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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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über Schande und Selbstmord zu schwadronieren. Wie tollpatschig von ihm!
    »Hester …« Was konnte er jetzt noch sagen? Die Schamesröte stieg ihm brennend ins Gesicht.
    Sie lächelte unter Tränen. »An ihn hatte ich gar nicht gedacht«, sagte sie sanft. »Es war töricht von ihm, einem bösen Menschen blind zu vertrauen; und ich war nicht da und konnte nicht helfen. Ich war zu sehr damit beschäftigt, mich auf der Krim um mich selbst und mein Gewissen zu drehen. Schande für die Nation ist etwas anderes.« Sie senkte den Blick auf ihren Schoß. »Es kann so leicht sein, zu sagen, das sei alles für unser Land geschehen, und dann ungeheuerliche Dinge anzustellen, um andere Gräueltaten zu verbergen. Es ist ja so leicht, an solche Ausreden zu glauben. Aber ich kenne die Antwort nicht. Morgen gehe ich wieder zu Winfarthing und noch zu ein, zwei anderen Leuten, die mir vielleicht mehr über die Opiumkriege und die Art und Weise, wie wir sie geführt haben, sagen können.«
    »Ich finde nicht, dass das eine gute Idee …«, begann Monk, doch seine Worte erstarben, als er die Entschlossenheit in Hesters Augen sah. Er konnte sagen, was er wollte, sie würde es allein schon um ihres Seelenfriedens willen tun, so wie sie ohne die Einwilligung ihrer Eltern auf die Krim gegangen war und später trotz seiner Einwände die Klinik aufgebaut hatte. Es wäre so viel bequemer, wenn sie sich mehr um ihr eigenes Wohlergehen oder um das seine sorgte, ganz zu schweigen von ihrer Sicherheit. Doch dann würde sich die Unzufriedenheit auf anderen Wegen hereinschleichen und in dem Maße wachsen, in dem sie sich selbst und das, woran sie glaubte, verleugnete.
    »Dann sei aber wenigstens sehr vorsichtig«, schloss Monk lahm. »Denk an Scuff!«
    Hester errötete leicht. Dann sog sie die Luft ein, als wollte sie in scharfem Ton antworten, biss sich aber nur auf die Lippe. »Das werde ich«, versprach sie.
    Als Erstes suchte Hester Winfarthing auf. Allerdings musste sie fast eine Stunde warten, bis er den letzten Patienten behandelt hatte und seine Aufmerksamkeit ihr widmen konnte. Wie immer war das Sprechzimmer mit Büchern und Dokumenten übersät. Ganz oben auf dem chaotischsten Haufen lag ein winziges Kätzchen. Das Tier machte keine Anstalten, sich zu regen, als Hester sich auf einem Stuhl dicht vor ihm niederließ.
    Winfarthing schien das nicht bemerkt zu haben. Er wirkte müde und unglücklich. Seine dichten Haare standen ihm zu Berge – er hatte sie sich im wahrsten Sinne des Wortes gerauft.
    »Nein, ich habe nichts, was Ihnen weiterhelfen wird«, erklärte er, bevor Hester dazu kam, ihn zu fragen. »Sonst hätte ich Sie sofort informiert.«
    Hester wiederum berichtete ihm alles, was sie über Dinah und Zenia Gadney in Erfahrung gebracht hatten.
    »Gütiger Himmel!«, entfuhr es Winfarthing. »Ich würde liebend gerne zu ihren Gunsten aussagen, aber was spricht denn schon für sie? Wenn sie es nicht war, die diese Frau umgebracht hat, wer dann?« Ein Ausdruck von Abscheu breitete sich auf seiner Miene aus. »Ich habe keine große Zuneigung zu Politikern, Respekt auch nicht, aber es fällt mir schwer zu glauben, dass einer von ihnen Joel Lambourn kaltblütig ermorden würde, nur um das Arzneimittelgesetz zu verzögern. Früher oder später kommt es sowieso – vermutlich früher –, egal, was seine Gegner unternehmen. Lässt sich in ein, zwei Jahren wirklich so viel Geld verdienen, dass es das Leben eines Mannes wert ist? Ganz zu schweigen von der eigenen Seele?«
    »Nein, das glaube ich nicht«, erwiderte Hester. »Es muss mehr dahinterstecken, viel mehr.«
    Winfarthing betrachtete sie neugierig. »Was? Etwas, das Lambourn wusste und in seiner Studie erwähnte?«
    »Glauben Sie das denn nicht?« Hester fühlte sich zunehmend unsicher und suchte hektisch nach Antworten. Sie wünschte sich, Dinah wäre unschuldig und Joel Lambourn kein Scharlatan, der Selbstmord begangen hatte. Was war es, das sie, abgesehen vom logischen Verstand, antrieb? Nur zu deutlich las sie in Winfarthings Gesicht, dass er sich genau diese Frage stellte, und schon spürte sie ein leichtes Brennen auf den Wangen. »Die Theorie von Lambourns Selbstmord ergibt keinen Sinn«, verteidigte sie sich. »Die physischen Beweise stimmen nicht.«
    Winfarthing ignorierte ihr Argument. »Was meinten Sie vorhin? Was könnte dahinterstecken?«, fragte er. »Etwas, das er über den Umfang des heutigen Opiumverkaufs entdeckt hatte? Schmuggel? In Großbritannien kümmert es doch

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