Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
wie sie. Er lächelte sie an.
Sie erwiderte sein Lächeln und ließ dabei ihre weißen Zähne aufblitzen. »Sie sind ein komischer Heiliger, was?«, stellte sie neugierig fest. »Wenn Sie den Scheißkerl erwischen, dann knüpfen Sie bitte seinen Strick in meinem Namen besonders fest, ja? Der Mann, den er zerstört hat, war ein guter Mensch, und es gibt weiß Gott nich’ so viele von der Sorte, dass man es sich leisten könnte, auch nur einen zu verlieren.« Sie sprach mit rauer Stimme, als hätte sie ihre Tränen schon so lange unterdrückt, dass ihr die Kehle davon schmerzte.
»Das werde ich«, versprach Monk, ohne zu zögern. »Sobald ich ihn kriege.«
»Es heißt, Lambourn hätte sich die Pulsadern geöffnet?«, fragte Agatha, die Augen auf Monk gerichtet.
»Ja.«
»Aber das hat er nich’?« Ihre Stimme war fest und verriet keine Spur von Zweifel.
»Meiner Meinung nach nicht«, antwortete Monk ruhig. Er wollte keine absolute Sicherheit vortäuschen.
»Er hatte ein besseres Ende als manche andere, aber trotzdem hätte das nich’ passieren dürfen.«
»Nach welcher Art von Person muss ich fahnden?«, fragte Monk. »Können Sie mir irgendwelche Anhaltspunkte geben?«
Sie stieß ein angewidertes Schnauben aus. »Wenn ich das wüsste, würd ich ihn selber packen. Einer, der unauffällig is’, der aussieht, als könnte er Opium und Kornblumen nich’ voneinander unterscheiden. Jemand mit reiner Weste und guten Manieren, der nie mit eigenen Augen gesehen hat, was mit denjenigen geschieht, die sich dieses Zeug in die Venen spritzen und ohne Wiederkehr in den Wahnsinn reisen. Aber hin und wieder dürfen Leute wie ich erleben, wie solche Kerle hinter Gittern zu uns rausschauen.«
Lange schwieg Monk, dann erhob er sich. »Danke.« Damit wandte er sich zur Tür und ging hinaus.
Aufgewühlt von Agatha Nisbets Worten, kehrte Monk nach Wapping zurück. Er suchte also einen Mann, der seine Gewinne nicht dem Verkauf von Opium allein verdankte, sondern Opium zusammen mit Nadeln, einer Kombination, die binnen Wochen oder sogar Tagen eine tödliche Sucht auslösen konnte. Das war nicht mehr mit den üblichen Haushaltsheilmitteln zu vergleichen, wie sie jeder kaufen konnte. Und auch nicht mit der Gepflogenheit der Chinesen, Opium in der Pfeife zu rauchen.
Monk stand nun vor zweierlei Problemen. Zunächst musste er den Mann aufspüren. Aber selbst wenn er ihn zu fassen bekam, wären ihm dann nicht die Hände gebunden? Etwas derart Verdammenswertes zu verkaufen mochte eine Todsünde sein, doch es stellte keinen Gesetzesbruch dar. Es sei denn, natürlich, er hatte auch bei Lambourns und Zenia Gadneys Ermordung die Hände im Spiel gehabt.
Aber selbst wenn Joel Lambourn hinter sein Geheimnis gekommen war, wozu hätte dieser Mann ihn umbringen sollen, wenn man ihm nichts anhaben konnte? Was konnte er getan haben, dass er deswegen dann doch zum Äußersten gegriffen hatte? Und was ließ sich beweisen?
Das alles war immer noch ein undurchdringliches Wirrwarr.
Zurück in seinem Büro, studierte Monk noch einmal sämtliche Informationen, die ihm über die mit der Untersuchung zum Arzneimittelgesetz befassten Personen vorlagen, und erstellte eine Liste all derer, die mit Joel Lambourn in Verbindung gestanden hatten. Später würde er sie mit den Ergebnissen von Runcorns Recherchen über Lambourns Bewegungen in den letzten Tagen seines Lebens vergleichen müssen.
Natürlich musste die Liste nicht auf direkte Kontakte beschränkt bleiben. Ebenso gut konnte sie auch Personen umfassen, die lediglich in einem Gespräch erwähnt worden waren.
Wer war der Arzt, der Agatha Nisbets Meinung nach dazu verleitet worden war, für den Mann hinter dem Ganzen Opium zusammen mit Nadeln zu verkaufen? Wie konnten sie ihn aufstöbern, und würde er im Falle ihres Erfolgs etwas Brauchbares zu sagen haben? Wahrscheinlich nicht. Ohne sein regelmäßiges reines Opium würde er nicht lange genug leben. Eine falsche Dosierung oder eine zusätzlich hineingemischte Substanz konnte seinen Tod bedeuten. Auch darüber musste Monk unbedingt mehr in Erfahrung bringen. Hester würde ihm sicher helfen können, und Winfarthing würde vielleicht noch mehr wissen.
Wie viel hatte Lambourn gewusst? Das war die nächste große Frage. Auch hier mussten sie ermitteln, mit wem er gesprochen hatte, wo überall er am Ende seines Lebens gewesen war.
Damit war aber immer noch nicht die andere Hälfte des Problems beantwortet: Wer hatte von Lambourns Erkenntnissen
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