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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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ihm der Magen umdrehte.
    Und dann kam die Stunde, die alles veränderte. Es begann mit kaum mehr als einem Verlangen nach Nikotin und Schönheit. Der Regen hatte endlich aufgehört, und die bleiche Frühlingssonne schien hell auf die schmutzigen Fenster des Schulbusses, der durch die schmalen Straßen von Pagford holperte und ruckelte. Andrew saß ziemlich weit hinten und konnte Gaia nicht sehen, die weiter vorn eingeklemmt war zwischen Sukhvinder und den vaterlosen Fairbrother-Zwillingen, die seit kurzem wieder zu Schule gingen. Er hatte Gaia den ganzen Tag über kaum gesehen und würde sich mit einem unergiebigen Abend abfinden müssen, an dem ihm zum Trost nur die schon oft betrachteten Facebookbilder blieben.
    Als der Bus sich der Hope Street näherte, ging Andrew auf, dass seine Eltern nicht zu Hause waren und daher seine Abwesenheit nicht bemerken würden. In seiner Innentasche steckten drei Zigaretten, die Fats ihm geschenkt hatte, und Gaia stand auf, hielt sich an der Haltestange über der Rückenlehne des Sitzes fest, bereit zum Aussteigen, aber immer noch im Gespräch mit Sukhvinder Jawanda.
    Warum nicht? Warum eigentlich nicht?
    Also stand er auf, hängte seine Tasche über die Schulter und ging, als der Bus hielt, rasch hinter den beiden Mädchen her zum Ausgang.
    Â»Wir sehen uns zu Hause«, rief er seinem erstaunten Bruder im Vorbeigehen zu.
    Er trat auf das von der Sonne beschienene Pflaster, und der Bus rumpelte davon. Während er sich die Zigarette anzündete, beobachtete er Gaia und Sukhvinder über den Rand seiner schützend vor die Flamme gelegten Hand. Sie gingen nicht zu Gaias Haus in der Hope Street, sondern schlenderten in Richtung Marktplatz. Rauchend und mit leicht finsterem Blick in unbewusster Nachahmung der selbstsichersten Person, die er kannte – Fats –, folgte Andrew ihnen und genoss den Anblick von Gaias kupferroten Locken, die auf ihren Schultern wippten, und das Schwingen ihres Rockes über den sich wiegenden Hüften.
    Die beiden Mädchen wurden langsamer, als sie sich dem Marktplatz näherten und auf Mollison & Lowe zugingen, das die beeindruckendste Fassade von allen Häusern ringsum hatte: eine Beschriftung in Blau und Gold und vier Blumenampeln. Andrew hielt sich ein Stück hinter ihnen. Die Mädchen blieben stehen und lasen ein kleines weißes Schild, das am Fenster des neuen Cafés klebte, dann verschwanden sie im Feinkostgeschäft.
    Andrew ging einmal um den Platz, vorbei am Black Canon und dem Hotel George, und blieb dann auch vor dem Schild stehen. Es handelte sich um ein Jobangebot für Wochenendaushilfen.
    Sich seiner im Moment besonders virulenten Akne wohl bewusst, schnippte er die Glut von der Zigarette, steckte den Stummel wieder ein und folgte Gaia und Sukhvinder in den Laden.
    Die Mädchen standen neben einem mit Keks- und Crackerschachteln hoch beladenen Tisch und warteten auf einen extrem dicken Mann mit einer Sherlock-Holmes-Mütze, der hinter dem Ladentisch stand und sich mit einem älteren Kunden unterhielt. Gaia drehte sich um, als die Glocke über der Tür erklang.
    Â»Hi«, sagte Andrew mit trockenem Mund.
    Â»Hi«, erwiderte sie.
    Blind durch seinen Wagemut, trat Andrew näher, wobei seine Schultasche gegen einen Drehständer mit Pagford-Reiseführern und Ausgaben der Traditional West Country Cooking stieß. Er packte den Ständer, richtete ihn gerade und streifte dann rasch seine Tasche ab.
    Â»Suchst du einen Job?«, fragte ihn Gaia leise mit ihrem wundersamen Londoner Akzent.
    Â»Ja«, erwiderte er. »Du auch?«
    Sie nickte.
    Â»Markier es auf der Vorschlagsseite, Eddie«, sagte Howard dröhnend zu dem Kunden. »Schick es an die Website, und ich bringe es für dich auf die Tagesordnung. Gemeinderat Pagford – alles in einem Wort – Punkt, co, Punkt, uk, Schrägstrich, Vorschlagsseite. Oder klick den Link an. Gemeinderat …«, wiederholte er langsam, während der Mann mit zitternder Hand ein Stück Papier und einen Stift herauszog.
    Howards Blick schweifte zu den drei Teenagern, die still neben den Keksen warteten. Sie trugen die halbherzige Uniform der Winterdown, die so viele Nachlässigkeiten und Abweichungen zuließ, dass man sie kaum mehr als Uniform bezeichnen konnte (im Gegensatz zu der von St. Anne, die aus einem ordentlichen Karo-Faltenrock und einem Blazer bestand). Trotzdem war das

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