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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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ich nehme an, Sie wollen als Küchenhilfe eingestellt werden?«, sagte Howard dröhnend zu Andrew.
    Küchenhilfe?
    Â»Wir brauchen jemanden, der schwere Sachen heben kann, mein Freund«, sagte Howard, während Andrew ihn verblüfft anblinzelte. Er hatte nur das Großgeschriebene oben auf dem Schild gelesen. »Paletten ins Lager, Milchkisten aus dem Keller und im Hof Müll in Säcke füllen. Echte körperliche Arbeit. Meinen Sie, dass Sie das schaffen?«
    Â»Klar«, sagte Andrew. Würde er hier sein, wenn Gaia da war? Das war alles, worauf es ankam.
    Â»Sie müssten früher anfangen. So gegen acht, vermutlich. Sagen wir von acht bis drei und schauen dann, wie es läuft. Mit einer Probezeit von zwei Wochen.«
    Â»In Ordnung«, sagte Andrew.
    Â»Wie heißen Sie denn?«
    Als Howard den Namen hörte, hob er die Brauen.
    Â»Heißt Ihr Vater Simon? Simon Price?«
    Â»Ja.«
    Andrew wurde nervös. Für gewöhnlich kannte niemand seinen Vater.
    Howard bat die beiden Mädchen, am Sonntagnachmittag wiederzukommen, wenn die Kasse geliefert wurde und er sie nach Ladenschluss einweisen konnte. Danach machte er zwar noch Anstalten, mit Gaia weiterzuplaudern, aber ein Kunde kam herein, und die Jugendlichen nutzten die Gelegenheit, aus dem Laden zu schlüpfen.
    Andrew fehlten die Worte, als sie sich draußen vor der Glastür wiederfanden, doch bevor er seine Gedanken sammeln konnte, warf Gaia ihm ein sorgloses »Bis dann« zu und ging mit Sukhvinder davon. Andrew zündete sich die zweite von Fats’ drei Zigaretten an (das hier war nicht der Moment für halb gerauchte Stummel), was ihm die Ausrede verschaffte, stehen zu bleiben und ihr nachzuschauen.
    Â»Warum nennen sie den eigentlich ›Erdnuss‹?«, fragte Gaia, sobald sie außer Andrews Hörweite waren.
    Â»Weil er allergisch gegen Nüsse ist«, antwortete Sukhvinder. Der Gedanke, Parminder gestehen zu müssen, was sie getan hatte, erfüllte sie mit Grauen. Ihre Stimme klang ihr fremd in den Ohren. »Damals in der St. Thomas wäre er fast gestorben. Jemand hat ihm ein Marshmallow gegeben, in dem eine Erdnuss versteckt war.«
    Â»Ach so«, sagte Gaia. »Ich dachte, weil sein Schwanz so winzig ist.«
    Sie lachte, und Sukhvinder lachte mit, zwang sich dazu, als wären Witze über Schwänze etwas ganz Alltägliches.
    Andrew sah, wie sie lachend zu ihm zurückschauten, und ihm war klar, dass sie über ihn redeten. Das Kichern mochte ein gutes Zeichen sein, zumindest nach allem, was er über Mädchen wusste. Dümmlich grinsend ging er, die Schultasche über der Schulter, die Zigarette in der Hand, weiter über den Marktplatz zur Church Row und begann von da aus den vierzig Minuten langen, steilen Marsch aus dem Ort hinauf nach Hilltop House.
    Die Hecken wirkten geisterhaft bleich mit den weißen Blüten im Dämmerlicht, Schwarzdorn zu beiden Seiten, Schöllkraut, das mit seinen kleinen, glänzenden herzförmigen Blättern den Weg säumte. Der Duft der blühenden Hecken, der tiefe Genuss der Zigarette und die Aussicht auf die Wochenenden mit Gaia, alles verband sich zu einer prachtvollen Symphonie aus Euphorie und Schönheit, während Andrew den Hügel hinaufstapfte. Wenn Simon das nächste Mal fragte: »Hast du endlich einen Job, Pickelfresse?«, würde er »Ja« sagen können. Er würde an den Wochenenden der Arbeitskollege von Gaia Bawden sein.
    Und der Höhepunkt des Ganzen war, dass ihm endlich eingefallen war, wie er seinem Vater einen anonymen Dolch direkt zwischen die Schulterblätter rammen konnte.
    VII
    Nachdem der erste Anfall von Gehässigkeit abgeklungen war, bereute es Samantha bitterlich, Gavin und Kay zum Essen eingeladen zu haben. Am Freitagmorgen witzelte sie zwar mit ihrer Verkäuferin darüber, was für ein schrecklicher Abend ihr bevorstünde, doch ihre Laune sank, nachdem sie Carly den Laden »Busenwunder« allein überlassen hatte. (Als Howard den Namen zum ersten Mal hörte, hatte er so lachen müssen, dass er einen Asthmaanfall bekam, und Shirley machte immer ein finsteres Gesicht, wenn der Name in ihrer Gegenwart fiel.) Auf der Rückfahrt nach Pagford, noch vor der Stoßzeit, damit sie einkaufen und mit dem Kochen anfangen konnte, heiterte Samantha sich mit Überlegungen auf, mit welchen Gemeinheiten sie Gavin drangsalieren könnte. Vielleicht

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