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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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leichtfällt, uns einzugestehen, dass wir möglicherweise getäuscht wurden. Niemand trennt sich freiwillig von einer Illusion über sich selbst. Da wollen manche sogar lieber sterben.«
    »Oder töten?«, flocht Hester eilig ein. »Die Stimme zum Verstummen bringen, die das infrage stellt, woran man glaubt? Ist es nicht ein alter Brauch, solche Leute als Gotteslästerer zu brandmarken und zu bestrafen?«
    Winfarthing schüttelte den Kopf. »Wenn jemand gesteinigt worden wäre, könnte ich das vielleicht noch akzeptieren. Aber einem Menschen die Pulsadern aufzuschlitzen und das Ganze wie einen Selbstmord aussehen zu lassen, das hat nichts mit Zorn zu tun, Hester. Es ist kaltblütiger Mord. So etwas tut nur jemand, dem es darum geht, seine eigenen Interessen zu schützen, nicht diejenigen von anderen.«
    Hester schwieg. Sie versuchte, sich Joel Lambourn allein in der Dunkelheit auf dem One Tree Hill vorzustellen.
    »Einem Menschen das anzutun, was Zenia Gadney angetan worden ist, zeugt von einem Unmenschen«, fuhr Winfarthing fort. »Und ein solches Verbrechen zu begehen, um jemand anderen zu belasten, übersteigt alles, was zur Rechtfertigung eines Wahnsinnigen herangezogen werden könnte. Sie haben recht. Hier geht es wirklich nicht um das Arzneimittelgesetz oder die Opiumkriege.«
    »Dann ist es Eigeninteresse, um ein Vermögen zu schützen, das durch den Opiumhandel erworben wurde und immer noch vermehrt wird.« Hester weigerte sich, von ihrem Verdacht abzurücken.
    »Schützen? Wovor?«, fragte Winfarthing. »Das Arzneimittelgesetz wird zur Vorschrift machen, dass man genau misst, beschriftet und …«
    »Aber Lambourn ist tot«, unterbrach Hester ihn. »Und er hat sich nicht die Pulsadern geöffnet. Es gab kein Messer und auch keine Flasche oder Ampulle für Opium.«
    »Ungereimtheiten«, bestätigte Winfarthing. »Oder Unachtsamkeit seitens der Polizei. Ist es möglich – nicht wahrscheinlich, aber möglich –, dass eine andere Person das Messer gestohlen hat?«
    »Warum versuchen Sie, den Mord wegzuerklären?«, warf Hester ihm wütend vor. Sie war verwirrt und fühlte sich in die Enge gedrängt, als glitte ihr eine schreckliche Wahrheit aus den Händen und hinterließe noch hässlichere Lügen. »Glauben Sie jetzt tatsächlich, dass er wegen seines Versagens Selbstmord begangen hat? Oder wollen Sie mich auf Kosten von Dinah Lambourns Leben daran hindern, etwas Anstößiges aufzuwirbeln?«
    Seine unglückliche Miene verriet ihr, dass sie ihn verletzt hatte.
    »Verzeihen Sie mir!«, rief sie. »Das war ungerecht von mir, und ich wünschte, ich hätte es nicht gesagt. Ich fühle mich so hilflos. Ich weiß, dass hier etwas zum Himmel stinkt, und habe zu wenig Zeit, um daraus schlau zu werden.«
    Winfarthing wischte ihre Selbstbezichtigung mit einer kleinen Geste beiseite. »Sie haben sich nicht verändert, hm? Nichts dazugelernt?« Er blickte sie liebevoll an. »Das freut mich. Manche Menschen sollten nie alt werden – zumindest nicht ihre Seele. Aber seien Sie auf der Hut, Mädchen. Wenn wirklich etwas hinter dieser Sache steckt, dann ist es äußerst übel und sehr gefährlich.« Er beugte sich über das Pult und griff nach seiner Feder und einem Blatt. Darauf kritzelte er einen Namen und reichte es Hester. »Dieser Mann hat auf einem ähnlichen Gebiet gearbeitet wie Lambourn und ihm geholfen. Auch er hat viele Fragen über Opium, seine Verwendung und seine Gefahren gestellt. Er arbeitet unter den Armen und fristet sein Leben, so gut er kann. Es wird nicht ganz leicht sein, ihn zu finden. Er ist ziemlich sprunghaft – heute glücklich, morgen zu Tode betrübt –, aber er ist ein guter Mensch. Achten Sie sorgfältig darauf, bei wem Sie sich nach ihm erkundigen.«
    Hester nahm das Blatt in die Hand und warf einen Blick darauf. Alvar Doulting. Diesen Namen hatte sie noch nie gehört. Sie steckte es in ihre kleine Handtasche. »Vielen Dank. Ich werde versuchen, ihn aufzutreiben.«
    Es kostete sie den halben nächsten Tag, bis sie endlich fündig wurde und Alvar Doulting am St. Saviour’s Dock in einem Nebenraum eines Warenlagers antraf. Dort hatte er mit einem halben Dutzend Patienten alle Hände voll zu tun, die größtenteils üble Blutergüsse und Knochenbrüche bis hin zu Trümmerbrüchen erlitten hatten. Nach einer knappen Vorstellung, bei der sie kurz die Krim erwähnte, begann sie einfach, ihm zu helfen.
    Doulting war ein junger Mann, sehr ernst und blass, was von Erschöpfung oder dem plötzlichen

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