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Ein Paradies der Sinne

Ein Paradies der Sinne

Titel: Ein Paradies der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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nach den großen Ferien sagte Amy sich, dass es Zeit war, das Immobiliengeschäft wiederaufzunehmen. Statt Termine zu machen und Kunden zu besuchen, stieg sie jedoch, kaum dass der Schulbus um die Ecke gebogen war, ins Auto und fuhr zu einer weit abgelegenen Apotheke, in der sie nicht bekannt war. Dort kaufte sie sich einen Schwangerschaftstest. Zu Hause riss sie die Packung auf, lief ins Bad im Erdgeschoss und führte den Test durch. Nach zwanzig Minuten stand das Ergebnis fest: Sie war schwanger.
    Amy saß auf dem Badewannenrand und wusste nicht, ob sie traurig sein oder jubeln sollte. Ihre Beziehung mit Harry war, wenn er nicht gerade als lieber Onkel die Kinder besuchte, offensichtlich zu Ende. Und keiner wusste besser als Amy, wie schwer es war, ein Kind allein aufzuziehen.
    Andererseits sehnte sie sich schon lange nach einem dritten Kind. Sie und Tyler hatten sogar zwei weitere geplant – bis das Schicksal ihre Pläne durchkreuzte.
    Amy seufzte. Sie musste irgendetwas tun, sich mit irgendjemandem unterhalten. Hastig warf sie die Testutensilien weg, wusch sich die Hände, kämmte die Haare und trug frischen Lippenstift auf. Dann griff sie nach ihrer Handtasche und dem Schlüsselbund und stieg wieder ins Auto.
    Einem spontanen Impuls folgend, fuhr sie zum Friedhof und ging den Berg zu Tylers gepflegtem Grab hinauf, das er mit seinen Großeltern und einem Bruder, der schon in jungen Jahren gestorben war, teilte. Amy sah sich um, doch bis auf einen Gärtner, der in einiger Entfernung arbeitete, war sie allein. Liebevoll strich sie über den Grabstein, dann nahm sie auf einer Bank in der Nähe des Grabes Platz.
    Tief in ihre Gedanken versunken, saß sie eine ganze Weile reglos da und wischte sich hin und wieder eine Träne aus dem Gesicht. „O Tyler“, seufzte sie schließlich, „was soll ich nur tun? Du hattest recht, ich bin wirklich schwanger. Ich werde es Harry sagen müssen. Er wird ehrenhalber auf einer Heirat bestehen, aber ich fürchte, unsere Ehe wird dann wie eine jener schrecklich zermürbenden Ehen aussehen …“
    Der laue Septemberwind strich durch die Blätter und wehte über Amys Haar. Wenn es doch nur einen Weg gäbe, Harry von ihrer Liebe zu überzeugen.

11. KAPITEL
    „Harry wohnt jetzt im Leuchtturm“, erzählte Tylers Schwester Charlotte, als sie Amy half, das Abendessen zuzubereiten.
    Amy dachte an das Kind, das in ihr heranwuchs, und sehnte sich danach, den Ryans von dieser freudigen Nachricht endlich berichten zu können. Doch zuerst musste sie es Harry sagen – sosehr ihr dies auch widerstrebte.
    „Ach“, sagte Amy so uninteressiert wie möglich, während sie das Dressing unter den Salat hob. „Dann hat er sicher auch eine neue Freundin.“
    Charlotte schüttelte den Kopf. „Du kannst mir nichts vormachen, Amy. Du kannst doch kaum die Hände von ihm lassen. Was ist eigentlich los mit euch beiden?“
    „Ich wünschte, ich wüsste es.“ Amy seufzte. „Er meint, ich hätte Tylers Tod noch nicht überwunden.“
    Ihr Blick fiel auf den Flieder vor dem Küchenfenster, dessen Blätter sich bereits braun färbten, und dachte daran, wie sehr Tyler diesen dichten Busch geliebt hatte.
    Charlotte zuckte leicht mit den Schultern. „Heute ist Freitag“, sagte sie. „Warum fährst du nicht zum Leuchtturm hinaus und sprichst dich endlich mit Harry aus? Ich bleibe dann solange hier und passe auf die Kinder auf.“
    „Ich kann doch nicht einfach …“
    „Warum nicht?“
    „Das wäre doch viel zu offensichtlich.“
    Charlotte verdrehte die Augen. „Amy, du bist doch kein kleines Mädchen mehr. Und du liebst Harry, stimmt’s?“
    Amy nickte. „Ich dachte immer, so etwas würde einem nur einmal passieren.“
    „Nun, dann nimm deine Chance auch wahr“, zischte Charlotte sie gut gelaunt an. „Nun mach schon. Geh!“
    „Und wenn er nicht allein ist?“, flüsterte Amy. „Das würde mich umbringen.“
    „Er ist allein“, versicherte Charlotte ihr. „Aber wenn es dir lieber ist, kannst du ihn ja vorher anrufen und ihm deinen Besuch höflich ankündigen.“
    „Auf keinen Fall!“, wehrte Amy resolut ab.
    Als sie eine Viertelstunde später mit Charlotte und den Kindern am Tisch saß und feststellen musste, dass sie keinen Bissen herunterbrachte, stand sie auf, ging in ihr Büro und schloss die Tür.
    Nach dem dritten Klingeln meldete Harry sich. „Hallo?“ Seine Stimme klang ungeduldig und beinahe wie ein Brüllen.
    Automatisch fragte Amy sich, ob sie ihn von einem Glas Wein, einem

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