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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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gewesen. Er selbst hatte sich lange in seinem Garten aufgehalten. Erst in der Nacht wurde es kalt und bis zum Morgen richtig frostig. Vielleicht hatte Lambourn gar nicht vor, so weit zu laufen, und schon gar nicht, im Freien zu bleiben.«
    Runcorn nickte, unterbrach ihn aber nicht.
    »Petherton war sich sicher, kein Messer und kein Gefäß für Flüssigkeiten bemerkt zu haben – es sei denn, dieses war so klein, dass es in die Hosentasche passte. Watkins hat das bestätigt, war sich aber sicher, dass die Hosentaschen leer waren. Sie können nicht beide lügen oder sich getäuscht haben. Und trocken kann man solche Mittel nicht schlucken.«
    »Dann war also noch jemand dort draußen«, schloss Runcorn. »Im besten Fall hat er das Messer und den Behälter für die Flüssigkeit einfach nur weggeschafft. Oder aber Mrs Lambourn hatte recht, und ihr Mann wurde tatsächlich ermordet.« Die Stirn in tiefe Falten gelegt, blickte er Monk ins Gesicht.
    »Und der andere dachte, es würde ihm gelingen, die Wahrheit zu verschleiern«, überlegte Monk laut. »Aber er war zu sorglos. Kein Messer. Nichts, um das Opium darin zu transportieren. Keine Jacke, um an einem Oktoberabend eine längere Strecke zu laufen. Lag das daran, dass er überrascht wurde und schnell und unvorbereitet handeln musste? Oder war es einfach nur Überheblichkeit?«
    Zum ersten Mal meldete sich Melisande zu Wort. »Das war wirklich sehr dumm«, sagte sie langsam. »Das Messer hätte neben ihm liegen müssen – oder das Gefäß, das er benutzte, um das Opium einzunehmen. Warum hat der andere das nicht zurückgelassen? Wenn die Jacke einfach dort geblieben wäre, hätte das nicht so sinnlos gewirkt.« Sie blickte von einem zum anderen. »War irgendetwas am Messer oder am Gefäß, das die Identität dieser anderen Person preisgegeben hätte?«
    Eine Antwort darauf erübrigte sich. Runcorn warf Monk einen eindringlichen Blick zu. »Ist es wirklich denkbar, dass der andere ihn mit eigenen Händen ermordet hat, um ihn zum Schweigen zu bringen und seine Studie verschwinden zu lassen? Aber warum?«
    »Ja, so langsam halte ich das in der Tat für denkbar«, antwortete Monk mit heiserer Stimme. »Und es muss einen Grund geben, der rationaler ist als der Wunsch, die Studie und damit die Verabschiedung des Gesetzes zu verzögern, womit schließlich höchstens ein Jahr gewonnen wäre.«
    Schweigen trat ein. Das friedlich im Kamin flackernde Feuer erzeugte ein warmes Licht und ein sanftes Knistern.
    »Was hast du nun vor?«, fragte Melisande in die Stille hinein. Ihre Stimme wie auch ihre Züge verrieten Angst.
    Runcorn blickte sie an. Noch nie hatte Monk seine Gefühle so nackt in seinem Gesicht gespiegelt gesehen. Es war, als wären er und Melisande allein im Zimmer. Ihm war offenbar unbedingt daran gelegen, was sie dachte, und doch wusste er, dass er diese Entscheidung ganz allein und auf der Grundlage seiner persönlichen Überzeugung treffen musste. Persönliche Erwägungen durften ihn da nicht beeinflussen.
    Monk wagte kaum zu atmen. Er hatte es nicht in der Hand, die Entscheidung zu beeinflussen, sondern konnte nur hoffen, dass Runcorn die richtige traf.
    Glühende Asche fiel im Kamin in sich zusammen, und die Kohlen rutschten nach unten.
    »Wenn wir nichts tun, beteiligen wir uns an dem Verbrechen«, sagte Runcorn nach langem Nachdenken. »So leid es mir tut, aber wir müssen die Wahrheit aufdecken. Wenn Lambourn ermordet worden ist, müssen wir herausfinden und beweisen, wer das getan hat, wer es vertuscht hat und aus welchem Grund.« Er legte die Hand sanft auf die ihre. »Das könnte sehr gefährlich werden.«
    Sie lächelte ihn mit vor Furcht und Stolz glühenden Augen an. »Ich weiß.«
    Für sich selbst brauchte Monk die Antwort nicht zu geben. Ursprünglich war er gerade deshalb zu Runcorn gekommen, weil er insgeheim genau diese Entscheidung befürchtet hatte. Jetzt gestand er sich ein, dass er, wäre er sicher gewesen, dass Dinah Lambourn log, ihren Fall Rathbone nicht vermittelt und schon gar nicht seine Nachforschungen angestellt hätte.
    Runcorn erhob sich und schürte das Feuer nach.
    Sie redeten noch ein bisschen länger und erörterten ihren Bericht an Rathbone sowie ihr weiteres Vorgehen für den Fall, dass er ihnen neue Anweisungen erteilte. Schließlich verabschiedete sich Monk und trat auf die dunkle Straße hinaus. Es hatte aufgehört zu regnen, war aber kälter geworden.
    Es war schon spät, und es würde nicht leicht sein, eine Droschke zu

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