Ein plötzlicher Todesfall
hin, als sei Samantha eine Kellnerin, ihre Aufmerksamkeit galt Miles.
»â¦Â die Suchtklinik, die unverzichtbar ist und die einige Leute anscheinend unbedingt geschlossen sehen wollen.«
»Ach, falls du damit Bellchapel meinst«, sagte Miles, schüttelte den Kopf und feixte. »Ich hoffe, du hast dich über die Erfolgsquoten informiert, Kay. Jämmerlich, ehrlich gesagt, absolut jämmerlich. Ich habe die Zahlen gesehen, habe sie mir gerade heute Morgen angeschaut, und je eher sie zumachen â¦Â«
»Und was sind das für Zahlen, über die du da sprichst?«
»Erfolgsquoten, Kay, genau was ich gesagt habe. Die Anzahl der Leute, die tatsächlich aufgehört haben, Drogen zu nehmen, clean geworden sind â¦Â«
»Tut mir leid, aber das ist eine sehr naive Herangehensweise. Wenn du Erfolg nur â¦Â«
»Wie sollen wir den Erfolg einer Drogenklinik denn sonst einschätzen?«, fragte Miles ungläubig. »Soweit ich das sehe, machen sie in Bellchapel nichts anderes, als Methadon auszuteilen, was die Hälfte ihrer Patienten sowieso zusätzlich zum Heroin nimmt.«
»Das ganze Suchtproblem ist äuÃerst kompliziert«, sagte Kay, »und es ist naiv und grob fahrlässig, das Problem nur auf Drogensüchtige und nicht â¦Â«
Doch Miles schüttelte lächelnd den Kopf, und Kay, die das Rededuell mit diesem selbstgefälligen Anwalt bisher genossen hatte, wurde plötzlich wütend.
»Gut, ich kann dir ein sehr konkretes Beispiel dafür geben, was Bellchapel tut. Eine Familie, mit der ich arbeite: Mutter, halbwüchsige Tochter und kleiner Sohn. Wenn die Mutter nicht auf Methadon wäre, würde sie auf den Strich gehen, um Geld für ihre Sucht zusammenzukriegen. Den Kindern geht es so unvergleichlich viel besser â¦Â«
»Es ginge ihnen noch besser, wenn man sie der Mutter wegnehmen würde, so wie das klingt«, sagte Miles.
»Und wo sollen sie deiner Meinung nach hin?«
»Eine anständige Pflegefamilie wäre ein guter Anfang«, dozierte Miles.
»WeiÃt du, wie viele Pflegefamilien es gibt, im Vergleich zu der Anzahl der Kinder, die eine bräuchten?«
»Die beste Lösung wäre, sie gleich nach der Geburt zur Adoption freizugeben â¦Â«
»Fabelhaft. Und ich springe gleich mal in meine Zeitmaschine«, gab Kay zurück.
»Also, wir kennen ein Paar, das unbedingt ein Kind adoptieren wollte«, sagte Samantha. Unerwartet ergriff sie für Miles Partei. Sie würde Kay den unhöflich hingehaltenen Teller nicht verzeihen. Die Frau war patzig und herablassend, genau wie Lisa, die jedes Beisammensein mit ihren politischen Ansichten und ihren Kenntnissen in Familienrecht beherrscht und Samantha für ihr Wäschegeschäft verachtet hatte. »Adam und Janice«, erinnerte sie Miles beiläufig. »Und sie konnten kein Baby finden, weder für Geld noch für gute Worte.«
»Ja, ein Baby«, sagte Kay und verdrehte die Augen. »Alle wollen ein Baby . Robbie ist fast vier. Er ist noch nicht vollständig sauber, er hinkt in seiner Entwicklung hinterher und ist mit ziemlicher Sicherheit auf unangemessene Weise mit sexuellen Handlungen konfrontiert worden. Würden eure Freunde den adoptieren?«
»Der Punkt ist, wenn er seiner Mutter nach der Geburt weggenommen worden wäre â¦Â«
»Sie war drogenfrei, als er geboren wurde, und machte gute Fortschritte«, sagte Kay. »Sie liebte ihn und wollte ihn behalten, und damals konnte sie seinen Bedürfnissen nachkommen. Sie hatte bereits Krystal groÃgezogen, mit einiger Unterstützung der Familie â¦Â«
»Krystal!«, kreischte Samantha. »O mein Gott, sprechen wir hier etwa von den Weedons?«
Kay war entsetzt, dass sie einen Namen gesagt hatte. In London hatte das nie eine Rolle gespielt, aber in Pagford kannte anscheinend wirklich jeder jeden.
»Ich hätte nicht â¦Â«
Miles und Samantha lachten, und Mary war unbehaglich. Kay, die ihren Kuchen nicht angerührt und nur wenig vom Hauptgang geschafft hatte, merkte, dass sie vor Nervosität zu viel getrunken hatte, und jetzt hatte sie eine schwere Indiskretion begangen. Doch es war passiert, und ihre Wut setzte alle anderen Erwägungen auÃer Kraft.
»Krystal Weedon ist keine Reklame für die mütterlichen Fähigkeiten dieser Frau«, sagte Miles.
»Krystal gibt sich alle Mühe, die Familie
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