Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
in das Arzneimittelgesetz zu verhindern.« Er holte tief Luft. Seinen Tee ignorierte er immer noch. »Aber Bawtry speiste am fraglichen Abend zusammen mit Gladstone. Daran lässt sich nicht rütteln. Und das Dinner fand meilenweit vom Tatort auf der anderen Seite des Flusses statt.«
Betretenes Schweigen breitete sich aus. Schließlich war es Rathbone, der es brach. »Herne etwa?«, fragte er skeptisch in die Runde. »Sollte er es für ihn erledigt haben? Für eine angemessene Belohnung zu einem späteren Zeitpunkt?« Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Barclay Herne die Leidenschaft und den Mut für eine so gefährliche Tat besaß, die doch nur jemand begehen konnte, der keine Skrupel kannte und von Gier zerfressen oder selbst süchtig war. Er erinnerte sich an Hernes selbstbewusstes Auftreten vor Gericht und dann an seine Blässe und Nervosität bei seinem unerwarteten Besuch vorigen Sonntag. »Wir können uns keinen Fehler leisten«, schloss er. »Wenn ich etwas sage, muss ich damit recht haben und in der Lage sein, es zu beweisen – oder zumindest eine hohe Wahrscheinlichkeit glaubwürdig darzustellen.«
Runcorn kaute auf der Lippe. »Das wird nicht leicht sein. Der Richter mag nicht wissen, wen er schützt, aber ihm wurde mit Sicherheit gesagt, dass es um viel geht. Vielleicht glaubt er, es handele sich um Englands Ansehen und die Vergiftung von halb China mit Opiumpfeifen. Wie auch immer, ich wage die Behauptung, dass seine Zukunft davon abhängt, dass es ihm gelingt, die Angelegenheit weiter unter dem Deckel zu halten.«
»Dessen bin ich mir verdammt sicher«, knurrte Rathbone. Er wandte sich an Hester. »Glauben Sie wirklich, dass Agatha Nisbet kommen wird? Und Doulting? Er könnte sich bis zur Besinnungslosigkeit mit Rauschgift vollpumpen oder am Prozesstag längst tot in einer dunklen Gasse liegen.«
Angespannt blickten alle auf Hester.
»Ich weiß es nicht«, gab sie zu. »Uns bleibt nichts, als es zu versuchen.«
»Nun, wir haben nicht viel zu verlieren«, fasste Rathbone die Lage zusammen. »Wie die Dinge stehen, werden sie Dinah schuldig sprechen. Ich habe niemanden mehr, den ich als Zeugen aufrufen könnte. Sie hat mich schon einmal angelogen, und ich bin mir nicht sicher, ob sie überhaupt etwas von Lambourns Enthüllungen wusste. Die Tatsache, dass sie weiter an ihn glaubt, wird meines Erachtens nicht genügen.« Er wandte sich wieder an Hester. »Glauben Sie denn dieser Agatha Nisbet?«
Hester zögerte nicht eine Sekunde. »Ja. Aber mit Alvar Doulting wird es nicht leicht sein. Wenn es ihm einigermaßen gut geht, bringt sie ihn mit, aber sie wird ihn zu nichts zwingen. Sie müssen zusehen, dass Sie noch mindestens einen weiteren Prozesstag herausschlagen. Ich werde ihr helfen, ihn so weit wie möglich zu stärken.«
»Ich habe sonst niemanden mehr«, wiederholte Rathbone.
»Dann müssen Sie Dinah persönlich aufrufen«, sagte Hester mit unsicherer Stimme. »Gleich nach Weihnachten.«
Je mehr Rathbone von Hester erfuhr und je mehr Enthüllungen sich damit abzeichneten, desto mehr festigte sich bei ihm die Überzeugung, dass sowohl Coniston als auch Pendock von einem drohenden Skandal wussten und ihnen eingeschärft worden war, ihn mit aller Macht unter Verschluss zu halten, selbst wenn eine Frau gehängt wurde, weil man bei der Frage nach ihrer Unschuld nicht auch den allerletzten Aspekt überprüft hatte. Wer war noch alles süchtig nach diesem so weit verbreiteten Gift? Wer verdankte noch alles sein Vermögen dem Handel mit Opium?
Sie setzten alles auf eine Karte. Das war ihnen allen schmerzhaft bewusst. »Ich werde mit Dinah sprechen«, versprach er. Seit der Enthüllung, dass sie nie Lambourns rechtmäßige Frau gewesen war, hatte er noch keine Zeit gehabt, sie zu besuchen. Er konnte sie sich nicht anders als mit Lambourn verheiratet vorstellen. »Aber wir müssen in jedem Fall etwas zu bieten haben, das besser ist als ein verschwommenes Bild von einem Opiumhändler, dessen Namen wir noch nicht einmal wissen.«
Monks Blick wanderte zu Hester und wieder zurück zu Rathbone. »Ich weiß. Wir werden einfach nicht aufhören, nach Beweisen zu suchen. Aber dafür brauchen wir Zeit. Glauben Sie, dass Sie den zusätzlichen Tag herausschinden können?«
Gerne hätte Rathbone das bejaht, doch er war skeptisch. Wenn es ihm nicht gelang und die Leute merkten, dass er in zunehmender Verzweiflung Fragen stellte, deren Antworten auf der Hand lagen, würde Coniston Einspruch wegen
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