da hausen noch die Straßenkatzen.«
    »Mann, muss das stinken«, sagte Landrich. »Die ganze Katzenpisse, kriegst du doch nie mehr raus. Panzer, die nach Katzenpisse stinken.« Er lachte. »Richter war früher bei Meininger Rau, fünfzehn Jahre, die letzten Jahre im Vorstand. Da stinkt’s auch, bei Meininger Rau. Verdacht auf illegale Lieferungen, Bestechung …«
    »Hab’s gelesen. Steckt Richter mit drin?«
    »Elbe Defence hat ihn

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