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Ein Paradies der Sinne

Ein Paradies der Sinne

Titel: Ein Paradies der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Weise ausnutzen.“
    Amy trat ein paar Schritte zurück. Ihm so nah zu sein, tat unbeschreiblich weh. „Tja, das ist wahrscheinlich besser als gar nichts“, meinte Amy eher zu sich selbst. Sie drehte sich um und ging wie in Trance zur Tür. Wie sollte sie sich jetzt auch fühlen? Sollte sie glücklich sein oder traurig?
    Genau genommen hatte sie Harry nicht verloren, aber sie hatte ihn auch nicht richtig zurückgewonnen. Sie würden Freunde bleiben.
    Anstatt nach Hause zu fahren, fuhr Amy über die Mercer-Island-Brücke und schlug die Straße zum Haus ihrer Schwiegereltern ein. Louise begrüßte sie überglücklich und nahm sie erfreut in die Arme.
    „Ich bin ja so froh, dass du noch mit mir sprichst!“ Louise lachte. „Nachdem ich Ashley und Oliver diesen schrecklichen Kitsch habe kaufen lassen, fürchtete ich schon, ich hätte mir deine Sympathien ein für alle Mal verscherzt.“
    Sie saßen in Louises Wohnzimmer und tranken Tee aus dem feinen Chinaporzellan, das einst Tylers Urgroßmutter gehört hatte. „Du bist braun geworden“, stellte Louise fest und strich Amy sanft über ihren bronzegetönten Unterarm. „In Seattle bekommt man aber keine so schöne Farbe.“
    Amy räusperte sich und senkte für einen Moment den Blick. Tyler war tot, und sie war eine erwachsene Frau, die tun und lassen konnte, was sie wollte. Trotzdem kam Amy sich vor wie ein Kind, das seinen Eltern etwas Schlimmes beichten musste.
    „Als ihr in Kansas wart“, sagte sie, „bin ich in Australien gewesen mit Harry Griffith.“ Unsicher sah sie ihre Schwiegermutter an.
    Louises Lächeln war nachdenklich und abschätzend, doch verurteilte sie Amy nicht. „Ich verstehe“, sagte sie nur.
    Plötzlich begann Amy zu weinen.
    „Ich schätze, du hast dich in unseren Harry verliebt“, vermutete Louise und lächelte zufrieden. „Das ist ja wunderbar!“
    Amy nahm ein Taschentuch aus ihrer Handtasche, putzte sich die Nase und wischte die zerlaufene Wimperntusche unter ihren Augen weg. „Denkst du das wirklich?“
    „Aber natürlich“, antwortete Louise und drückte ihrer Schwiegertochter beruhigend die Hand. „Du bist viel zu lange allein gewesen, und einen Besseren als Harry hättest du gar nicht finden können. Jetzt bleibst du doch unsere Schwiegertochter.“
    „Er möchte mir nur ein guter Freund sein“, erklärte Amy schluchzend. „Er meint, ich sei noch nicht so weit, eine neue Bindung einzugehen.“
    „Wie kommt er denn darauf?“, fragte Louise in ruhigem Ton und schenkte Amy und sich Tee nach.
    In einer hilflosen Geste hob Amy die Hände. „Es ist … nun … ich weiß nicht, wie ich dir das sagen soll!“
    „Wie wär’s, wenn du den Mund öffnetest und es mir einfach erzähltest.“ Louise war stets dafür, die Dinge beim Namen zu nennen.
    „Ich träume noch immer oft von Tyler, und das habe ich Harry erzählt.“ Amy schluchzte und schüttelte den Kopf. „Er denkt, ich hätte mich mit Tylers Tod noch nicht abgefunden. Eine ganze Woche lang habe ich Harry nicht gesehen. Nicht einmal angerufen hat er. Jetzt bietet er mir nur noch seine Freundschaft an.“ Amy fing erneut an zu weinen.
    „Ich glaube, das wird sich von ganz allein wieder geben, Liebste. Du und Harry, ihr braucht nur ein wenig Zeit, das ist alles.“
    „Du hältst mich also nicht für verrückt, weil ich manchmal noch von Tyler träume?“
    Louise lächelte traurig und schüttelte den Kopf. „Ich träume selbst oft von ihm. Und dann kommt es mir so vor, als wäre er noch unter uns. Wenn man jemanden sehr lieb gehabt hat, dann hinterlässt dieser Mensch einen bleibenden Eindruck in unserer Welt.“
    Amy wollte Louise noch erzählen, dass Tyler ihr in ihrem letzten Traum ein Baby angekündigt hatte, doch glaubte sie nicht wirklich daran, sondern hielt es für reines Wunschdenken. „Du hast mir sehr geholfen“, sagte sie, stand auf und trug ihr Taschentuch zum Papierkorb.
    „Warum kommst du nicht mit den Kindern zum Abendessen zu uns?“, fragte Louise. „Dann bin ich nicht ganz allein.“
    Da Amy annahm, dass ihr Schwiegervater sich wieder einmal auf einer Golfreise befand oder irgendein Projekt überwachte, in das er im Osten der Vereinigten Staaten investiert hatte, nahm sie Louises Einladung gerne an.
    Erst als die Kinder Harrys Wagen vor dem Haus der Ryans stehen sahen und laut jubelten, begriff Amy, warum ihre Schwiegermutter darauf bestanden hatte, dass sie sich hübsch machte.
    Doch Louises Plan, Harry und Amy auf diese Weise wieder

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