Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
gewaltiges Risiko ein, und ich brauche Ihre Bestätigung, dass Sie das verstanden haben.«
»Sie haben jemanden gefunden?« In ihrem Gesicht blitzte jäh eine wilde, verwegene Hoffnung auf, und ihre Augen begannen fast fiebrig zu glänzen.
Rathbone schluckte schwer. »Zeugen, denen man vielleicht nicht glauben wird, Mrs Lambourn. Der eine ist Arzt, aber, wie mir gesagt wurde, so etwas wie ein Abtrünniger. Die andere Zeugin führt als selbst ernannte Krankenschwester eine Klinik für Hafenarbeiter in Rotherhithe. Sie sagt, dass Dr. Lambourn sie während seiner Recherchen über den Nutzen und die Gefahren von Opium befragt hat. Noch haben wir nichts in Händen, was ihre Angaben erhärtet, und sie ist auch nicht unbedingt das, was man eine respektable Person nennen würde. Andererseits hat sie Dr. Lambourn diese Dinge geschildert, woraufhin er andere Gewährsleute befragte, die ihm ihre Angaben bestätigten.«
Dinah war verwirrt. »Auf Opium bezogen? Das verstehe ich nicht.«
»Nein, nicht allein auf Opium bezogen. Das ist ja gerade der springende Punkt. Sie hat von einer völlig neuen Spritztechnik mit einer Hohlnadel berichtet, über die das Opium direkt ins Blut gelangt. Damit lassen sich Schmerzen sehr viel effektiver behandeln, doch zugleich kann diese Methode in kürzester Zeit Sucht auslösen – mit verheerenden Folgen.« Er schnitt eine Grimasse. »Ein kurzes Glücksgefühl, erkauft für den Preis eines Lebens in der Hölle danach.«
»Was hat das mit Joel zu tun?«, fragte Dinah. »Oder mit Zenias Tod? In Joels Studie ging es doch ausschließlich um die Notwendigkeit von Angaben über die Menge und Dosierung von Opium in frei erhältlichen Medikamenten.«
»Ich weiß«, bestätigte Rathbone sanft. »Wir glauben, dass er rein zufällig von den Spritzen und ihren Folgen erfuhr und das dann in seine Studie mit aufnahm. Wenn es so war, dann hätten die Ergebnisse durchaus auch in das Arzneimittelgesetz einfließen können, und der uneingeschränkte Verkauf wäre womöglich verboten worden.«
Dinahs Augen weiteten sich. Begreifen und zunehmendes Entsetzen spiegelten sich darin. »Wenn die Folgen wirklich so schrecklich sind, wie Sie sagen, dann muss das unbedingt verboten werden«, sagte sie langsam.
Rathbone nickte. »Die Studie ist vernichtet worden, aber allein für den Fall, dass er jemandem davon erzählt hatte, Ihnen zum Beispiel, musste er diskreditiert werden.«
»Sie haben ihn umgebracht, damit er nichts davon wiederholen konnte«, flüsterte Dinah heiser.
»Ja.«
»Und die arme Zenia?«
»Der Mord an ihr diente wahrscheinlich dazu, Sie zu beseitigen und mit Ihnen alles, was er Ihnen vielleicht gesagt hat.«
»Wer ist dieser Arzt, den Sie erwähnt haben?«
»Dr. Winfarthing? Ich persönlich kenne ihn nicht. Mrs Monk sagt, dass Dr. Lambourn ihn befragt hat. Ich möchte ihn vor allem verhören, um die Aufmerksamkeit des Gerichts so lange zu gewinnen, bis Monk Agatha Nisbet zu einer Aussage überreden kann. Das könnte einen ganzen Tag dauern. Trotzdem muss ich noch jemand anders aufbieten, der mir am Freitagvormittag zur Verfügung steht. Das ist der erste Tag nach Weihnachten, und vorher wird es uns nicht gelingen, mit Winfarthing zu sprechen und ihn der Anständigkeit halber zu warnen, dass die andere Seite versuchen wird, seine Glaubwürdigkeit in den Schmutz zu ziehen.«
»Dann sagt er am Ende vielleicht gar nicht aus?«, fragte Dinah mit zitternder Stimme.
»Abgesehen von solch unschönen Methoden könnte es unseren Interessen sogar schaden, ihn aussagen zu lassen, bevor ich Gelegenheit habe herauszufinden, was er eigentlich bezeugen wird; womöglich werde ich dann auf seine Vernehmung verzichten. Vergessen Sie nicht, nach mir wird Mr Coniston die Gelegenheit bekommen, ihn ins Kreuzverhör zu nehmen. Sie haben sicher genug erlebt, um zu wissen, dass er Winfarthing oder jedem anderen schwer zusetzen wird. Er wird es mit allen Mitteln darauf anlegen, seine Glaubwürdigkeit, wenn nicht sogar seinen Ruf zu zerstören.«
Er senkte die Stimme zu einem beinahe fürsorglichen Ton. »In diesem Prozess geht es nicht nur um Ihr Leben oder Ihre Freiheit. Wenn Sie nicht schuldig sind, dann muss es irgendjemand anders sein.«
»Aber ich weiß nicht, wer!« Dinah schloss die Augen, und unter den Lidern quollen Tränen hervor. »Meinen Sie nicht, dass ich es Ihnen sagen würde, wenn ich etwas wüsste?«
»Doch, doch, natürlich«, versicherte er ihr geduldig. »Aber wenn ich Sie retten soll, muss
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