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Ein Pirat zum Verlieben

Ein Pirat zum Verlieben

Titel: Ein Pirat zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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immer ruhigere Frauen bevorzugt, mit ein bisschen mehr Fleisch auf den Knochen. Zum Kuckuck! Seit dem Moment, als er die Frau an Bord geholt hatte, hatte er sein Ziel vor Augen verloren. Feinde kamen ungeschoren davon, weil er einer Frau hinterherlief, die nicht ganz bei Sinnen war.
    Tess bemerkte die Veränderung an ihm, wie das Aufkeimen eines neuen Gedankens.
    »Als Kapitän dieses Schiffs, Lady Renfrew«, teilte er ihr in brüskem, kaltem Ton mit, »verlange ich, dass Sie in Zukunft darauf achten, sich in der Öffentlichkeit nicht ganz so ungestüm zu zeigen.«
    Sie stemmte die Hände auf die Hüften. »Verlangen Sie doch, was Sie wollen, Blackwell. Sie werden schon sehen, wie weit Sie damit kommen«, fügte sie hinzu. Auch ihre Stimmung war umgeschlagen. »Und ich schlage vor, Sie beherzigen Ihren Rat selbst. Sie waren es, der eine Szene gemacht hat.«
    »Und wie, bitte sehr, nennen Sie es, wenn Sie Ihre … Ihre …« – er deutete auf ihre Röcke – »Person vor meiner Crew zur Schau stellen, indem Sie über Deck rennen und – Gott steh uns bei! – wie eine gottverdammte Straßengöre auf den Bugspriet klettern?«
    Die angeekelte Art, mit der er das Wort »Straßengöre« aussprach, traf Tess wie ein Schlag ins Gesicht. Das war sie. Jemand, der um sein Dasein kämpfen musste. Und der Ausdruck auf seinem Gesicht war schmerzlich vertraut, wie bei den Menschen damals, die beobachteten, wie sie in Mülltonnen nach Essensresten und abgelegten Kleidungsstücken wühlte, oder sie wegschubsten, weil sie ungewaschen war und stank; sie hätte sich gewaschen, wenn sie nur mit den elementarsten Regeln der Hygiene vertraut gewesen wäre. Damals war sie erst vier Jahre alt gewesen. Tess war stolz darauf, lang genug überlebt zu haben, um von ihrem Oberfeldwebel aus diesem schrecklichen Leben gerettet zu werden. Und Captain Blackwell mit seinem verdrehten Denken wollte sie für jemanden halten, der seiner Aufmerksamkeit würdig war, den er Lady und Madame nannte, weil er sonst in ihrer Nähe Unbehagen empfunden hätte. Wie diese gesichtslosen Fremden. Ob es nur ein Versuch war, das Spiel realistischer zu machen, konnte sie nicht mit Sicherheit sagen. Zum Teufel mit ihm! Oh, er stellte die verrücktesten Dinge mit ihrem Körper und Herzen an, nette, warme Dinge, aber seine überhebliche Art, den Lord zu spielen, machte alles kaputt. Bestimmt tut es ihm Leid, mich aus dem Ozean gerettet zu haben, dachte sie, unerklärlicherweise zutiefst verletzt.
    »Dass ich das hier trage«, sie zupfte an ihrem Rock, »ändert nichts daran, wer ich bin, Captain Blackwell. Ich kann damit umgehen, aber wenn Sie es nicht können, bringen Sie mich bitte an Land und zwar pronto.«
    Er runzelte die Stirn. »Pronto?«
    »Schnell.«
    »Das werde ich, verlassen Sie sich darauf.«
    »Gut!«
    »Fein!«
    »Entschuldigen Sie, dass ich störe, Captain.«
    Danes Kopf fuhr herum. »Was gibt es, Mr. Thorpe?«
    Gaelan streckte einen Finger aus. »Da, Sir.«
    Alle wandten sich um, um das graue Tier zu sehen, das anmutig über die Wogen hüpfte. Tess lief an die Reling und winkte dem Delfin zu.
    »Hallo, mein Süßer!«, rief sie. »Mir geht’s gut, siehst du?« Der Delfin machte einen Satz, tauchte unter, um dann in einem eleganten Bogen die Wasseroberfläche zu durchschneiden und wieder unter den Wellen zu verschwinden. Immer wieder hüpfte er aufgeregt schnatternd auf und ab und kam dabei stetig näher. »Hast du mich vermisst?« Richmond quiekte, und sein ganzer Körper schien zustimmend zu nicken. »Ich dich auch. Es war sehr lieb von dir, in der Nähe zu bleiben.«
    Dane starrte sie entgeistert an. Anscheinend hörte das Tier auf sie, und es sah so aus, als könnten sie tatsächlich miteinander reden. Guter Gott! Was für eine Frau war das?
    Plötzlich gellten scharfe Worte und ängstliche Rufe durch die Luft.
    »Gott schütze uns, sie kann mit dem Vieh reden! Ich sag’s ja, sie ist eine verdammte Hexe!«
    »Genau! Eine Zauberin! Über Bord mit ihr, Käpt’n! Jetzt gleich!«
    »Wir sind verloren, wenn sie bleibt. Verflucht, das sag’ ich euch!«
    »Ja! Schöne Kleider ändern nichts dran, was sie ist!«
    Tess drehte sich langsam um, fassungslos über das, was sie hörte und sah. Captain Blackwell stand ein paar Schritte von ihr entfernt, stumm, die Hände in die Hüften gestemmt, sein Gesichtsausdruck mehr als befremdet. Nicht so die restliche Crew, auf deren Gesichtern sich eine bizarre Mischung von Angst und Wut spiegelte. Degen und bösartig

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