Ein pikanter Köder
damit ich einziehen konnte.«
»Nun...ja. Genauso war es.«
Ich sagte zu Helen Hart: »Würden Sie mir bitte die Zeichnung geben, von der Sie meinten, sie wäre dem Mann, der Sie belästigt hat, wie aus dem Gesicht geschnitten.«
Helen Hart händigte sie mir aus. Ich hielt sie Bernice Clinton unter die Nase. »Kennen Sie diesen Mann? Ja oder nein?«
Ihre Augen schweiften von mir zu Helen Hart und hefteten sich dann auf die Zeichnung. Sie holte tief Luft. »Das Gesicht kommt mir...ich meine, ich muß es schon mal irgendwo gesehen haben. Aber identifizieren kann ich es nicht.«
Ich wandte mich an Moxey Malone. »Haben Sie sich die Broschüre beschafft, die ich gestern erwähnte?«
»Ja.«
»Wo ist sie?«
»Hier.« Er zog sie aus der Tasche und reichte sie mir.
»Danke.« Ich schlug das Konterfei von Montrose L. Carson auf und zeigte es ihr. »Kennen Sie diesen Mann, Miss Clinton? Ja oder nein?«
Die Antwort ließ eine Weile auf sich warten. »Ja.«
»Bezahlt dieser Mann die Miete für das Apartment in Santa Ana, das Sie unter dem Namen Agnes Dayton bewohnen?«
»Lassen Sie diesen Punkt auf sich beruhen«, sagte Fillmore. »Wir waren uns doch einig darüber, daß wir uns hier nicht mit der Frage der Moral befassen wollen.«
»Das ist keine Frage der Moral. Vergleichen Sie das Foto des Mannes mit der Skizze, die Miss Hart identifiziert hat. Ich möchte
die Zeugin dazu folgendes fragen: Verhält es sich nicht in Wirklichkeit so, daß sie nicht von Herbert Jason Dowling, sondern von Montrose L. Carson zu mir geschickt wurde? Und war der einzige Zweck dieses Täuschungsversuchs nicht, mir einzureden, daß ich es mit Herbert Dowling zu tun hatte?
Ferner möchte ich die Zeugin darauf hinweisen, daß sie in einen Mordfall verwickelt ist, daß sie sich des Meineids schuldig gemacht hat und daß sie in Kalifornien wegen Beihilfe vor und nach der Tat angeklagt und verurteilt werden kann, falls sie ihre Aussage nicht rechtzeitig ändert.
Bernice Clinton setzte sich abrupt auf. »Ich denke nicht daran, für jemand anderen die Suppe auszulöffeln. Zum Prügelknaben habe ich kein Talent. Ich ziehe meine Aussage zurück. Es gab gar keinen Fenstergucker.«
»Was?!« Fillmore beugte sich verblüfft vor. »Ich glaube, das müssen Sie uns ein bißchen genauer erklären.«
»Gern. Die Sache verhielt sich folgendermaßen: Mr. Carson bat mich, im Strandmotel abzusteigen, zu einem vorher abgesprochenen Zeitpunkt die Polizei zu alarmieren und zu behaupten, daß ich von einem Mann beim Ausziehen beobachtet worden wäre.«
»Aber dieser Mann existierte gar nicht?«
»Nein. Ich habe wenigstens niemanden bemerkt.«
»Das Rollo am Fenster war nicht heruntergelassen?« fragte Fillmore weiter.
»Natürlich nicht. Ich hatte vorsorglich mein Kleid abgelegt und empfing die Polizei im Morgenrock. Darunter hatte ich nichts an außer Höschen und Büstenhalter. Ich erzählte den beiden Beamten von dem Fenstergucker und gab absichtlich eine solch vage Beschreibung von ihm, daß sie so ziemlich auf jeden Mann paßte. Mr. Carson hatte mir geraten, meine Angaben so allgemein wie möglich zu halten, damit ich sie später jederzeit berichtigen und notfalls einen x-beliebigen Mann als Täter identifizieren konnte.«
»Aber was bezweckte er mit dem Schwindel?«
»Mr. Carson wollte die Kontrolle über Dowlings Unternehmen an sich reißen. Das war aber nicht so einfach, weil Dowling als Geschäftsmann durchaus auf der Höhe war. Ein privater Skandal war das einzige Mittel, ihn bei seinen Aktionären unmöglich zu machen. Carson hatte gehört, daß Dowling mit einer jungen Frau namens Irene Addis liiert war und sich heimlich mit ihr im Strandmotel traf. Bevor er irgendwelche drastischen Schritte unternahm, wollte er sich mit eigenen Augen überzeugen, ob das Gerücht stimmte.
Einer Information zufolge hatten sich Dowling und Irene Addis in jener Nacht, in der Miss Hart den Fenstergucker sah, im Strandmotel verabredet. Die Information erwies sich als falsch. Aber als Carson in die Kabine spähte, in der er Dowling vermutete, wurde er von Miss Hart ertappt, die gerade aus dem Bad kam. Er stand im vollen Lichtschein und befürchtete natürlich, daß Miss Hart ihn der Polizei sehr genau beschreiben würde. Und um seine Fährte zu verwischen und die Polizei abzulenken, inszenierte er dann das Schwindelmanöver mit dem nicht existierenden Fenstergucker. Die Sache stieg an einem Abend, für den er ein hieb- und stichfestes Alibi hatte, und er
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