Ein pikanter Köder
den Perlmutterknopf und wartete. Die Tür öffnete sich, eine wohlklingende Stimme sagte: »Ja?«, und dann hörte man nur noch ein Japsen, während die Wohnungsinhaberin mich entsetzt anstarrte. Ich kannte sie bereits unter dem Namen Bernice Clinton.
»Donald! Wie, um alles in der Welt, haben Sie es fertiggebracht, mich hier aufzustöbern?«
»Wieso? Ist das denn solch ein Kunststück?«
»Das hier ist... ich meine, das ist nicht meine eigentliche...« Sie verstummte verwirrt.
»Ich weiß. Die Wohnung hier ist nur eine Art Ausweichquartier.«
»Was...was wollen Sie von mir?«
»Im Moment hab’ ich bloß den Wunsch, ein bißchen mit Ihnen zu plaudern.«
Sie überlegte und hielt mir dann die Tür auf. »Na schön, kommen Sie ’rein.«
Das Apartment gehörte zur obersten Preisklasse. An den riesigen, elegant möblierten Wohnraum stieß eine breite Sonnenveranda mit Panoramafenster. Eine Schwingtür führte in die Küche und eine zweite Tür ins Schlafzimmer, das vermutlich mit dem gleichen Luxus ausgestattet war.
»Ich habe inzwischen über Ihre Offerte nachgedacht«, sagte ich.
»Welche Offerte?« Sie wies auf einen Sessel, wandte sich ab und machte ein paar Schritte von mir weg. Als sie sich wieder umwandte, konnte man ihr deutlich anmerken, wie verzweifelt sie war. Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum, und in ihren Augen lag panische Angst. »Donald, wie...ich nehme an, Sie sind mir damals an dem Abend bis hierher gefolgt. Aber ich begreife einfach nicht, wie das möglich war. Ich hab’ meine Spur so sorgfältig verwischt.«
»Warum eigentlich?«
»Ich...ach egal! Also, was wollen Sie nun wirklich von mir?«
»Ihnen mitteilen, daß ich Ihr Angebot auf das Grundstück akzeptiere.«
»Ach, du meine Güte! Es tut mir leid, Donald, es tut mir wirklich sehr leid, aber wir sind an dem Pachtvertrag nicht mehr interessiert. Mein Chef -«
»Sind Sie nun eigentlich im Grundstückshandel tätig oder nicht?«
»Also, nicht direkt.«
»Und womit verdienen Sie sich Ihre Brötchen?«
»Donald, bitte! Quälen Sie mich nicht länger, sondern sagen Sie mir endlich, warum Sie hier sind.«
Ich heuchelte äußerstes Erstaunen. »Was ist los mit Ihnen? Sie benehmen sich, als wäre ich der Teufel persönlich. Ich möchte mit Ihnen über den Pachtvertrag reden. Was ist daran so ungewöhnlich? Sie rannten mir die Bude ein. Sie konnten ihn gar nicht schnell genug unter Dach und Fach bringen. Jetzt möchte ich wissen, woran ich bin.«
Sie runzelte die Stirn und dachte angestrengt nach. »Die ganze Sache ist mir schrecklich peinlich, Donald. Sehen Sie, ich hatte etwas von einem Grundstück gehört, das bei entsprechender Nutzung einen enormen Gewinn abwerfen würde. Ich hielt es für ein günstiges Geschäft, bis ich dahinterkam, daß ich einem dummen Geschwätz aufgesessen war. Es war nur ein Lügenmärchen, aber das wurde mir erst klar, nachdem ich bereits Verbindung mit Ihnen aufgenommen hatte. Es tut mir leid, daß ich Ihnen falsche Hoffnungen gemacht habe. Ich...glauben Sie mir, Donald, ich will mein möglichstes tun, um Sie irgendwie dafür zu entschädigen.«
Man merkte, daß sie einfach drauf los plapperte wie ein in die Enge getriebener Mensch, dem es auf ein paar Lügen mehr oder weniger nicht ankommt, wenn er damit seine Haut retten kann.
»Okay, Bernice, das kann dem gewieftesten Geschäftsmann passieren. Was ich noch fragen wollte...ach ja, warum sind Sie bei mir unter einem falschen Namen aufgekreuzt?«
»Es war, weil...weil...Mein Gott, Donald, ich bin schon ganz konfus. Ich glaube, es ist besser, ich sage Ihnen die Wahrheit. Man hat mich zu Ihnen geschickt mit dem Auftrag, Ihnen den Pachtvertrag abzuluchsen, und ich heiße wirklich Bernice Clinton. Der Name Agnes Dayton und die Wohnung hier ist... ist ein Geheimnis...eine reine Privatangelegenheit, die keinen Menschen etwas angeht. Es ist mir noch immer ein Rätsel, wie Sie dahintergekommen sind. Der Mann, in dessen Auftrag ich mit Ihnen verhandelte, ist... hat sich ganz aus dem Geschäft zurückgezogen.«
»Mit anderen Worten, das Grundstück interessiert Sie plötzlich nicht mehr.«
»Nun ja...das heißt, nein, das Ganze war ein bedauerlicher Irrtum. Kommen Sie, Donald, seien Sie ein guter Junge und reden Sie nicht mehr davon. Sehen Sie, ich...Sie sind dabei nicht der einzige Leidtragende; ich bin es schließlich auch.« Sie trat dicht an mich heran und fügte bittend hinzu: »Und jetzt müssen Sie gehen, Donald. Ich will Sie bestimmt nicht vor die
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