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Ein perfektes Leben

Ein perfektes Leben

Titel: Ein perfektes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonardo Padura
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erleichtern würde … Denn nachdenken musste er, nachdem er dem Alten seine Geschichte mit Rafael Morín und Tamara Valdemira erzählt hatte. Ich war in diese Frau bis über beide Ohren verliebt, Chef …
    Aber das ist jetzt zwanzig Jahre her, oder?, hatte der Mayor gefragt und beschlossen: »Dass ich dir den Fall wegnehme, kannst du vergessen. Du hast ihn übernommen, und dabei bleibt es, Mario. Ich hab dich heute Morgen nicht aus Lust und Laune angerufen. Du weißt, ich belästige die Leute nicht gerne wegen nichts und wieder nichts, und so neu bin ich nicht im Geschäft, dass ich mir Katastrophen ausdenke, wos keine gibt. Aber an dieser Geschichte mit dem verschwundenen Ehemann ist was faul. Enttäusche mich jetzt bitte nicht«, hatte er gesagt und noch hinzugefügt: »Pass auf dich auf, Mario, pass auf dich auf. Und denk nach! Irgendwo muss es einen Anhaltspunkt geben, und du bist derjenige, der ihn finden kann. Okay?«
    »Woran hast du gedacht, Conde?«, fragte ihn Manolo. El Conde sah den Glühwürmchen hinterher, die der Druck seiner Finger in den Augen zurückgelassen hatte.
    Er stand auf und ging wieder zum Fenster seiner Melancholie und Nachdenklichkeit. Noch drei Stunden bis zur Abenddämmerung. Der Himmel hatte sich bezogen, vielleicht ein Vorbote von Regen und Abkühlung. Mario Conde bevorzugte zum Arbeiten zwar kühlere Temperaturen, doch diese frühe Dämmerung deprimierte ihn und raubte ihm die wenige Lust, die er verspürte. Noch nie hatte er sich so sehr gewünscht, einen Fall zu den Akten legen zu können. Der Druck von oben, den der Alte an ihn weitergab, lastete auf ihm, und das Bild von Tamaras Pobacken unter dem gelben Kleiderstoff verfolgte ihn wie eine Plage. Er erinnerte sich an die Ermahnung des Alten: Pass auf dich auf, Mario! Jeder schien eine Gefahr zu wittern. Das Schlimmste aber war das Gefühl von Desorientierung, das ihn beherrschte. Er war so verloren wie Rafael, und so konnte er nicht arbeiten. Der Mayor hatte seinen ersten Maßnahmen zugestimmt, hatte ihm die Erlaubnis gegeben, Kontakt zu dem spanischen Geschäftsmann aufzunehmen und sogar Ermittlungen in Rafaels Unternehmen durchzuführen – ja, da könnte sich etwas ergeben, hatte er zu ihm gesagt –, Leute zu vernehmen und, zusammen mit ihren Spezialisten für Wirtschaft und Buchhaltung, Papiere durchzusehen. Doch er musste bis Montag warten, und der Mayor wollte schnelle Resultate sehen. Während er seine seidenweiche Zigarre rauchte, kam er zu der Überzeugung, dass das Verschwinden von Rafael Morín kein Zufall war und er alle denkbaren Wege verfolgen musste, die ihn zum Anfang vom Ende dieser Geschichte führen konnten. Und die Neujahrsparty und das Unternehmen, das Unternehmen und die Neujahrsparty, das schienen zwei Wege zu sein, die sich kreuzten.
    »Tamara hat angerufen«, sagte er schließlich zu Manolo. »Was sie mir erzählt hat, könnte ein Spur sein.« Und er berichtete ihm von dem Notizbuch mit den Telefonnummern. Der Sargento sah sich die Namen der beiden Frauen mit den dazugehörigen Telefonnummern und Adressen an. Dann fragte er den Teniente: »Und du meinst wirklich, dass uns das weiterhelfen kann?«
    »Mich interessiert Zaida, die Sekretärin. Und ich will wissen, wer Zoila ist. Sag mal, wie viele Namen mit Z stehen in deinem Adressbuch?«
    Manolo zuckte lächelnd die Achseln. Nein, das wusste er nicht.
    »In unseren Lexika umfasst das Z gerade mal acht oder zehn Seiten, und kaum ein Name beginnt mit Z«, sagte El Conde. Er schlug sein eigenes Adressbuch auf. »Bei mir steht unter Z nur Zenaida. Erinnerst du dich an Zenaida?«
    »Vergiss es, Conde, die Kleine steht für was anderes.« Der Teniente klappte das Büchlein zu und legte es in die Schreibtischschublade zurück.
    »Die stehen alle nur für was anderes«, sagte er. »Also, dann mal los, schauen wir uns die beiden Z an. Hol den Wagen.«
     
    Der Samstagabend versprach nichts Sensationelles. Es hatte sich abgekühlt, und der Nieselregen würde bis in die Morgenstunden andauern. Noch im Wagen war die Kälte zu spüren, und El Conde sehnte sich nach der kräftigen Sonne, die ihn heute Morgen beim Aufwachen begrüßt hatte. Der Regen hatte die Straßen leer gefegt, eine graue Lethargie lastete auf der Stadt, die bei warmem Wetter auflebte und sich bei der zaghaftesten Abkühlung und etwas Regen in sich selbst zurückzog. Der träge tropische Winter kam und ging, manchmal sogar an ein und demselben Tag, sodass man nicht wusste, welche Jahreszeit gerade

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