Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
Monk zu Runcorn und wieder zurück zu Monk.
»Nein«, antwortete Runcorn. »Das hatten sie ihm drei Tage zuvor mitgeteilt. Man nahm an, dass es so lange gedauert hätte, bis er sich für diese Tat wappnete. Vielleicht glaubte er aber auch, dass seine Vorgesetzten es sich noch einmal anders überlegen würden oder dass er neue Fakten aufdecken würde. Winfarthing hat jedenfalls bestätigt, dass er bei ihrem Treffen am Morgen des bewussten Tages fest entschlossen gewirkt hatte zu kämpfen.«
»Das führt uns wieder zurück zu Dinah Lambourn«, stellte Orme fest.
»Niemand hat sich mit ihm in Verbindung gesetzt?«, fragte Monk Runcorn. »Niemand hat ihn besucht, eine Nachricht, einen Brief hinterlassen? Könnte etwas in der Post gewesen sein?«
»Das habe ich den Butler gefragt«, sagte Runcorn. »Er meinte, Dr. Lambourn hätte die Post persönlich gesichtet, als er gegen fünf heimkam. Es seien aber nur die üblichen Rechnungen gewesen. Keine persönlichen Briefe.«
»Und dann ging er zu Bett?«, rief Hester ungläubig. »Sind Sie sich da sicher? Kann es sein, dass er das Haus noch einmal verließ, als Dinah nach oben kam?« Ihre Stimme wurde leiser. »Und nie wieder zurückkehrte?«
Runcorn schüttelte den Kopf. »Laut dem Butler sind sie beide nach oben gegangen. Lambourn hätte ihm auf seine Frage hin ausdrücklich bestätigt, dass er sich schlafen legen wollte. Aber vielleicht las er noch eine Weile und ging dann wieder hinunter. Die Frage ist nur: Warum?«
Zögernd meldete sich Taylor zu Wort. »Es sei denn, er hat sich tatsächlich das Leben genommen.« Er biss sich auf die Lippe. »Sind wir denn sicher, dass sie nicht doch was von seiner Absicht wusste, aber dann gelogen hat, um das zu verbergen? Niemand gibt das gern zu, auch nich’ vor sich selbst, wenn jemand, den er liebt, sich so was antut. Könnte sie nich’ einfach gewollt haben, dass ihre Töchter an Mord glauben? Frauen sind schließlich zu so gut wie allem bereit, um ihre Kinder zu schützen.«
Hester musterte erst Taylor, dann Monk. Ihre Miene verriet Monk, dass sie das nicht ausschloss.
Doch Runcorn ließ sich nicht beirren. »Entweder ist jemand zu später Stunde zu ihm gekommen, oder er ist noch einmal außer Haus gegangen, um jemanden zu treffen.«
»Auf dem One Tree Hill?«, fragte Monk. »Der ist ja fast eine Meile von der Lower Park Street entfernt und recht steil. Wen hätte er dort mitten in der Nacht treffen wollen?«
»Jemanden, dem er vertraute«, meinte Runcorn. »Jemanden, mit dem er nicht gesehen werden wollte oder der nicht mit ihm gesehen werden wollte.«
»Und er dachte, er würde bald wieder zurück sein«, ergänzte Hester. »Sie sagen, er hatte keine Jacke an. Und das im Oktober!«
»Jemanden, dem er vertraute«, sinnierte Monk. »Vielleicht jemanden, der ihm nahe genug kommen konnte, um ihm eine Nadel in die Vene zu stechen und das Opium einzuspritzen.«
»Wie bei der armen Mrs Gadney«, warf Orme ein. »Sie wurde ja auch von jemand umgebracht, dem sie vertraute, sonst hätte sie nicht allein mit ihm in der Dunkelheit draußen auf dem Pier gestanden.«
»Mit Sicherheit kein Freier«, erklärte Monk im Brustton der Überzeugung. »Doch nicht so offen auf dem Präsentierteller.«
»Bestimmt nicht«, bestätigte Orme. »Ich hab bei den Vernehmungen sorgfältig Protokoll geführt. Außer mit Lambourn hat niemand sie zusammen mit einem Mann gesehen – zu keinem Zeitpunkt. Alles andere ist reine Spekulation. In den Zeitungen wird behauptet, sie hätte es mit Prostitution versucht, aber dafür gibt es keinerlei Beweise.« Er beugte sich weit vor. Seine Stimme klang jetzt sicher. »Was, wenn sie dort draußen mit jemandem war, den sie kannte, vor dem sie keine Angst hatte – genau so wie bei Lambourn?«
»Dieselbe Person?« Monk sprach das aus, wovon er wusste, dass sie es in diesem Moment alle dachten. »Wen konnte Zenia kennen, mit dem auch Lambourn verkehrte?«
»Eine angesehene Persönlichkeit«, sagte Runcorn langsam. »Jemand, zu dem auch Lambourn Vertrauen hatte und bei dem sie nie befürchtet hätte, dass er ihr etwas antun würde. Vielleicht …« Er überlegte. »Vielleicht jemand, der sich als Lambourns Anwalt ausgab oder als Freund.«
»Ein Arzt …«, sagte Hester. »Oder ein Angehöriger.«
»Oder seine Frau …«, murmelte Orme betrübt.
Niemand widersprach ihm.
Runcorn blickte in die Runde. »Jetzt haben wir noch bis zum Montag nach Weihnachten Zeit, um Beweise zu finden. Vorausgesetzt, Sir
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