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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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gefreut. Sie würde Tante werden, auch wenn sie das Baby vermutlich nie zu sehen bekäme. Ihr Leben lang hatte sie sehnsüchtig dem Gedanken an Anne-Marie nachgehangen, die Terri weggenommen worden war, bevor Krystal zur Welt kam, weggezaubert in eine andere Dimension, wie eine Figur aus dem Märchen, so wunderschön und rätselhaft wie der Tote in Terris Badezimmer.
    Nana Caths Lippen bewegten sich.
    Â»Was?« Krystal beugte sich tief über sie, ängstlich und aufgeregt zugleich.
    Â»Willst du was, Nana Cath?«, fragte Cheryl so laut, dass die flüsternden Besucher an den anderen Betten zu ihnen herüberstarrten.
    Krystal hörte ein keuchendes, pfeifendes Geräusch, aber Nana Cath schien sich wirklich anzustrengen, ein Wort herauszubringen. Cheryl beugte sich von der anderen Seite über sie und umklammerte mit einer Hand die Metallstäbe am Kopfende des Bettes.
    Â»Uh … nn«, sagte Nana Cath.
    Â»Was?«, sagten Krystal und Cheryl wie aus einem Mund.
    Die Augen hatten sich um Millimeter bewegt, wässrige, verschleierte Augen, die Krystals glattes junges Gesicht, ihren offenen Mund fixierten, und Krystal beobachtete sie verwirrt, erwartungsvoll und verängstigt.
    Â»â€¦Â  udern …«, sagte die brüchige alte Stimme.
    Â»Sie weiß nicht, was sie sagt«, rief Cheryl über die Schulter dem schüchternen Besucherpaar am nächsten Bett zu. »Drei Tage auf’m verdammten Boden liegen, ist ja wohl kein Wunder, was?«
    Aber in Krystals Augen standen Tränen. Die Station mit den hohen Fenstern löste sich in weißes Licht und dunkle Schatten auf. Ihr war, als sähe sie helles Sonnenlicht auf dunkelgrünem Wasser blitzen, durch das Heben und Senken der Ruder in funkelnde Splitter zerplatzt.
    Â»Ja«, flüsterte sie Nana Cath zu. »Ja. Ich geh rudern, Nana.«
    Aber das stimmte nicht mehr, weil Mr Fairbrother tot war.
    VI
    Â»Was hast du denn mit deinem Gesicht gemacht? Bist du wieder vom Rad gefallen?«, fragte Fats.
    Â»Nein«, erwiderte Andrew. »Si-Pie hat mich geschlagen. Ich hab versucht, dem dämlichen Arsch klarzumachen, dass er die Sache mit Fairbrother falsch verstanden hat.«
    Er war mit seinem Vater im Holzschuppen gewesen, um die Körbe aufzufüllen, die im Wohnzimmer zu beiden Seiten des Holzofens standen. Simon hatte Andrew ein Holzscheit über den Kopf gezogen und ihn so fest gegen den Holzstapel gestoßen, dass Andrew sich die mit Akne bedeckte Wange aufgeschürft hatte.
    Glaubst du etwa, du weißt mehr als ich über das, was vorgeht, du pickliger kleiner Scheißer? Wenn ich rauskriege, dass du auch nur ein Wort von dem hast durchsickern lassen, was in diesem Haus passiert …
    Ich hab nicht …
    Ich ziehe dir bei lebendigem Leib das verdammte Fell über die Ohren, hast du mich verstanden? Woher willst du denn wissen, ob Fairbrother nicht auch krumme Dinger gedreht hat, he? Und ob der andere Scheißkerl nicht als Einziger so blöd war, sich erwischen zu lassen?
    Und dann, ob aus Stolz oder aus Trotz oder weil seine Phantasien über leicht verdientes Geld ihn so fest im Griff hatten, dass sie die Tatsachen verdrängten, hatte Simon seine Bewerbungsformulare eingeschickt. Demütigungen, für die mit Sicherheit die ganze Familie zahlen würde, ließen sich nicht mehr vermeiden.
    Sabotage . Andrew grübelte über das Wort nach. Er wollte, dass sein Vater aus den Höhen herabstürzte, auf die sein Traum vom leicht verdienten Geld ihn gehoben hatte, und er wollte das, wenn möglich (denn er bevorzugte Ruhm ohne Tod), auf eine Weise erreichen, bei der Simon nie erfuhr, wessen Machenschaften seine Ambitionen hatten zusammenkrachen lassen.
    Er vertraute sich niemandem an, nicht einmal Fats. Sonst erzählte er Fats fast alles, doch bei den wenigen Ausnahmen handelte es sich um die ganz wichtigen Themen, solche, die fast sein gesamtes Denken erfüllten. Mit einem Ständer in Fats’ Zimmer zu sitzen und sich im Internet anzusehen, wie Mädchen es mit Mädchen trieben, war das eine, jedoch war es etwas völlig anderes, zu gestehen, wie besessen er über Möglichkeiten nachdachte, Gaia Bawden in ein Gespräch zu verwickeln. Im Pingelloch zu sitzen und seinen Vater einen dämlichen Arsch zu nennen fiel ihm nicht schwer, doch er hätte nie darüber gesprochen, wie ihm bei Simons Zornausbrüchen die Hände kalt wurden und sich

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