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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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zusammenzuhalten«, sagte Kay. »Sie liebt ihren kleinen Bruder sehr und hat große Angst, dass er ihnen weggenommen wird …«
    Â»Ich würde Krystal Weedon nicht mal zutrauen, sich um ein kochendes Ei zu kümmern«, sagte Miles, und Samantha lachte erneut. »Na gut, es ist ihr anzurechnen, dass sie ihren Bruder liebt, aber er ist kein Schmusetier …«
    Â»Ja, das weiß ich«, fauchte Kay. Sie musste an Robbies vollgeschissenen, verkrusteten Po denken. »Er wird trotzdem geliebt.«
    Â»Krystal ist auf unsere Tochter Lexie losgegangen«, sagte Samantha. »Wir haben von ihr die Seite gesehen, die sie dir wahrscheinlich nicht zeigt.«
    Â»Wir wissen alle, dass Krystal es nicht leicht gehabt hat«, sagte Miles. »Das bestreitet niemand. Aber ich habe etwas gegen diese drogensüchtige Mutter.«
    Â»Dabei macht sie sich momentan sehr gut beim Methadonprogramm von Bellchapel.«
    Â»Aber bei ihrer Vergangenheit muss man ja wohl kein Genie sein, um vorauszusagen, dass sie rückfällig wird.«
    Â»Wenn du diese Regel verallgemeinerst, dürftest du keinen Führerschein mehr haben, da bei deiner Vergangenheit anzunehmen ist, dass du wieder unter Alkoholeinfluss fahren wirst.«
    Miles war zu überrumpelt, um zu reagieren, aber Samantha sagte kalt: »Das dürfte ja wohl etwas anderes sein.«
    Â»Ach wirklich? Das Prinzip ist dasselbe.«
    Â»Ja nun«, sagte Miles. »Prinzipien sind manchmal ein Problem, wenn du mich fragst. Oft braucht man nur ein wenig gesunden Menschenverstand.«
    Â»Das ist nur ein anderer Ausdruck für Vorurteile«, gab Kay zurück.
    Â»Laut Nietzsche«, sagte eine scharfe, neue Stimme und ließ sie alle zusammenfahren, »ist Philosophie die Biographie des Philosophen.«
    Eine Miniatur-Samantha stand in der Tür zum Flur, ein vollbusiges Mädchen von etwa sechzehn in engen Jeans und T-Shirt, das eine Handvoll Trauben aß und sehr zufrieden mit sich schien.
    Â»Darf ich euch allen Lexie vorstellen?«, sagte Miles stolz. »Danke für diese Weisheit, du Genie.«
    Â»Gern geschehen«, sagte Lexie großmütig und verschwand die Treppe hinauf.
    Ãœber den Tisch senkte sich Schweigen. Ohne wirklich zu wissen warum, blickten Samantha, Miles und Kay zu Mary, die aussah, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen.
    Â»Kaffee«, sagte Samantha und sprang auf. Mary verschwand in Richtung Bad.
    Â»Kommt, wir setzen uns rüber.« Miles war bewusst, dass die Atmosphäre aufgeheizt war, doch er war davon überzeugt, mit ein paar Witzen und seiner üblichen Jovialität die gute Laune wiederherstellen zu können. »Nehmt eure Gläser mit.«
    Seine inneren Überzeugungen waren durch Kays Argumente nicht stärker ins Wanken gebracht worden als ein Felsbrocken durch eine Brise. Seine Gefühle für sie waren nicht unfreundlich, eher mitleidig. Das ständige Nachfüllen der Gläser hatte ihm am wenigsten zugesetzt, doch als er ins Wohnzimmer kam, merkte er, wie voll seine Blase war.
    Â»Leg du mal Musik auf, Gav, und ich hole die Pralinen.«
    Aber Gavin machte keine Anstalten, sich dem senkrechten Plexiglasständer mit den CDs zu nähern. Anscheinend wartete er darauf, dass Kay auf ihn losging. Und tatsächlich, kaum hatte Miles das Zimmer verlassen, fauchte sie: »Na, vielen herzlichen Dank, Gav. Vielen Dank für deine moralische Unterstützung.«
    Gavin hatte während des Essens noch hemmungsloser getrunken als Kay, hatte insgeheim gefeiert, dass er schließlich doch nicht Samanthas drangsalierender Tyrannei zum Opfer gefallen war. Er sah Kay direkt in die Augen, erfüllt von einem Mut, den er nicht nur dem Wein verdankte, sondern auch Mary, die ihn eine Stunde lang wie jemanden behandelt hatte, der wichtig war, kenntnisreich und solidarisch.
    Â»Du bist doch auch allein ganz gut zurechtgekommen«, sagte er.
    Das Wenige, was von Kays und Miles’ Auseinandersetzung zu ihm durchgedrungen war, hatte ihm in der Tat ein starkes Gefühl von Déjà-vu vermittelt. Wäre er nicht durch Mary abgelenkt gewesen, hätte er denken können, erneut diesen berühmten Abend zu durchleben, im selben Esszimmer, bei dem Lisa seinem Vorgesetzten vorgeworfen hatte, alles zu verkörpern, was falsch war an der Gesellschaft, und Miles ihr ins Gesicht gelacht hatte, woraufhin Lisa die Beherrschung verloren und sich geweigert hatte, zum

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