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Ein Paradies der Sinne

Ein Paradies der Sinne

Titel: Ein Paradies der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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wieder kreuzen – irgendwann“, antwortete Tyler leise. „Ob wir uns dann erkennen werden, ist eine andere Frage. Ich wünsche dir viel Glück, Mäuschen.“
    Damit war er verschwunden.
    „Tyler!“, rief Amy verzweifelt hinter ihm her. „Geh nicht!“
    Völlig verwirrt richtete Amy sich auf und knipste die Nachttischlampe an. Ihr Gesicht war nass, die Bettdecke zerknittert, und ihre Hände schmerzten. Dann erinnerte sie sich an ihren Traum. Sie machte das Licht wieder aus, warf sich ins Kissen zurück und weinte sich in den Schlaf.
    Als Harry am nächsten Morgen anrief, war ihre Stimme heiser, und sie hatte das Gefühl, tagelang nicht geschlafen zu haben. Er teilte ihr mit, dass er am nächsten Tag wieder da sein würde und dass er sie liebte. Aber das war alles, was Amy von ihrem Gespräch in Erinnerung blieb.
    „Ich habe letzte Nacht wieder von Tyler geträumt“, erzählte sie Debbie später, als sie sich zu einer Pizza und einem großen Salat in der Nähe des Krankenhauses trafen.
    Debbie nahm die Nachricht gelassen auf. „Er wollte sich von dir verabschieden, nicht wahr?“
    Amy nickte und sah gedankenverloren auf ihren Teller.
    „Liebst du ihn noch?“, wollte Debbie wissen, während sie eine Tomatenscheibe aus ihrer Salatschüssel fischte und sich diese in den Mund steckte.
    „Tyler?“ Amy ging einen Moment in sich und empfand eine süße Trauer in ihrem Herzen. „Nicht so wie zuvor“, gestand sie leise.
    „Dann ist die Trennung vollzogen“, stellte Debbie fest.
    „Du hältst mich für verrückt.“
    „Ich halte dich für eine ganz normale Frau, die ihren ersten Mann über alles geliebt hat. Aber du bist jung und gesund und liebst jetzt einen anderen.“
    Amy wischte sich die Tränen mit der Serviette aus dem Gesicht. „Gestern Abend schien dir das nicht sonderlich zu behagen.“
    „Das war ein ganz persönlicher Interessenskonflikt“, erklärte Debbie sachlich. „Du bist meine allerbeste Freundin. Und ich bin nicht gerade erbaut von dem Gedanken, dass du jetzt nach Australien ziehen könntest.“
    „Ich habe dir doch gesagt, dass es nur jeweils für sechs Monate sein wird.“
    „Ich bin es aber nicht gewöhnt, sechs Monate auf eine Essensverabredung zu warten, Amy“, konterte Debbie. „Ich werde mich ganz schön umstellen müssen. Wie, glaubst du, werden die Kinder die Neuigkeit aufnehmen? Und Tylers Eltern?“
    Amy seufzte. „Ashley und Oliver sind begeistert von Harry“, sagte sie. „Und die Ryans mögen ihn natürlich auch. Ich weiß nur nicht, wie es ihnen gefallen wird, sechs Monate im Jahr auf ihre Enkelkinder verzichten zu müssen.“
    „Sie könnten euch doch besuchen“, schlug Debbie vor.
    „Genau wie du.“
    Debbie strahlte. „Da hast du recht! Würdest du mich dann bitte Paul Hogan vorstellen?“
    „Warum nicht?“, ging Amy auf den Scherz ihrer Freundin ein. „Ich kenne sowieso bald alle Australier beim Vornamen.“
    Als Amy am späten Nachmittag mit einer Einkaufstüte im Arm nach Hause kam, war Mrs Ingallstadt in der Küche und gab Mimi frisches Futter.
    „Mein Gott, haben Sie mich erschreckt!“, sagte die alte Frau und legte eine Hand an ihre Brust.
    Amy lächelte. „Das tut mir leid – ich hätte Sie anrufen sollen. Aber ich war so müde, als ich gestern Abend nach Hause kam …“
    „Ist schon in Ordnung, meine Liebe“, erwiderte Mrs Ingallstadt freundlich und sah Amy aufmerksam an. „Sie sehen immer noch etwas mitgenommen aus. Ich denke, Sie hätten ruhig etwas länger Urlaub nehmen sollen. Es ist nicht so leicht, sich mit dem Tod eines Menschen abzufinden, den man wirklich geliebt hat.“
    „Da haben Sie recht“, sagte Amy und seufzte, während sie die Einkäufe im Kühlschrank verstaute.
    „Wissen Sie, ich habe oft von meinem Walter geträumt – nachdem er gestorben war, meine ich –, und das hat mir sehr geholfen.“
    Amy horchte auf. Sie ließ die Einkäufe liegen und stieß die Kühlschranktür zu. „Wirklich?“, fragte sie interessiert. „Erzählen Sie mir davon.“
    Die alte Frau lachte. „Ich glaubte hinterher oft, mein Walter hätte mich tatsächlich besucht – so echt waren die Träume. Das ging beinahe drei Jahre lang so. Erst als ich merkte, dass ich auch allein zurechtkommen würde, wurden die Träume seltener. Ich meine, ich träume natürlich immer noch manchmal von ihm, aber jetzt sind das nur noch schöne Erinnerungen.“
    Amy zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor und ließ sich darauf sinken. Sie wusste nicht, ob sie

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