Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
nichts anderes läuft es doch hinaus, wenn wir zulassen, dass sie wegen eines Verbrechens, das sie nicht begangen hat, gehängt wird. Ich glaube, Sie haben ebenso wie ich erkannt, dass hinter diesem Fall sehr viel mehr steckt als ein häusliches Eifersuchtsdrama zwischen zwei Frauen, die mehr als fünfzehn Jahre lang voneinander wussten.«
Coniston nippte stumm an seinem Brandy. Die Knöchel der Hand, die das Glas hielt, hatten sich weiß verfärbt. »Lambourns Tod hat das ausgelöst«, sagte er schließlich. »Sein Geld stand plötzlich auf dem Spiel, Dinahs Leben, wie sie es bis dahin geführt hatte, und das ihrer Kinder.«
»Unsinn«, entgegnete Rathbone, »ihr Leben, wie sie es bis dahin geführt hatte, ging mit seinem Tod zu Ende, weil sie ihn liebte. Er wurde ermordet, als er bezüglich der Opiumsucht anregte, Einschränkungen des Verkaufs mit in das neue Gesetz aufzunehmen. Dinah wiederum nimmt das Risiko, gehängt zu werden, in Kauf, nur um die Schande des Selbstmords und der beruflichen Inkompetenz von seinem Namen zu tilgen und vielleicht sogar zu erreichen, dass sein Werk vollendet werden kann, einfach weil er daran glaubte. Und das, obwohl sie nie wirklich wusste und immer noch nicht weiß, worum genau es dabei geht.«
»Mein Gott, Rathbone!«, rief Coniston. »Sie kommt an den Galgen, weil alles für ihre Schuld spricht! Sie hat Monk belogen, und er hat sie überführt. Aufgrund der Indizien, die Sie geliefert haben, ist es sogar möglich, dass sie auch Lambourn umgebracht hat, wenn das doch kein Selbstmord war. Dafür, dass sie über Zenia Gadney im Bilde war, haben wir bloß ihr eigenes Wort und das ihrer Schwägerin. Trotzdem gibt es immer noch gute Gründe für die Annahme, dass sie das alles tatsächlich erst kurz vor ihrem Tod entdeckte und der Zusammenhang genau darin besteht.« Über seine Lippen huschte ein sarkastisches Lächeln. »Womöglich sind Sie es, der ihre Schuld an beiden Morden bewiesen hat. Immer vorausgesetzt, dass Lambourn sich nicht selbst getötet hat.«
Rathbone starrte Coniston stumm an. Er kannte ihn seit Jahren, aber nicht wirklich gut. Jetzt merkte er, wie oberflächlich ihre Bekanntschaft gewesen war. Gute Familie; hervorragene Ausbildung; glänzende Karriere mit besten Aussichten für die Zukunft. Nützliche, wenn auch womöglich langweilige Ehe, drei Töchter, ein Sohn. Doch was bewegte den Mann im Innersten, wie sahen seine Hoffnungen und Träume aus? Was verletzte ihn, was brachte ihn zum Lachen? Wovor fürchtete er sich, außer vor Armut oder beruflichem Versagen? Hatte er Angst davor, einen Fehler zu begehen und eine Unschuldige zu verurteilen, oder nur davor, dabei ertappt zu werden? War er jemals einsam? Hatte er Zweifel an seinen besten Seiten, oder fürchtete er die schlimmsten? Hatte er jemals einen Menschen geliebt, nur um wie Rathbone zu erkennen, dass er sich schrecklich getäuscht hatte?
Rathbone hatte nicht den Schimmer einer Ahnung.
»Ist Ihnen denn kein bisschen an der Wahrheit gelegen?«, fragte er leise.
Coniston beugte sich über den Tisch. Sein Gesicht war plötzlich angespannt. »O doch! Mir ist brennend daran gelegen, dass wir nicht die Gesetze und Freiheiten unseres Landes verraten, die Toleranz für das Recht des Einzelnen, die Medikamente seiner Wahl nach seinem Gutdünken einzunehmen. Information ist das eine, und dafür bin ich unbedingt. Aber Opium als illegal zu verbieten und seine Verkäufer als Verbrecher abzustempeln ist etwas ganz anderes. Anhand der Aussage dieser Nisbet können Sie nicht das Geringste beweisen. Das Einzige, was Sie damit erreichen, ist, dass Sie diejenigen verängstigen, die am dringendsten auf Hilfe angewiesen sind.«
»Wir selbst haben keinen Einfluss auf den Wortlaut des Arzneimittelgesetzes und auf die Frage, ob der Opiumverkauf eingeschränkt wird oder nicht«, wandte Rathbone ein. »Das können wir nicht entscheiden. Aber wir können und müssen dem, was diese Woche im Old Bailey geschieht, unseren Stempel aufdrücken. Auch Sie sollten sich tunlichst überlegen, wo Sie stehen wollen, Coniston, denn Sie werden sich nicht länger durchmogeln können. Haben Sie die über jeden begründeten Zweifel erhabene Gewissheit, dass das, was diese Frau sagt, nicht wahr und hinsichtlich des Grundes für Lambourns Ermordung ohne Belang ist?«
Coniston blinzelte. »Was soll das heißen? Dass jemand, der hier in London reines Opium verkauft, erst Lambourn und dann Zenia Gadney umgebracht hat?«
»Sind Sie denn sicher,
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