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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Ballinger abgemagert. Doch an diesem Morgen strahlte er Energie aus – er kämpfte in einem großen Fall.
    Ob Rathbone recht hatte oder sich täuschte, konnte Monk nicht beurteilen, aber er wollte ihm diesen Fall nicht wegnehmen, bedeutete er doch zumindest eine gewisse Linderung seiner Schmerzen. »Was soll ich für Sie tun?«, fragte er in banger Erwartung einer Bitte, die so vage oder verzweifelt war, dass er sie unmöglich erfüllen konnte.
    »Dinah hat gesagt, Lambourn hätte Zenia unterstützt, weil sie die Witwe eines Freundes von ihm gewesen sei«, antwortete Rathbone. »Sie sei praktisch von Anfang an im Bilde gewesen. Die Beträge seien am einundzwanzigsten Tag jedes Monats unter dem Kürzel ZG ins Haushaltsbuch eingetragen worden. Wenn wir beweisen können, dass das zutrifft, ist das Hauptmotiv entkräftet.«
    Monk sank das Herz in die Magengrube. »Oliver, das hat er ihr gegenüber behauptet – oder aber, sie hat sich eine raffinierte Ausrede für sein Verhalten ausgedacht. Es ist …«
    »Beweisbar!«, fiel ihm Rathbone ins Wort. »Verfolgen Sie zurück, woher Zenia kam. Schauen Sie in die Register. Sie muss in den letzten neunundzwanzig Jahren verheiratet gewesen sein. Finden Sie den Ehemann.« Er glühte schier vor Eifer und beschwor Monk eindringlich mit leiser Stimme. »Spüren Sie die Verbindung mit Joel Lambourn auf. Vielleicht haben sie gemeinsam studiert, zusammen ihren Arztberuf ausgeübt. Irgendwo müssen sich ihre Wege gekreuzt haben, wenn sie später so enge Freunde wurden, dass Lambourn die Witwe des Mannes sein Leben lang unterstützte, ja ohne Unterbrechung Monat für Monat zu ihr hinausfuhr. Ein solcher Mensch ist verdammt loyal! Da werden sich seine Spuren doch nachverfolgen lassen.«
    Monk schwieg.
    »Spüren Sie das auf!«, wiederholte Rathbone eindringlicher.
    »Glauben Sie das?«, fragte Monk, in der Hoffnung, seinen Freund würden Zweifel befallen.
    Rathbone zögerte ein wenig zu lange, was er gleich selbst erkannte. »Im Prinzip – ja«, meinte er mit einem matten, selbstironischen Lächeln. »In irgendeinem Punkt lügt sie, ich weiß nur nicht, in welchem. Ich bin davon überzeugt, dass sie sich mit dem erlogenen Alibi absichtlich selbst belastet hat und wirklich auf einen Prozess hoffte, bei dem sie eine neue Untersuchung von Joels Selbstmord erzwingen konnte. Und dass wir es irgendwie schaffen würden zu beweisen, dass es tatsächlich Mord war, dass seine Studie in jedem Punkt zutraf und jemand ein Interesse daran hat, alles zu vertuschen.«
    Monk stemmte sich hoch. »Dann rolle ich meine Untersuchung neu auf«, versprach er leise. »Und ich werde Runcorn dazu bringen, dasselbe zu tun.«
    Rathbone lächelte. Seine Anspannung ließ nach, und in seinen Augen glomm neue Hoffnung. »Danke.«
    Von Rathbone fuhr Monk direkt zu Runcorn ins Büro. Das erforderte eine lange Fahrt in östlicher Richtung und eine neuerliche Überquerung des Flusses, diesmal bei heftiger werdendem Wind und Graupelschauern. Würde es an Weihnachten schneien?
    Runcorn war bei seinem Eintreffen gerade im Begriff, die Polizeiwache zu verlassen. Kaum hatte er Monks Gesicht gesehen, kehrte er wortlos um, bedeutete Monk, ihm zu folgen, und stieg wieder die Treppe zu seinem Büro hinauf. Runcorn hatte die Tür noch nicht richtig hinter sich geschlossen, als Monk schon in geraffter Form wiedergab, was Rathbone ihm gesagt hatte. Runcorn hörte ihm zu, ohne ihn ein einziges Mal zu unterbrechen.
    Am Ende nickte Runcorn. Er fragte nicht, ob Monk das glaubte. »Dann sollten wir nachforschen, ob jemand etwas über Zenias Herkunft weiß«, brummte er. »Das Problem liegt nur darin, dass wir sehr viele Leute befragen werden. Da könnten schnell die Falschen, sprich Lambourns Feinde, davon Wind bekommen, dass wir das immer noch untersuchen.«
    Monk nahm an, Runcorn dächte an seine eigene Sicherheit. Doch dann genügten ein Blick auf sein Gesicht und die Erinnerung daran, wie er im Schein des Kaminfeuers Melisande angeschaut hatte, und er schämte sich für seinen Gedanken.
    »Hat irgendjemand etwas zu Ihnen gesagt?«, fragte Monk. Fast rechnete er schon mit einer bejahenden Antwort. Für ihn war der nächtliche Überfall auf der Straße ebenso wenig Zufall wie die Anwesenheit Sinden Bawtrys beim Prozess und die Parteilichkeit von Richter Pendock, der die Verteidigung nach Rathbones Überzeugung bei jeder Gelegenheit behinderte.
    »Indirekt«, meinte Runcorn mit einem scheinbar gleichgültigen Schulterzucken, wenngleich

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