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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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auf Anhieb?«, fragte Monk hastig.
    »Ich …« Petherton zögerte. Ihm war anzumerken, dass er angestrengt nachdachte. »Ich glaube, ja. Sein Gesicht war extrem blass, fast blutleer. Er sah schrecklich aus. Und natürlich waren seine Handgelenke dunkelrot vom Blut. Auch auf dem Boden war Blut. Ich habe ihn nicht sofort berührt. Ich war ziemlich … erschüttert. Als ich wieder halbwegs klar denken konnte, habe ich mich über ihn gebeugt und ihn am Unterarm berührt, oberhalb der Stichwunden …«
    »Sein Ärmel war hochgekrempelt?«, unterbrach ihn Monk.
    »Ja. Ja, der Hemdsärmel war weit oben.«
    »Jacke?«
    »Ich … soweit ich mich erinnere, hatte er keine an. Nein, er trug nur ein Hemd. Ich habe ihn am Arm berührt, und die Haut war kalt. Die Augen waren eingesunken. Ich konnte an seinem Hals keinen Puls spüren. An den Handgelenken habe ich es gar nicht versucht – das Blut …« Er holte tief Luft. »Und ich wollte keine … keine Abdrücke hinterlassen. Ich gebe es zu, ich schreckte davor zurück, die … Finger in sein Blut zu tauchen. Das wäre nicht nur abstoßend gewesen, sondern auch zudringlich. Der arme Mann hatte ohnehin schon die Hölle auf Erden erlebt. Seiner Verzweiflung sollte wenigstens mit … mit Anstand begegnet werden.«
    Monk nickte. »Mit Sicherheit die richtige Entscheidung: Respekt zeigen und keine Spuren zerstören. Wo war eigentlich das Messer?«
    Petherton blinzelte. »Ich habe keines gesehen.«
    »Müsste es nicht dicht neben der Hand gelegen haben?«, hakte Monk in fast beiläufigem Ton nach.
    »Dort war es aber nicht. Vielleicht hatte er sich bewegt, und es lag unter dem Körper?«
    »Von der Jacke verdeckt?«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass er keine Jacke anhatte, nur ein Hemd.«
    »Trugen Sie eine Jacke?«
    »Ja, natürlich trug ich eine. Es war Oktober und früh am Morgen. Fast noch dunkel. Es war kalt.« Verwirrt zog Petherton die Stirn in Falten. »Daran stimmt doch etwas nicht, finden Sie nicht auch? Ein Mann, der vorhat, Selbstmord zu begehen, setzt sich doch gewiss nicht absichtlich Unannehmlichkeiten aus, indem er vor der Morgendämmerung über eine halbe Meile durch die Kälte läuft. Das hatte ich mir noch gar nicht überlegt. Er muss vor lauter Verzweiflung schon halb den Verstand verloren haben, und trotzdem wirkte er so friedlich, als hätte er sich dort nur hingesetzt, gegen den Baum gelehnt und es einfach geschehen lassen.« Er schien auf eine Erklärung von Monk zu warten.
    »Er hatte eine Menge Opium eingenommen«, murmelte der Polizist, die Augen auf Pethertons Gesicht gerichtet. »Das ist wahrscheinlich der Grund, warum er so ruhig wirkte. Seine Sinne dürften davon betäubt gewesen sein.«
    »Aber wie konnte er dann auf den Hügel steigen?«, fragte Petherton postwendend. »Oder meinen Sie, dass er es einnahm, sobald er oben angelangt war? Dann hätte er aber sicher eine Jacke gebraucht, solange er unterwegs war. Ich frage mich, was damit geschehen ist.«
    »Haben Sie dort oben Fußabdrücke von einer anderen Person bemerkt?«, wollte Monk wissen.
    Petherton blickte ihn überrascht an. »Ich habe nicht darauf geachtet. Es war ja noch nicht richtig hell. Das Licht reichte gerade aus, um sich zurechtzufinden. Glauben Sie etwa, dass jemand bei ihm war?«
    »Nun, wie Sie vorhin gesagt haben, er dürfte mit Sicherheit eine Jacke getragen haben, es sei denn, er war am Vorabend früh aus dem Haus gegangen und hatte nicht vorgehabt, so weit zu laufen.«
    Nun begriff Petherton, worauf Monk abzielte. »Oder er wollte nur einen kleinen Spaziergang unternehmen und gleich wieder heimgehen? Jetzt erinnere ich mich wieder: Es war ein sehr milder Abend. Erst in der Nacht wurde es kalt. Ich war selbst im Freien. Habe im Garten bis spät herumgewerkelt.«
    Monk änderte seinen Ansatz. »Ist Ihnen vielleicht irgendetwas aufgefallen, das Opium hätte enthalten können, oder ein Gefäß mit Wasser, um Pulver darin aufzulösen?«
    »Nein! Ich habe doch nicht seine Taschen durchwühlt!« Wieder nahm sein Gesicht einen leicht angewiderten Ausdruck an.
    »Könnte sich eine Flasche oder eine Phiole darin befunden haben?«, beharrte Monk.
    Petherton zögerte. »Eine Flasche nicht, aber vielleicht eine kleine Phiole in einer Hosentasche. Was, sagten Sie, ist passiert?«
    »Das weiß ich nicht, Mr Petherton. Aber ich muss es herausfinden. Falls tatsächlich etwas verheimlicht worden ist, bitte sprechen Sie um Ihrer selbst und der polizeilichen Ermittlungen willen mit niemandem

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