Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
schon wohlhabend«, meinte Monk.
Runcorn rieb sich nachdenklich am Kinn. »Wann ist man wohlhabend genug? Für manche Leute existiert ein solcher Zustand einfach nicht. Man tötet, weil man verzweifelt ist – man tötet, weil man mehr will, als man hat.« Er stand langsam auf. »Ich besorge Ihnen ein Pint. Sie sollten etwas essen und trinken. Hier gibt es vorzüglichen Schweinebraten.«
»Das ist freundlich von Ihnen.« Monk seufzte in tiefer Dankbarkeit. »Sehr freundlich.«
Ein Lächeln huschte über Runcorns Lippen – und verschwand gleich wieder –, dann bahnte er sich seinen Weg zum Tresen mit all den schimmernden Krügen und auf Hochglanz polierten Zapfhähnen.
»Jawohl, Sir«, antwortete der Notar am nächsten Tag düster auf Monks Frage. »Eine beträchtliche Summe. Die genaue Höhe kann ich Ihnen nicht nennen, aber Dr. Lambourn war ein sehr kluger, sehr umsichtiger Mann. Lebte immer im Rahmen seiner Möglichkeiten.«
»Wem hinterließ er sein Vermögen, Mr Bredenstoke?«, erkundigte sich Monk.
Bredenstokes Miene verriet keine Regung, nicht einmal seine Wimpern zuckten. »Seinen leiblichen Töchtern, Sir: Marianne und Adah.«
»Alles?«
»Bis auf ein paar Legate, ja, Sir.«
»Nichts für seine Frau?«
»Nein, Sir. Sie bekommt nur so viel, dass es für die Erziehung der Kinder reicht.«
Monk wurde es unerwartet warm ums Herz. »Vielen Dank.«
16
Da es Samstag war, tagte das Gericht nicht. Das verschaffte Rathbone eine höchst willkommene Atempause. Er schrieb mehrere Briefe mit guten Wünschen für das Weihnachtsfest, das kurz bevorstand, und legte sie in der Vorhalle ab, damit Ardmore sie zur Post brachte.
Einmal wenigstens bedrückte ihn die Stille im Haus nicht so sehr wie sonst immer. Dabei war er sich gar nicht des Umstands bewusst, dass sie nichts mit dem Frieden in der Zeit der freudigen Erwartung der Rückkehr einer geliebten Person zu tun hatte. In Wahrheit handelte es sich um nichts anderes als eine Leere, die sich endlos vor ihm erstreckte. Und nun, da ihn die Enttäuschung so schwer getroffen hatte, schien sie in gewisser Hinsicht auch weit in seine Vergangenheit hineinzureichen.
Waren Margaret und er jemals wirklich so glücklich gewesen, wie er gemeint hatte? Oder hatte er nur das geliebt, wofür er sie gehalten hatte – und war dabei einem verhängnisvollen Irrtum erlegen? Empfand sie genauso wie er: dass sie sich und ihr Leben einem Mann hingegeben hatte, dem sie blind vertraute, nur um festzustellen, dass er bei Weitem nicht dem entsprach, was sie in ihm gesehen hatte, und dass ihre Verbindung ein Fehler war?
Sie hatten doch beide gewiss keine Täuschung beabsichtigt, sondern sich einfach nur falsche Vorstellungen gemacht, oder? Hatten sie nur das gesehen, was sie hatten sehen wollen? Hätte er Margaret wirklich geliebt, wäre sein Handeln dann immer noch dasselbe gewesen? Damals hatte er das geglaubt, doch im Nachhinein und im Lichte ihres Verlusts befielen ihn Zweifel. Erforderte Liebe denn nicht mehr Großzügigkeit, als er sie aufgebracht hatte? Vergab sie alles?
Und wenn ihm das Gleiche mit Hester geschehen wäre, hätte er ihr verziehen? Was eigentlich? Schwäche, weil sie es nicht fertigbrachte, sich der Wahrheit über ihren Vater zu stellen? Ihre Unfähigkeit, das zu sehen? Oder einfach nur die Tatsache, dass sie nicht das war, was er in ihr gesehen hatte, oder vielmehr: was sie für ihn hätte sein müssen, um ihn glücklich zu machen?
Doch Hester hätte nie einen anderen Menschen über ihr Rechtsempfinden, ihre Moral erhoben. Ein Zerwürfnis hätte ihre Gefühle verletzt, ihr sogar das Herz gebrochen, aber sie hätte von jedem erwartet, dass er die Verantwortung für seine Fehler trug, worin auch immer sie bestehen mochten. Sie hätte ihm ihre Liebe nicht entzogen und wäre nach bestem Wissen und Gewissen ehrlich zu sich selbst geblieben.
Und dann erkannte er zur eigenen Überraschung, dass er Hesters Respekt und Freundschaft vermutlich für immer verwirkt hätte, wenn er sich selbst verraten und sich Margarets Wunsch, ihrem Vater zuliebe das Recht zu beugen, gefügt hätte. Gleichermaßen war ihm klar, dass ein solcher Verlust ein Preis war, den zu zahlen er nicht gewillt war – damals genauso wenig wie heute.
Auch Monks Freundschaft würde ihm fehlen, allerdings auf andere Weise und nicht ganz so schmerzhaft.
Diese Gedanken drehte und wendete er immer noch hin und her, als das Dienstmädchen hereinkam, um ihm mitzuteilen, dass Monk im Frühstückszimmer
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