Ein Pirat zum Verlieben
anstarrte. Sein Herz saß wie ein Stein in seiner Brust, schwer und leblos, als er einen sanften Kuss auf ihre Lippen hauchte und wisperte: »Bitte, Liebste, heirate mich.«
Als sie das Beben in seiner Stimme hörte, schnürte sich ihre Kehle zusammen. In seiner Bitte lag eine stille Verzweiflung, eine plötzliche Angst, von der sie nie geglaubt hätte, dass er sie ihr oder irgendeinem anderen Menschen eingestehen würde. Er gab ihr die Chance, sich anders zu besinnen.
»Ja, mein Pirat, das werde ich«, murmelte sie an seine Lippen, während sie eine Hand in ihre Rocktasche schob und nach dem Päckchen tastete. Plötzlich tauchten Bilder vor ihrem geistigen Auge auf: die Galionsfigur, die wie angegossen passenden Sachen; Danes zärtliches Necken und seine Berührungen. Dane, wenn er fuchsteufelswild auf sie war. Dane bewusstlos, starr und still. Dane, wie er sie zum Bett trug. Der Delfin, die schwarze Wand. Es ist mir bestimmt, hier zu sein. Ich liebe diesen Mann zu sehr, um etwas anderes zu glauben. Sie schmiegte sich an ihn, so eng, dass sie seinen Atem spüren konnte.
Jemand rief seinen Namen, und Dane stöhnte, als sie sich ihm entzog. Das halte ich nicht mehr lange aus, dachte er, während er sich innerlich wand. Tess’ aufreizendes Lächeln wirkte verheerend auf sein fast überwältigendes Verlangen. Als sie sich umdrehten, sahen sie Duncan, der am Ende der Kirchenbänke ruckartig stehen blieb, Danes Jacke über einen Arm gelegt. Hinter ihm drängelten sich die Seeleute, die das Ereignis um keinen Preis verpassen wollten. Der alte Seemann ging rasch weiter. Das Lächeln auf seinem Gesicht war so zufrieden und hocherfreut, dass es sich wohl nur mit einem Meißel wieder entfernen lassen würde, vermutete Tess. Dane schlüpfte in seine dunkelgrüne Jacke.
»Sind wir so weit?«, fragte der Geistliche strahlend, glücklich, eine Zeremonie durchzuführen, bei der es einmal nicht darum ging, einen verstümmelten Körper unter die Erde zu bringen.
»Ja«, antwortete sie eifrig, während sie näher trat und das Päckchen mit den Diamanten unauffällig in Danes Jackentasche verschwinden ließ.
Mit festem Blick gaben Dane und Tess das Versprechen, einander zu lieben und zu ehren. Nur einmal unterbrach Tess die Zeremonie, um Einspruch gegen das Wort gehorchen zu erheben. Der Priester schien schockiert über die Forderung und war noch erstaunter, als Danes Schultern vor stummem Lachen zuckten, während er zustimmend nickte.
»Das wird er noch bereuen«, murmelte Ram und bekam dafür von Duncan einen kräftigen Ellbogenstoß zwischen die Rippen.
Strahlend vor Glück besiegelten die beiden ihren Ehebund mit einem Kuss. Die Zuseher verstummten angesichts des Schauspiels, wie die Liebe, deren Zeugen sie geworden waren, vor Gott verbunden wurde. Die Jubelrufe, die ertönten, als Tess aus Danes Armen gerissen und von einem zum anderen weitergereicht wurde, ließen die Holzbalken der alten Steinkirche erzittern. Kräftige Arme schlangen sich um sie und zerquetschten beinahe ihre zarten Rippen, als die Seeleute der Braut des Kapitäns gratulierten. Leicht mitgenommen und schwindelig, fand sich Tess plötzlich vor Ramsey wieder.
Mit einem geradezu lüsternen Grinsen zog der Kapitän der Triton sie in seine Arme und presste seine Lippen auf ihren Mund. Dane beobachtete den Kuss mit hochgezogenen Augenbrauen; dass Ram seine Frau mit einem reichlich bemessenen Quantum seiner Meisterschaft als Don Juan zu beglücken schien, erregte nicht seinen Zorn, denn Tess hing wie eine schlaffe Stoffpuppe in den Armen des Mannes. Ramsey zog sich zurück und starrte sie verdattert an.
»Tess, äh … ich …?«
»Keine Panik, O’Keefe«, sagte sie und wand sich geschmeidig aus seinen Armen. »Ihr Tag wird kommen.«
Tess drehte sich zu Dane um. Ein spitzbübisches Lächeln lag auf ihren Lippen, als er ihre Hand in seine Armbeuge zog.
»Es macht dir Spaß, den armen Teufel zum Narren zu halten, nicht wahr?«, raunte Dane ihr zu, als sie dem Geistlichen in die Sakristei folgten, um die Heiratsurkunde zu unterschreiben.
»Nein, aber seine Seifenblase platzen zu lassen, war ein netter Anfang.«
Sie lachten leise in sich hinein, während der alte Priester etwas in ein dickes Buch eintrug und ihnen dann ein Pergamentblatt zum Unterschreiben hinschob.
»Deinen Namen und dein Geburtsdatum«, sagte Dane zu ihr.
»Was schreibe ich bloß?«, fragte sie mit gezückter Feder. »Ich meine, mein Geburtsjahr–«, sie beugte sich näher zu ihm
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