Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
erheben wollen, Mr Coniston, aber noch ist ja nichts gesagt worden. Ich werde Sir Oliver unterbrechen, wenn er vom Thema abschweift. Doch ich denke, dass die Anklage, ebenso wie alle anderen im Saal, darauf brennt, die Wahrheit über diesen Aspekt zu erfahren. Wenn Dr. Lambourn tatsächlich ermordet wurde, müssen wir es um der Gerechtigkeit willen erfahren.« Über sein Gesicht flackerte ein gespenstisches Lächeln. »Wenn die Angeklagte auch dieser Tat schuldig sein sollte, werden Sie das doch sicher wissen wollen?«
Coniston setzte sich wieder. Mit einem Ausdruck restloser Verwirrung blickte er Rathbone an. »Sehr wohl, Mylord«, sagte er widerwillig.
Rathbone wartete noch einen Moment, ehe er seine erste Frage an Runcorn richtete. »Sie wurden zur Untersuchung von Dr. Lambourns Tod an den Fundort der Leiche gerufen, als die örtlichen Polizisten erkannten, um wen es sich handelte und wie bedeutend der Fall war, ist das richtig?«
»Ja, Sir«, antwortete Runcorn kurz und bündig. Sie kämpften heute ihr letztes Gefecht, und die Zeit reichte einfach nicht, um mehr zu sagen als nötig.
»Sie haben den Toten und die unmittelbare Umgebung in Augenschein genommen?«
»Ja, Sir.«
»Ließ sich erkennen, dass Dr. Lambourn den Ort, wo Sie ihn fanden, zu Fuß aufgesucht hatte oder in irgendeiner Weise getragen worden war?«
»Ich kann Ihnen versichern, dass das Gelände keine Spuren aufwies, die von einem Transport herrührten«, sagte Runcorn mit fester Stimme. »Keine Rillen wie von Rädern, keine Hufabdrücke von Pferden, nur die Fußspuren von mehreren Männern sowie die Pfotenabdrücke eines Hundes, und die stammten von dem Tier des Herrn, der die Leiche entdeckt hat.«
»Schließen Sie aus dem Fehlen solcher Indizien, dass Dr. Lambourn zu Fuß hingegangen war?«
»Ja, Sir. Größe und Gewicht waren bei ihm geringfügig über dem Durchschnitt, sodass ein Einzelner ihn unmöglich den ganzen Weg vom Pfad bis zur Fundstelle hätte tragen können. Das war eine hübsche Strecke – etwa hundert Meter – und steil.«
»Zwei Männer?«, fragte Rathbone.
Coniston verdrehte entnervt die Augen, rief aber nicht dazwischen.
»Nein, Sir, das glaube ich nicht«, erklärte Runcorn. »Wenn zwei Männer einen dritten tragen, hinterlassen sie auffällige Abdrücke im Gras und auch auf den Wegen. Es ist äußerst beschwerlich, ein totes Gewicht zu schleppen. Man muss teilweise seitwärts oder sogar rückwärts gehen. Und dann rutscht es einem immer wieder aus den Händen. Wer so etwas schon einmal versucht hat, wird das bestätigen.«
»Aber welcher Art waren die Fußabdrücke um die Leiche herum?«, beharrte Rathbone.
»Meinen Sie die eindeutig identifizierbaren?« Runcorn hob die Augenbrauen. »Lässt sich unmöglich bestimmen, Sir. Dafür waren zu viele Leute dort. Der Herr, der ihn entdeckt hat, die Polizisten, der Arzt. Sie alle waren dort – natürlich –, am Anfang wahrscheinlich, um zu sehen, ob sie helfen können. Damit haben sie die Sache leider gründlich verdorben. War selbstverständlich keine böse Absicht. Sie konnten ja nicht wissen, dass die Spuren noch wichtig sein würden.«
»Eben«, bestätigte Rathbone. »Er hätte also allein dort hingehen können oder zusammen mit jemand anders?«
»Ja, Sir.«
»Haben Sie jemals das Messer gefunden, mit dem er sich die Pulsadern geöffnet haben soll?«
Runcorn schüttelte den Kopf. »Nein, Sir. Ich habe angestrengt danach gesucht, sogar in einem größeren Umkreis. Allerdings habe ich keine Ahnung, wie weit ein Mann ein Messer werfen kann, wenn er sich gerade die Handgelenke aufgeschnitten hat. Wenn ich es bedenke, ist mir ehrlich gesagt nicht klar, warum er das überhaupt hätte tun wollen.«
»Mir auch nicht«, erwiderte Rathbone. »Entdeckten Sie irgendein Gefäß, in dem Opium hätte aufgelöst werden können?«
»Nein, Sir. Obwohl ich auch danach gesucht habe.«
»Dennoch gelangten Sie am Anfang zu dem Schluss, dass es Selbstmord war?«
»Am Anfang, ja, Sir«, sagte Runcorn gedehnt. »Aber je mehr ich darüber nachdachte, desto unzufriedener wurde ich. Trotzdem waren mir die Hände gebunden, bis Monk mit einem anderen Todesfall zu mir kam, bei dem es sich eindeutig um Mord handelte, und mich bat, Dr. Lambourns Tod noch einmal etwas gründlicher zu untersuchen.«
»Aber Sie waren aufgefordert worden, die Sache auf sich beruhen zu lassen, nicht wahr?«, fuhr Rathbone fort.
»Ja, Sir. Ich habe die Recherchen in meiner Freizeit erledigt, wohl wissend,
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