Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
Polizisten. »Und Sie überprüfen, ob Lambourn irgendwann in den Opiumhöhlen von Limehouse war. Ich bezweifle das zwar, weil uns wahrscheinlich längst alle Informationen über ihn vorliegen, aber wir brauchen Gewissheit.«
»Jawohl, Sir. Soll ich’s auch auf der Isle of Dogs versuchen? Dort gibt es eine ganze Reihe von Spelunken.«
»Gute Idee. Dann wissen wir, ob er irgendwann dort war und herumgeschnüffelt hat. Wenn er etwas herausgefunden hätte, wäre er zurückgekehrt, um sich zu vergewissern. Und dann hätte er versucht, sich die Händler herauszugreifen.«
Er warf Runcorn einen fragenden Blick zu. Früher hatte er in Momenten wie diesem auch ihm Befehle erteilt. Damals hatte es stets einen kurzen Machtkampf gegeben, bei dem jeder eifersüchtig sein Territorium verteidigt hatte. Jetzt verkniff er sich die Worte und wartete. Er bemerkte ein anerkennendes Aufblitzen in Runcorns Augen und ein deutliches Nachlassen seiner Anspannung.
»Ich gehe noch einmal in Lambourns Haus und vernehme das Personal«, versprach Runcorn ruhig. »Der Diener wird wissen, zu welchen Zeiten er kam und ging. Und die Köchin wohl auch. Als ich damals mit ihnen redete, hielten sie eisern zu ihm und schwiegen. Diesmal werden sie helfen, wenn sie begreifen, dass es darum geht zu beweisen, dass es Mord und kein Selbstmord war. Die Schwierigkeit wird darin bestehen, ihnen keine Worte in den Mund zu legen.« Er sah Monk offen in die Augen.
Dieser nahm die Veränderung zwischen ihnen beiden mit einem flüchtigen Lächeln zur Kenntnis. »Und ich nehme mir diese Agatha Nisbet vor, von der mir Hester erzählt hat. Ich will von ihr erfahren, was Lambourn ihr gesagt hat und was sie sonst noch alles über ihn weiß.«
»Sehr schön. Wann tauschen wir unsere Ergebnisse aus?«
»Wieder hier, heute Abend um neun?«
»In meinem Haus und um zehn«, widersprach Runcorn. »Sie können es von hier aus zu Fuß erreichen. Früher werden wir heute ohnehin nicht fertig. Rathbone wird den Prozess nicht länger als zwei Tage nach Weihnachten hinausziehen können. Das verschafft uns sechs Tage, um noch etwas zu finden.«
Monk nickte. »Klingt vernünftig. Aber nehmen wir mein Haus. In der Küche. Punsch und etwas zu essen.« Er blickte Orme an.
»Gerne, Sir!«, rief dieser. »Taylor auch?«
»Natürlich«, antwortete Monk. »Paradise Place, Rotherhithe.«
Taylor strahlte, als hätte er eine Auszeichnung erhalten. »Jawohl, Sir, das kenn ich!«
Monk benötigte eine Stunde, um die behelfsmäßige Klinik zu finden, die ihm Hester beschrieben hatte. Doch sehr viel länger musste er sich gedulden, bis Agatha so freundlich war, sich mit ihm in ihr winziges Büro zu setzen und seine Fragen zu beantworten.
Sie war ungefähr so groß wie er, aber viel massiver. Er konnte sich gut vorstellen, dass er sich sehr schnell von ihr würde einschüchtern lassen. Doch als er ihr in die Augen sah, bemerkte er die Freundlichkeit und Intelligenz, die Hester erwähnt hatte.
»Was woll’n Sie?«, fragte sie grob. »Ich hab der Wasserpolizei nix zu sagen.«
Wenn überhaupt eine Chance auf ihre Kooperation bestand, wäre es vorbei damit, sobald sie eine Lüge witterte. Monk beschloss darum, genauso direkt zu sein, wie er das von ihr erwartete.
»Ich versuche, den Mord an einem guten Mann zu klären, bevor seine Frau deswegen verurteilt und gehängt wird. Oder, genauer gesagt: bevor sie wegen eines anderen Mordes verurteilt wird, der von denselben Personen verübt wurde, die auch das erste Opfer auf dem Gewissen haben. Ich glaube, dass dieser Mann, ein Arzt, umgebracht wurde, weil er etwas Schlimmes über jemanden herausgefunden hatte, der am Handel mit Opium beteiligt ist und jeden vernichten wird, der darüber Bescheid weiß und ihn anklagen könnte.«
Plötzlich schlug ihre Langeweile in Interesse um. »Das müssten Dr. Lambourn und das arme Ding sein, das sie drüben am Limehouse Pier aufgeschlitzt haben. Und wenn es nich’ die Frau des Arztes is’, die sie umgebracht hat, wer war’s dann?« Ihre klaren Augen bohrten sich in die von Monk, und er bemerkte, dass sich ihre großen Hände zu Fäusten geballt hatten.
»Ja«, bestätigte er. »Als Dr. Lambourn Nachforschungen über Opium anstellte, stieß er zufällig auf ein paar andere Dinge. Eines davon war für eine bestimmte Person so gefährlich, dass derjenige Lambourns Ruf als Wissenschaftler in Misskredit brachte, ihn ermordete und dann seinen Tod wie Selbstmord aussehen ließ. Auf diese Weise wollte
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