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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Monk einen rauen Unterton heraushörte. »Nicht so sehr eine Warnung, sondern eher ein ›Dankeschön im Voraus‹ für die diskrete Behandlung der Angelegenheit.«
    Monk fragte sich, ob er Runcorn sagen sollte, dass er Verständnis hätte, wenn er die Sache nicht weiter verfolgen wollte. Schließlich konnte er damit seine Laufbahn gefährden. Und dann fiel ihm wieder ein, wie ehrgeizig Runcorn früher gewesen war, wie weit der berufliche Aufstieg bei ihm im Vordergrund gestanden hatte.
    Runcorns Stimme riss ihn aus seinen Überlegungen. »Wir werden sehr vorsichtig sein müssen. Verfolgen Sie Zenias Weg, nicht den Lambourns. Es wäre leichter, Lambourns Laufbahn nachzuvollziehen, zu ermitteln, wem er nahestand oder wer vor etwa fünfzehn Jahren gestorben ist, aber das würde unsere Gegner auf unsere Spur bringen. Zenia ist kein gewöhnlicher Name. Bei einer Mary oder Betty gäbe es schon größere Schwierigkeiten.« Er bedachte Monk mit einem schiefen Grinsen. »Würde gern wissen, ob Gadney ihr Mädchenname ist oder ob ihr Mann so hieß. Was meinen Sie?«
    »Wir werden überprüfen, welche Gadneys vor etwa fünfzehn Jahren gestorben sind«, versprach Monk, von frischem Enthusiasmus beseelt. Er freute sich darauf, wieder mit Runcorn zusammenzuarbeiten, so, wie sie das wohl am Anfang ihrer Laufbahn getan hatten.
    »Dann fangen wir besser sofort an.« Runcorn strebte schon wieder zur Tür. »Es könnte allerdings eine Weile dauern. Wie lange, glaubt Rathbone, haben wir noch Zeit?«
    »Eine Woche vielleicht«, meinte Monk. »Er wird das Ende hinausschieben, so lange er nur kann.«
    Keiner der beiden brauchte darauf hinzuweisen, dass eine neuerliche Öffnung der Akten so gut wie ausgeschlossen war, sobald das Urteil feststand. Kein Beweis der Welt würde die Geschworenen dann noch beeinflussen können. Für eine Aufhebung des Spruchs würde es eines erwiesenen Fehlurteils oder des Auftauchens neuer, unwiderlegbarer Fakten bedürfen. Die Zeit war bei diesem Unterfangen ihr größter Feind – zusammen mit den Interessen bestimmter Kreise, denen es um ihren Ruf und um viel Geld ging.
    Die Verpflichtung, Geburten, Todesfälle und Hochzeiten in Registern zu erfassen, war erst 1838, vor neunundzwanzig Jahren, eingeführt worden. Doch anfangs hatte es häufig Versäumnisse gegeben, sodass man sich nicht immer darauf verlassen konnte, dass die Einträge korrekt waren. Und wenn jemand sich bei einem Namen verlesen oder Zahlen verwechselt hatte, erschwerte dies Nachforschungen ungemein. Natürlich wurde auch gern gelogen, vor allem beim Alter.
    Nachdem sie Runcorns Büro in Greenwich verlassen hatten, nahmen die zwei Polizisten die Fähre zurück ins Zentrum von London. Von Osten her fegte ein Graupelschauer fast waagrecht zu ihnen herüber, und obwohl sie mit eingezogenen Köpfen auf ihren Sitzen kauerten, stachen ihnen die feinen Eiskügelchen ins Gesicht.
    In Wapping gingen sie an Land und fuhren mit einer Droschke weiter westwärts. In behaglichem Schweigen saßen sie einander gegenüber, jeder in seine Gedanken über den Fall und dessen mögliche Auswirkungen versunken. Ein Gespräch zu erzwingen war nicht nötig. Gelegentlich eingestreute Wörter genügten vollauf.
    Beim Archiv angekommen, wurden sie in die riesigen, stillen Lagerräume geführt. Sogleich machte sich Monk daran, auf gut Glück unter dem Namen Gadney nach Einträgen über einen Todesfall zu forschen, denn sie kannten ja weder den Vornamen noch irgendwelche Daten. Er begann fünfzehn Jahre vor dem mutmaßlichen Todesjahr und arbeitete sich systematisch in die nähere Vergangenheit vor.
    Runcorn machte es genau umgekehrt und durchwühlte die Akten von der Gegenwart in die Vergangenheit.
    Sie forschten, bis sie trübe Augen und vom vielen Staub eine trockene Kehle bekamen.
    »Nichts«, murmelte Runcorn enttäuscht.
    »Wir müssen das Ganze noch einmal überdenken«, räumte Monk ein und stellte das letzte schwere Buch an seinen Platz im Regal zurück. »Lassen Sie uns das in einem Pub bei einem ordentlichen Mittagessen tun. Ich habe den Geschmack von dieser Tinte schon richtig auf der Zunge.«
    »Vielleicht war Gadney ihr Mädchenname, und ihr Mann hieß ganz anders«, sinnierte Monk eine Viertelstunde später, als sie dicke Scheiben frischen Brots belegt mit zerbröselndem Caerphilly-Käse und Essiggurken verzehrten. Sie hatten beide so viel Durst, dass ein Pint Apfelmost schnell geleert war und sie ein zweites bestellten. »Die Leute nannten sie Mrs Gadney,

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