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Ein perfektes Leben

Ein perfektes Leben

Titel: Ein perfektes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonardo Padura
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Ziel gesetzt, der tägliche Albtraum aller Schwarzhändler und Dollarverkäufer von Havanna zu sein. Und seit den letzten Monaten hielten sie einen beneidenswerten Rekord bei den Festnahmen.
    »Der ist nicht im Geschäft«, stellte Contreras fest, ohne den Blick von dem Foto abzuwenden. »Was sagt der Computer?«
    »Nichts, sauber wie ein frisch gebadeter Kinderpopo.«
    »Dachte ich mir. Und was genau willst du von mir?«
    »Dass du mit deinen Informanten und Schattenexistenzen herausfindest, ob ihm irgendjemand irgendwann mal Dollars verkauft hat. Er hat mit größeren Mengen Pesos zu tun, und ich glaube, er hat was davon abgezweigt. Und dann ist da noch ein anderer, den du überprüfen musst. Das Foto reich ich dir nach.«
    »Wie heißen die beiden?«
    »Der hier Rafael Morín und der andere René Maciques. Vergiss aber die Namen und konzentrier dich auf die Gesichter.«
    »Sag mal, Conde, ist das nicht dieser Bonze, der vor ein paar Tagen verschwunden ist?«
    »Ganz genau, Dicker.«
    »Bist du verrückt geworden? Hör mal, nicht dass ich da in Teufels Küche komme! Der Mann hat ’n ziemlich langen Arm … Da hat sogar ’n Minister den Alten angerufen und alles. Weißt du aus sicherer Quelle, dass er fulas gekauft hat?« Contreras warf das Foto auf den Schreibtisch, als hätte er sich plötzlich die Finger daran verbrannt.
    »Einen Scheißdreck weiß ich, Dicker. Das ist nur ’ne Vermutung, so aus dem Bauch raus. Besser gesagt, die Folge von Kopfschmerzen. Irgendwoher hatte er viel Geld, Dicker, aber ein Dealer ist er nicht.«
    »Vielleicht nein, vielleicht ja. Aber du wühlst in der Scheiße, Conde, und Scheiße spritzt«, fügte der Capitán hinzu und setzte sich wieder auf den aufstöhnenden Stuhl. »Also gut, bis wann?«
    »Am besten gestern. Der Alte ist sauer, weil ich schon drei Tage an dem Fall dran bin. Er will Blut sehen, und ich fürchte, bald will er meins sehen. Hilf mir, Dicker!«
    Capitán Contreras schüttelte sich vor Lachen. Mario wunderte sich immer, wie der Dicke an allem seinen Spaß haben konnte. In Wirklichkeit war er nämlich der härteste Polizist, den er kannte, und zweifellos der Beste auf seinem Gebiet. Doch hinter der fröhlichen Maske eines Fettwanstes verbargen sich fast dreihundert komplexbeladene Pfunde. Der untrennbar mit ihm verbundene Körpergeruch und das schnelle Ende seiner beiden Eheversuche waren deutliche Anzeichen dafür. Doch er schützte sich mit seinem Lachen und der Überzeugung, zum Polizisten geboren zu sein und gute Arbeit zu leisten.
    »Ist ja gut, Conde, ist ja gut. Für dich mach ich doch alles … Reich mir das andere Foto rein und lass mich wissen, wo ich dich finden kann, falls ich was habe.«
    El Conde streckte die Hand über den Schreibtisch, bereit, den Händedruck des Capitán, der ein Pferd erwürgen konnte, klaglos zu erdulden. »Danke, Dicker.«
    Begleitet von schallendem Gelächter verließ er das Büro und ging hinauf zum Alten. Maruchi tippte etwas auf der Schreibmaschine. Der Teniente staunte wieder einmal darüber, dass sie sprechen und sogar ihn anschauen konnte, ohne ihre Arbeit zu unterbrechen.
    »Du kommst zu spät, Graf, ich meine, Conde. Der Mayor ist gerade weggegangen«, sagte sie. »Zu einer Versammlung in der Politischen Abteilung.«
    »Aha … Ich glaube, das ist auch besser so«, erwiderte der Teniente. Es war ihm ganz lieb, dass er Mayor Rangel noch nicht gegenübertreten musste. »Sag ihm bitte, er soll bis halb sechs auf mich warten. Ich glaube, heute kann ich ihm den Fall fix und fertig auf den Tisch legen. Willst du das fur mich machen?«
    »Kein Problem, Teniente.«
    »Hör mal einen Moment auf zu tippen«, bat er. Die Sekretärin unterbrach ihre Arbeit und sah ihn gelangweilt an. »Schenkst du mir zwei Duralginas? Bitte.«
    »Gibts was Neues?«, fragte Mario Conde lächelnd. Manolo, Patricia und die beiden Sachverständigen aus der Abteilung für Wirtschaftskriminalität sahen ihn verwundert an. Vor kaum einer Stunde hatte er sie in dem Unternehmen zurückgelassen und gesagt, er werde am Nachmittag wiederkommen. Und jetzt stand er schon wieder hier in dem Büro, das ihnen von der Direktion für die Ermittlungen zur Verfügung gestellt worden war, und fragte, ob es was Neues gab! Der Teniente machte Platz auf dem Schreibtisch und setzte sich mit nicht mal halbem Hintern auf die Platte.
    »Noch nicht, Mayo«, antwortete Patricia und schloss die Akte mit der Aufschrift Dienstanweisungen. »Hab dir ja gleich gesagt, dass das nicht

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