Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
kalter Morgen, und es wurde nur ganz allmählich heller. Vom Fluss her wehte ein eisiger Wind, der die Wolljacken und Schals mit Leichtigkeit durchdrang.
Watkins schien sich unbehaglich zu fühlen, doch offenbar hatte er erkannt, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als sich zur Verfügung zu stellen. Freilich würde Monk sein Möglichstes zum Schutz dieses Mannes tun müssen.
»Constable, Sie waren der erste Polizeibeamte am Ort von Dr. Joel Lambourns Tod, oben auf dem One Tree Hill, vor ungefähr zweieinhalb Monaten.«
»Jawohl, Sir.«
»Ich habe mit Mr Petherton gesprochen, dem Mann, der Dr. Lambourn entdeckt hat. Er war äußerst hilfsbereit. Aber Sie werden verstehen, dass ich auf die Überprüfung seiner Angaben durch ein besser geschultes Auge angewiesen bin.«
»Jawohl, Sir.« Constable Watkins nippte an seinem Tee, ohne den Blick von Monks Gesicht abzuwenden.
Monk wiederholte aufs Wort genau, was ihm Petherton gesagt hatte, einschließlich seiner Aussage über das Hemd, die hochgekrempelten Ärmel, das Blut an Lambourns Handgelenken und auf dem Boden. »Gab es noch etwas anderes?«, fragte er zum Schluss. »Bitte denken Sie sorgfältig nach, Constable. Es würde nichts nützen, später noch etwas hinzuzufügen. Das würde im besten Fall einen Eindruck von äußerster Inkompetenz erwecken und im schlimmsten Fall nach Unredlichkeit aussehen. So etwas können wir nicht dulden. Der Tod eines Menschen ist eine ernste Angelegenheit, egal, um wen es sich handelt. Dr. Lambourns Bedeutung für die Regierung macht den Fall umso gravierender. Habe ich die Szene so beschrieben, wie Sie sie als Polizeibeamter erlebt haben? Führen Sie sich Ihren Eindruck noch einmal vor Augen und antworten Sie mir dann.«
Watkins schloss die Augen. Nach sekundenlangem Schweigen öffnete er sie wieder und richtete sie auf Monks Gesicht. »Jawohl, Sir, das alles ist absolut zutreffend.«
»Mr Petherton hat die Szene also korrekt und wahrheitsgemäß beschrieben?«
»Jawohl, Sir.«
»Er hat nichts weggelassen? Es gab sonst nichts Auffälliges? Keine Fußabdrücke? Keine Spuren eines Kampfes? Nichts?«
»Nein, Sir. Überhaupt nichts.«
»Danke, Constable. Das war alles. Ich darf Sie nicht noch länger von Ihren Pflichten abhalten. Sie können Ihrem Sergeant sagen, dass ich ihm zu Dank verpflichtet bin und dass alles, was Sie mir gesagt haben, Ihren ersten Bericht bestätigt. Sie haben nichts hinzugefügt oder verändert. Darauf können Sie auch notfalls vor Gericht einen Eid leisten.«
Watkins errötete und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »Danke, Sir.«
Monk suchte erneut Dr. Wembley auf, doch der konnte sich an keine neuen Details erinnern, sondern wiederholte lediglich, was er beim ersten Mal ausgesagt hatte. Spät am Abend fuhr Monk bei kaltem Sprühregen zu Runcorn und berichtete ihm von seinen Ergebnissen.
Sie saßen in dem kleinen, gemütlichen Salon, wo im Kamin kräftig eingeschürt worden war, auf dem Tisch zwischen ihnen standen frisch gebrühter Tee und in dünne Scheiben geschnittener, kalter Hühnerbraten. Diesmal war auch Melisande dabei. Eigentlich hatte sie nur das Essen bringen wollen, aber dann hatte Runcorn sie mit einer Geste zum Bleiben aufgefordert. Angesichts ihrer entschlossenen Haltung war Monk gar nicht erst auf die Idee gekommen zu widersprechen. Abgesehen davon wollte er alles vermeiden, was sie belasten konnte. Über ihr Leben wusste er wenig, nur dass sie damals in dem Fall, bei dem er sie kennengelernt hatte, ungeheuren Mut bewiesen hatte, als sie auf einer Aussage vor Gericht bestand. Jetzt schaute er ein-, zweimal zu ihr hinüber und las in ihrem Gesicht nichts als tiefe Anteilnahme und Konzentration.
»Genau dasselbe haben sie mir auch gesagt«, kommentierte Runcorn, als Monk seinen Bericht beendet hatte. Plötzlich nahm sein Gesicht einen peinlich berührten Ausdruck an. »Ich habe mir übrigens noch einmal die Anweisungen angeschaut, die mir damals erteilt wurden. Ursprünglich hatte ich angenommen, sie dienten dazu, Lambourns Ruf und die Gefühle seiner Witwe zu schützen. Jetzt kommt es mir viel eher so vor, als sollte damit die Wahrheit vertuscht werden. Und wenn bestimmte Leute sich schon die Mühe machen, sie zu verbergen, müssen wir uns nach dem Grund fragen.«
»Entweder ist er mit hochgekrempelten Hemdsärmeln dort hinaufgegangen«, sinnierte Monk, »oder aber er hatte eine Jacke an, und jemand nahm sie weg. Andererseits war der Abend davor laut Petherton mild
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