Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
Lebens wollte sie dafür sorgen, dass dieses Gericht vor der Öffentlichkeit die Wahrheit aufdecken kann. Das ist wahrlich Liebe und Treue bis über den Tod hinaus. Ich danke Ihnen, Miss Nisbet, für den Mut, hierherzukommen und uns von grauenhaften Erfahrungen zu berichten, was für Sie nicht leicht gewesen sein kann, denn Sie mussten sich alldem noch einmal stellen. Bitte warten Sie noch, falls Mr Coniston Fragen an Sie hat.«
Während er an seinen Platz zurückkehrte, spielte er die kommenden Minuten in Gedanken durch. Wie würde Coniston sich verhalten, und würde Pendock sich auf seine Seite stellen, wenn er Einspruch erhob?
Coniston stand bedächtig auf und schritt mit noch größerer Würde als üblich in die Mitte der freien Fläche. Rathbone kannte ihn nicht gut genug, um beurteilen zu können, ob das an einem Übermaß an Selbstvertrauen lag oder ob er im Gegenteil nur seine Unsicherheit überspielte.
Kaum hatte Coniston das Wort ergriffen, wusste Rathbone, dass Letzteres zutraf. Seine Zuversicht vom Anfang war restlos verpufft, doch immerhin verstand er es, den Schein zu wahren. Die Geschworenen würden ihn nicht durchschauen.
»Miss Nisbet«, begann er höflich. »Sie haben schockierende und grauenhafte Dinge gesehen. Ich habe die größte Hochachtung vor Ihnen, denn diese Erlebnisse haben erkennbar Ihr Mitgefühl erregt, und Sie haben den Willen, den Kranken zu helfen und beizustehen, was auch immer der Grund ihres Leidens ist.« Er bewegte sich zwei, drei Schritte nach links und drehte sich dann schwungvoll um. »Haben Sie inmitten all dieses Grauens das Gesicht irgendeines Mannes gesehen, der verantwortlich für den Verkauf des Opiums und der Nadeln ist, über die es ins Blut befördert wird? Sind Sie sicher, dass Sie ihn wiedererkennen würden, wenn Sie ihn fern jedes Zusammenhangs mit seinem Gewerbe sähen?«
Rathbone bemerkte die Verwirrung in Agathas Gesicht. Er erhob sich. »Mylord, Miss Nisbet hat nicht behauptet, dass sie sich an ihn erinnern würde oder jemals seinen Namen gewusst hätte. Sie hat lediglich festgestellt, dass Dr. Lambourn heftig und zutiefst erschüttert auf ihre Schilderung reagierte und sich verhielt, als wüsste er, wer es war.«
»Sie haben durchaus recht, Sir Oliver«, stimmte ihm Pendock zu. Er wandte sich an den Vertreter der Anklage. »Vielleicht wäre es einfacher, Mr Coniston, wenn Sie sich darauf beschränkten, die Zeugin zu fragen, ob sie glaubt, den Mann wiedererkennen zu können, sollte sie ihn hier oder sonst wo sehen.«
Coniston schob den Unterkiefer vor, gehorchte jedoch.
»Ich hab den Mann nie gesehen, soviel ich weiß«, erklärte Agatha schlicht. »Aber …« Sie unterbrach sich abrupt.
»Aber?«, fragte Coniston eilig.
»Aber das hat ja keinen Zweck«, fuhr sie fort, wobei deutlich wurde, dass sie etwas ganz anderes hatte sagen wollen.
Coniston setzte zu einer weiteren Frage an, nur um es sich wieder anders zu überlegen. »Danke, Miss Nisbet.« Damit drehte er sich um. »Ach, nur noch eines: Hat Ihnen Dr. Lambourn gesagt, er wisse, wer dieser Mann war, oder sei mit ihm bekannt; er würde ihn zur Rede stellen, ihn ruinieren, dafür sorgen, dass er ins Gefängnis gesteckt werde? Irgendetwas dieser Art?«
Es war ein Schuss ins Blaue, und selbst die Geschworenen schienen das zu begreifen. Die Luft knisterte vor Spannung.
Rathbone erhob sich erneut. »Mylord, wäre jeweils nur eine Frage nicht vielleicht klarer, sowohl für Miss Nisbet als auch für die Geschworenen?«
»Allerdings«, bestätigte Pendock. »Mr Coniston, bitte.«
Das Gesicht des Angesprochenen färbte sich tiefrot, und er presste die Zähne aufeinander, bis die Kiefermuskeln hervortraten.
»Mylord.« Er nahm den Tadel mit allenfalls einer Spur Ironie hin. »Miss Nisbet, sagte Dr. Lambourn, er kenne diesen Mann, der Ihnen zufolge Opium mit Profiten verkauft?«
»Nein, Sir, aber er wurde weiß wie die Wand.«
»Könnte das nicht auf das natürliche Entsetzen eines hochanständigen Mannes zurückzuführen sein, der soeben von abscheulichen Verbrechen und Leiden erfahren hat?«
»Sicher könnte es das«, bemerkte sie spitz.
»Erklärte er, dass er den Wunsch oder die Macht hätte, diesen Mann zu vernichten? Ihn zum Beispiel ins Gefängnis zu stecken?«
»Ich hab ihm Brandy gebracht. Er hat überhaupt nich’ viel gesagt, außer danke.«
»Ich verstehe. Äußerte er sich irgendwann darüber, dass er vorhatte, diesem Mann gegenüberzutreten, ihn zu beschuldigen oder anderweitig
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