Ein Pirat zum Verlieben
Schultern. »Beruhigen Sie sich doch! Sie sind völlig erschöpft.«
Tess gefror und starrte ihn einen Moment lang an. Ein seltsames Glucksen stieg in ihrer Kehle hoch und kam in erstickten Stößen heraus, bis es sich nicht mehr unterdrücken ließ und Tess in schallendes Lachen ausbrach, das bald in hysterisches Kreischen umkippte.
»Erschöpft?«, rief sie schrill und schwer atmend, und trotz ihres Lachens strömten Tränen über ihr Gesicht. »Jesus, ich wünschte, es wäre so einfach!« Ihre bebenden Finger krampften sich in die Falten seines Hemds. »Ich gehöre nicht hierher, Blackwell«, sagte sie verzweifelt, während sie sein Gesicht dicht an ihres zog, als könnte sie sich ihm so besser verständlich machen. »Das ist nicht meine Zeit.« Er runzelte die Stirn. »Verstehen Sie nicht? Richmond hat mich durch die Wand geführt. In Ihre Zeit. Ich muss nach Hause. Ich gehöre in die Zukunft!«
»Nein!« Er schüttelte sie. Die Vorstellung, dass sie irgendwohin gehen könnte, ließ ihn fester zupacken, als er beabsichtigt hatte. »Bitte, M’lady! Lassen Sie diesen Unsinn.« Es traf ihn zutiefst, sie so außer sich zu sehen. »Wir sind im achtzehnten Jahrhundert! Sie sind Lady Tess Renfrew, Tochter eines schottischen Adligen!«
»Nein! Ich bin ein Niemand! Ein Niemand!« Sie schlug blindlings um sich und traf ihn mit den Fäusten in die Rippen. »O Gott! Ich bin in die Vergangenheit gereist, Blackwell! Niemand weiß, dass ich hier bin! Niemanden kümmert es!«
Dane zog sie stürmisch an sich und zwang sie mit dem eindringlichen Blick seiner hellen Augen, ihm zuzuhören. »Hören Sie gut zu, Mädchen. Wir wissen, dass Sie hier sind, und hier auf diesem Schiff sind über hundert Männer, deren Bewunderung und Respekt Sie sich heute Nacht erworben haben. Diese Männer kümmert es sehr wohl, was aus Ihnen wird!« Tränen liefen über ihre erhitzten Wangen, und der Anblick zerriss ihm das Herz.
»Sie Bastard!«, fuhr sie ihn an. »Erzählen Sie mir jetzt bloß keine Lügen!« Sie trat ihm ans Schienbein und schaffte es, einen Schlag auf seiner Brust zu landen.
»Das ist keine Lüge!« Dane fühlte sich, als wäre er in einen Hurrikan geraten.
»Ich glaube Ihnen nicht!« Sie warf sich fieberhaft hin und her. Dane schlang seine Arme um sie und vergrub eine Hand in ihrem Haar, als sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien.
»Hören Sie auf, Tess! Um Gottes willen, hören Sie auf! Diese Aufregung führt zu nichts!« Er fürchtete, dass sie ihr seelisches Gleichgewicht endgültig verloren hatte. »Bald ist alles wieder gut, Mädchen. Ich schwöre es!«
»Nein! Gar nichts wird gut! Nie wieder!« Ihre Fäuste trommelten auf seinen Rücken. »Sie verstehen nicht! Wie kann … oh, lassen Sie mich los!« Sie stemmte sich gegen ihn, und er verstärkte seinen Griff. »Bitte, lieber Gott! Ich werde damit nicht fertig! Ich kann es nicht!«
Sie legte die Stirn an seine Brust, und ihr innerer Aufruhr machte sich in einer Tränenflut Luft. Unkontrollierte Schluchzer schüttelten ihren schlanken Körper. Tess weinte um sich selbst, ein Luxus, den sie sich nicht mehr gegönnt hatte, seit man sie als Kind von vier Jahren in einem schäbigen Hotelzimmer allein gelassen hatte. In diesem Moment war ihr kaum anders zumute als damals.
Ihre Tränen strömten unablässig und durchtränkten sein Hemd. Danes Brust krampfte sich zusammen, als er diese von Qual erfüllten Laute hörte. Die Wärme ihres anschmiegsamen Körpers drang sengend heiß durch seine feuchte Kleidung, und er kämpfte gegen den geradezu unbezähmbaren Hunger an, den allein ihre Berührung in ihm hervorrief. Er musste die Augen fest schließen, um nicht mehr ihre unvorstellbar schönen nackten Beine vor sich zu sehen.
»Ich wünschte, ich wäre tot«, schluchzte sie.
Er packte eine Hand voll von ihrem Haar und riss ihren Kopf zurück. »Denken Sie nicht einmal daran!«, knurrte er mit bedrohlicher Stimme und gefährlich blitzenden Augen. »Versprechen Sie es mir, jetzt gleich, Mädchen! Versprechen Sie mir, dass Sie sich nichts antun werden!«
Als sich sein Blick in ihr Gesicht bohrte, eine Antwort forderte, verspürte Dane eine Angst, wie er sie nie zuvor empfunden hatte. Sein Herz pochte laut. Plötzlich presste er seinen Mund auf ihren, als wollten seine Lippen ihr das Versprechen, zu leben, abringen, ihren Schmerz aufsaugen. Sie weinte immer noch.
Dieser Mann ist alles, was ich habe, dachte Tess. Nichts ist mir sonst geblieben. Allein und
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