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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Lächeln. »Frohe Weihnachten, Scuff!« Sie legte den Kochlöffel, mit dem sie den Porridge umgerührt hatte, beiseite und trat zu ihm hinüber. Kurz überlegte sie, ob sie ihn um Erlaubnis für einen Kuss bitten sollte, doch dann entschied sie sich, ihm keine Gelegenheit zu lassen, ihn ihr zu verweigern, selbst wenn er sich danach sehnte. Und bevor er wusste, wie ihm geschah, schloss sie beide Arme um ihn und gab ihm einen dicken Kuss auf die Wange. »Frohe Weihnachten, Scuff!«, rief sie fröhlich.
    Für einen Moment erstarrte er, doch dann erwiderte er schüchtern ihren Kuss. »Frohe Weihnachten, Hester«, sagte er, nur um sogleich dunkelrot anzulaufen, weil ihm ihr Vorname herausgerutscht war.
    Sie bemühte sich, ihr Lächeln vor ihm zu verbergen, und tat so, als hätte sie nichts bemerkt. »Möchtest du gleich frühstücken?«, fragte sie leichthin. »Als Erstes gibt es Porridge, aber iss nicht zu viel, weil ich auch noch Rührei mit Speck mache. Und zum Dinner gibt es natürlich Gänsebraten.«
    Er schnappte nach Luft. »Echten?«
    »Aber sicher. Es ist ja auch echtes Weihnachten.«
    Scuff schluckte. »Ich hab ’n Geschenk für Sie. Wollen Sie’s jetzt haben?« Er rutschte auf seinem Stuhl herum, schon halb im Begriff aufzustehen.
    Sie brachte es nicht über sich, ihn auf später zu vertrösten, zumal seine Augen leuchteten und seine Wangen vor Aufregung gerötet waren. Da wäre es grausam gewesen, ihn warten zu lassen. »Ich würde es sehr gerne jetzt sehen.«
    Er glitt zu Boden, rannte auf den Flur hinaus und polterte die Treppe zu seinem Zimmer hinauf. Gleich darauf kam er wieder hereingestürmt, in der Hand etwas Kleines, das er in ein Stück Stoff gewickelt hatte. Ohne ihr Gesicht aus den Augen zu lassen, reichte er es ihr.
    Sie nahm es entgegen. Neugierig und bereits etwas besorgt packte sie es aus. Es entpuppte sich als ein kleiner silberner Anhänger mit einer Perle darin, der an einer zarten Kette befestigt war. In diesem Moment war es das schönste Schmuckstück, das Hester je gesehen hatte. Zugleich überlegte sie entsetzt, wie er an die Kette herangekommen sein mochte.
    Sie blickte Scuff in die Augen.
    »Gefällt’s Ihnen?«, fragte er atemlos.
    Sie hatte einen Kloß im Hals und musste erst schlucken, bevor sie antworten konnte. »Natürlich! Es ist wunderbar! Wer könnte nicht davon entzückt sein?« Konnte sie es wagen, Scuff nach der Herkunft zu fragen? Oder würde er dann glauben, sie hätte kein Vertrauen zu ihm?
    Die Anspannung fiel von ihm ab, und er strahlte sie erleichtert an. »Ich hab’s von ’nem Tosher, der immer die Abwasserkanäle abgrast«, verkündete er stolz. »Ich hab Botengänge für ihn erledigt, und da hat er’s mir geschenkt.« Plötzlich schaute er verlegen weg. »Ich hab ihm gesagt, dass es für meine Mama is’. Is’ das schlimm?«
    Jetzt war Hester diejenige, der das Blut ins Gesicht schoss. »Das ist überhaupt nicht schlimm – im Gegenteil!«, beruhigte sie ihn, während sie sich die Kette mit äußerster Vorsicht um den Hals legte und den Verschluss zuschnappen ließ. Sie bemerkte das freudige Leuchten in seinen Augen.
    »Schöner kann man es gar nicht sagen!«, ergänzte sie. »Wir haben übrigens auch ein paar Kleinigkeiten für dich, sobald William herunterkommt.«
    »Für ihn hab ich auch was«, versicherte Scuff ihr, wie um sie zu beruhigen.
    »Ganz bestimmt hast du was«, antwortete sie. »Hast du jetzt Lust auf Porridge? Heute ist schließlich ein besonderer Tag, und wir haben viel zu tun.«
    Er setzte sich wieder an den Tisch. »Wie lange dauert Weihnachten eigentlich?«
    »Den ganzen Tag, bis Mitternacht. Und morgen ist der Stephanustag. Das ist auch ein Feiertag.«
    »Fein! Weihnachten gefällt mir!«, rief er überglücklich.

22

    Als der Prozess am Freitag fortgesetzt wurde, wirkte Coniston deutlich entspannt, als hätte er nach einer langen, anstrengenden Reise das Ziel vor Augen. Sein Gesicht drückte sogar so etwas wie Mitgefühl für Rathbone aus.
    Pendock sorgte zügig für Ruhe im Saal.
    »Haben Sie einen Zeugen, Sir Oliver?«, fragte er.
    »Ja, Mylord. Ich rufe die Angeklagte auf, die unter dem Namen Dinah Lambourn bekannt ist.«
    Pendock blickte ihn leicht verwirrt an, als hielte er das für einen Irrtum, verzichtete aber auf einen Kommentar.
    Dinah wurde von der Anklagebank zum Zeugenstand geführt. Am ganzen Leib zitternd, erklomm sie zögernd die Stufen. Als hätte sie Angst herunterzufallen, klammerte sie sich mit beiden Händen an das

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