Ein Pirat zum Verlieben
Bad gehoben hatte, aber die quälende Erinnerung trug nur dazu bei, seine Fantasie noch mehr anzuheizen.
Sie war schlank und geschmeidig wie eine Katze und groß für eine Frau, soweit er es beurteilen konnte, da er noch keine Gelegenheit gehabt hatte, ihr von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen. Ihre Arme, Schultern und Waden waren auffallend durchgeformt, mit harten, gut ausgebildeten Muskeln, und doch war sie zierlich, gut hundert Pfund, schätzte er, während er erneut das Tuch nass machte und mit seiner Arbeit fortfuhr. Nein, es war keine Arbeit, sondern ein Vergnügen. Das Mädchen wird mir derartige Freiheiten kaum erlauben, wenn sie sprechen könnte, dachte Dane bei sich. Er sehnte sich danach, ihre Stimme zu hören, einen Ausdruck auf ihrem Gesicht zu sehen, nicht die stille Regungslosigkeit, die er seit Tagen beobachtete.
»Welcher Name gehört zu deiner Schönheit, kleine Meerjungfrau?«, wisperte er. Sie fing heftig zu zittern an, und als seine Finger über ihre Haut strichen, war es, als würde ein Feuer in ihr wüten.
Duncan drehte sich vor der Tür um und marschierte vergnügt zum Niedergang, als Ziel die Schiffsküche. Er ließ sich nichts vormachen. Seit über einer Woche schon kam der Kapitän dreimal am Tag in seine Kajüte und behauptete, dass er allein zu speisen wünsche. Das Essen blieb stets unangetastet stehen, und die Frau schien ständig zwischen Badewanne und Bett hin und her getragen und von dem Kapitän mit unbewegter Miene mit lindernden Salben eingeschmiert zu werden. Hungrig, dass ich nicht lache!, dachte Duncan. Es ist kein Essen, wonach Sie verlangen, Sir!
Duncan feixte immer noch, als er den Kopf zur Kombüse hereinsteckte und den Koch ansprach. Higasan wackelte nur mit dem Kopf als Zeichen, dass er ihn gehört hatte, und fuhr fort, eine Karotte mit seinem gewaltigen Messer in hauchdünne Streifen zu schneiden. Duncan wartete kopfschüttelnd darauf, dass der kleine Mann ihm mit einer Geste bedeutete einzutreten. Niemand wagte sich ohne Higasans Erlaubnis in die Kombüse. Einmal hatte ein Mitglied der Crew dieses Gebot missachtet und dafür mit seinem Zeigefinger bezahlt.
»Kapitän hungrig?« Higasan bedachte ihn mit einem fragenden Blick.
»Aye, und sie hat Fieber.«
Der kleine Mann hörte auf, die Karotte klein zu schneiden, legte das Messer nieder und richtete mit einer Behändigkeit, über die Duncan nur staunen konnte, auf einem Tablett eine Mahlzeit an, der er einen henkellosen Becher hinzufügte. Er zeigte kurz auf den köstlich duftenden Becher mit gekochten Kräutern, nahm dann sein Messer und machte sich wieder an die Arbeit. Duncan hob das Tablett auf, schob sich vorsichtig rückwärts aus der Kombüse und schlug den Weg zur Kapitänskajüte ein.
Als er mit einer Schulter die Tür aufdrückte, sah er, wie der Kapitän die Frau aufhob und mit ihr in Richtung Bad ging.
»Nicht jetzt. Kaltes Wasser, Duncan! Sofort.«
Duncan verkniff sich die Bemerkung, dass der Kapitän seine privaten Wasserrationen für die Frau verbrauchte, sondern tat, was ihm befohlen wurde.
Seit vielen Tagen pflegte Dane unermüdlich die Frau, indem er sie badete und klare Brühe oder duftenden Tee über ihre Lippen zwang.
»Sie müssen etwas essen, Sir.« Duncan trat beiseite, um darauf hinzuweisen, dass die Speisen kalt geworden waren.
»Nehmen Sie das weg.« Dane, dessen Aufmerksamkeit sich ausschließlich auf die Frau konzentrierte, wedelte mit der Hand.
Duncan seufzte und schüttelte energisch den Kopf. »Sie müssen sich ausruhen, Sir. Vielleicht könnte ich einspringen, während Sie …«
»Nein! Niemand rührt sie an!«, donnerte er und sprang auf, um seinen Diener finster zu mustern. »Ist das klar?«
»Aye, aye, Käpt’n.«
Der verletzte Gesichtsausdruck des alten Mannes brachte Dane rasch zur Besinnung. Seine breiten Schultern sackten hinab, und er sagte: »Ich bitte um Ihre Nachsicht, alter Freund. Das war unnötig.« Er legte eine Hand auf Duncans Schultern und drückte sie, selbst fassungslos über seinen Ausbruch. »Aber ich komme schon zurecht.« Müde ließ er sich in einen Sessel sinken.
»Meine Dienste stehen zur Verfügung, falls sie benötigt werden, Käpt’n«, sagte Duncan leise, während der Kapitän gegen seine schweren Lider kämpfte und widerstrebend die Augen schloss. Duncan war nicht gekränkt wegen der schroffen Bemerkung; die derben Sprüche der Besatzung reichten aus, eine gewisse Zurückhaltung zu wahren. Aber irgendwie hatte die Dame
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