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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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verfasste, ließ er sich weder durch Geld noch sonstwie davon abbringen und wurde schließlich wegen seines Mutes ermordet. Aus Liebe zu ihm riskiert seine Witwe – oder mutmaßliche Witwe – ihr eigenes Leben, nur um seinen Ruf zu retten. Seine gesetzliche Ehefrau war entgegen der allgemeinen Annahme keine Prostituierte, sondern wurde von ihrem anständigen Gatten unterstützt, der dafür keinerlei Gegenleistungen von ihr verlangte. Ist überhaupt irgendetwas so, wie es auf den ersten Eindruck wirkt?«
    Monk schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    Rathbone musste an eigene Erfahrungen denken, als auf einen Schlag alles ganz anders gewesen war, als er es erwartet hatte. Vertrautes war unerklärlicherweise fremd geworden und Selbstverständliches wie weggewischt gewesen. Konnte so etwas jedem widerfahren? Dinah musste das gewiss auch erlebt haben! Hatte sie entdeckt, dass Lambourn nicht der Mann war, den sie geliebt hatte und der nur in ihrer Einbildung existierte?
    Oder verstand er die Verhältnisse erst jetzt so, seit er nach dem schmerzhaften Verlust seiner Illusionen die Erfahrung gemacht hatte, dass man sich der Realität nicht mehr sicher sein konnte?
    Zügig liefen die beiden Männer durch die stille Straße.
    »So kurz vor dem Ende des Prozesses ist es vielleicht bereits unmöglich, das Urteil abzuwenden, und das ängstigt mich«, sagte Rathbone. »Jemand hat zwei Morde begangen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Lambourns und Zenia Gadneys Tod nicht miteinander zusammenhängen. Amity Herne hat einen Meineid geleistet, aber mir ist nicht klar, warum. Aus Feindschaft gegen ihren Bruder oder gegen Dinah? Um so zu rechtfertigen, dass ihr Mann Joels Untersuchung verworfen hat? Oder hat sie ein persönliches Interesse an der Verhinderung des Gesetzes?«
    »Ich weiß es auch nicht«, gab Monk zu. »Aber Gladstone hat recht. Wir machen uns unbeliebt, wenn wir das Grauen der Opiumkriege aus der Vergessenheit zurückholen.« Er blieb jäh stehen und starrte Rathbone unverwandt an. »Aber Sie haben das trotzdem vor!«
    »O ja!«, versicherte Rathbone ihm. Doch kaum hatte er die Worte ausgesprochen, fragte er sich, ob er damit das Ende seiner Laufbahn besiegelt hatte.

17

    Gladstones Ausführungen hatten Monk zutiefst erschüttert. Vielleicht war ihm vor seinem Gedächtnisverlust das schändliche Verhalten der Briten teilweise bewusst gewesen, aber ganz gewiss nicht das volle Ausmaß ihrer Gier. Ihre Brutalität und Doppelzüngigkeit entsetzten ihn. Was für eine Überheblichkeit doch hinter der Anmaßung steckte, das eigene Volk hätte das Recht, eine giftige Substanz in ein technisch weniger fortschrittliches Land zu schmuggeln und es kraft seiner überlegenen Waffen zu erobern. Und damit nicht genug: Es hatte obendrein Reparationen für die Verwüstungen verlangt, die es selbst angerichtet hatte!
    Wäre Großbritannien das Opfer gewesen und nicht der Angreifer, hätte Monk vor Empörung gekocht. Er hätte die Eindringlinge verdammt und auf Rache gebrannt.
    Doch hier waren seine eigenen Landsleute die Barbaren gewesen, das Volk, von dem er angenommen hatte, es sei zivilisiert und hätte fremden Rassen mit weniger gerechten Gesetzen einen Ehrenkodex und einen höheren Glauben gebracht.
    Er saß in seinem Salon im Schein des Kaminfeuers, umgeben von vertrauten Gemälden und Büchern, die er gelesen hatte und liebte. Scuff schlief in seinem Zimmer oben. Mit leiser Stimme berichtete Monk Hester, was er vom Premierminister erfahren hatte.
    Schließlich stand er auf und drehte die Lampen höher. So konnte er ihr Gesicht beobachten, während sie ihm zuhörte. Er sah die Trauer darin, den Schmerz bei der Schilderung bestimmter Details, auch wenn er einige für sich behielt. Schämte sie sich ebenso wie er? Dabei wirkte sie weniger überrascht, als er das erwartet hatte.
    »Wusstest du das schon?«, fragte er unwillkürlich. Warum hatte sie ihm dann nicht widersprochen und versucht, wenigstens einen Teil davon zu bestreiten?
    »Nein«, antwortete sie ruhig. »Aber ich habe schon davor Ignoranz und Dummheit gesehen. Am Anfang wollte ich sie nicht wahrhaben, suchte Entschuldigungen dafür oder Gründe, warum etwas nicht dem Schein entsprach. Letztlich musste ich akzeptieren, dass die meisten meiner Beobachtungen zutrafen und es in einigen Fällen sogar noch schlimmer war. Menschen lügen, um ihre Fehler zu verbergen, und begehen dann noch größere, wenn sie ihre Lügen vertuschen.«
    Sie blickte ihn mit einer

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