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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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auftreiben, der sich um die Sicherheit kümmert.«
    Das Geräusch eines Wagens auf dem dunkler werdenden Marktplatz wurde von den dreien im Feinkostladen praktisch nicht bemerkt, doch der Fahrer erkannte den gewaltigen Schatten von Howard Mollison, der sich hinter den noch offenen Jalousien bewegte. Gavin drückte aufs Gas, er war auf dem Weg zu Mary. Sie hatte am Telefon verzweifelt geklungen.
    Â»Wer tut so etwas? Wer macht das? Wer hasst mich so?«
    Â»Niemand hasst dich«, hatte er gesagt. »Wer könnte dich hassen? Bleib da … Ich komme rüber.«
    Er stellte den Wagen vor dem Haus ab, schlug die Tür zu und eilte den Pfad hinauf. Noch bevor er klopfen konnte, machte sie schon die Haustür auf. Ihre Augen waren wieder verquollen, und sie trug ein Wollkleid, das bis auf den Boden reichte und sie kleiner erscheinen ließ. Es war alles andere als verführerisch, das genaue Gegenteil zu Kays scharlachrotem Kimono, doch die Schlichtheit repräsentierte ein neues Stadium der Vertrautheit.
    Marys vier Kinder waren im Wohnzimmer. Mary bat ihn durch Handzeichen in die Küche.
    Â»Wissen sie es?«, fragte er.
    Â»Fergus, ja. Jemand in der Schule hat es ihm gesteckt. Ich habe ihn gebeten, den anderen nichts zu sagen. Ehrlich, Gavin, ich bin fast am Ende meiner Kräfte. Die Bosheit …«
    Â»Es ist nicht wahr«, sagte er, doch dann überwältigte ihn seine Neugier, »oder doch?«
    Â»Nein!«, erwiderte sie empört. »Also, ich weiß nicht. Ich kenne sie eigentlich nicht. Aber ihn so reden zu lassen, ihm die Worte in den Mund zu legen, macht es denen denn gar nichts aus, wie es mir damit geht?«
    Sie brach wieder in Tränen aus. Er hatte das Gefühl, er sollte sie nicht umarmen, wenn sie ihr Hauskleid trug, und war froh, dass er es nicht getan hatte, denn kurz darauf betrat der achtzehnjährige Fergus die Küche.
    Â»Hey, Gav.«
    Der Junge wirkte erschöpft und älter, als er war. Er legte einen Arm um Mary, sie lehnte den Kopf an seine Schulter und tupfte sich wie ein Kind mit dem ausgebeulten Ärmel die Augen ab.
    Â»Ich glaube nicht, dass es dieselbe Person war«, teilte Fergus ihnen ohne Einleitung mit. »Ich habe es mir noch einmal angeschaut. Der Stil des Eintrags ist anders.«
    Er hatte ihn auf seinem Handy und begann laut vorzulesen: »Gemeinderätin Dr. Parminder Jawanda, die vorgibt, sich so eifrig um das Wohl der Armen und Bedürftigen zu kümmern, hatte schon immer ein heimliches Motiv. Bis zu meinem Tod …«
    Â»Fergus, nicht«, sagte Mary und sank an den Küchentisch. »Ich halte es nicht aus. Ehrlich nicht. Noch dazu sein Artikel in der Zeitung von heute.«
    Während sie die Hände vors Gesicht schlug und leise schluchzte, bemerkte Gavin die Yarvil and District Gazette , die auf dem Tisch lag. Er las sie nie. Ohne um Erlaubnis zu fragen oder es ihr anzubieten, ging er an den Schrank, um ihr einen Drink zu machen.
    Â»Danke, Gav«, sagte sie gepresst, als er ihr das Glas in die Hand drückte.
    Â»Howard Mollison könnte dahinterstecken.« Gavin setzte sich neben sie. »Nach allem, was Barry über ihn gesagt hat.«
    Â»Das glaube ich nicht«, erwiderte Mary und tupfte sich die Augen ab. »Es ist so geschmacklos. Er hat so etwas nie gemacht, als Barry noch« – sie stieß auf – »lebte.« Dann fuhr sie ihren Sohn an: »Wirf die Zeitung weg, Fergus.«
    Der Junge schien verletzt. »Darin ist Dads …«
    Â»Wirf sie weg!«, sagte Mary leicht hysterisch. »Ich kann den im Computer lesen, wenn ich will. Es war das Letzte, was er getan hat. An unserem Hochzeitstag.«
    Fergus nahm die Zeitung vom Tisch und blieb einen Moment stehen, um seine Mutter zu betrachten, die das Gesicht wieder in den Händen verbarg. Dann warf er Gavin einen Blick zu und verließ den Raum, die Zeitung noch in den Händen.
    Kurz darauf, als Gavin davon ausgehen konnte, dass Fergus nicht zurückkommen würde, streckte er eine tröstende Hand aus und rieb Marys Arm. Schweigend saßen sie eine Weile beisammen, und Gavin ging es viel besser, seit die Zeitung vom Tisch war.
    II
    Parminder musste am nächsten Morgen nicht arbeiten, hatte aber eine Besprechung in Yarvil. Sobald die Kinder sich auf den Weg zur Schule gemacht hatten, ging sie systematisch durch das Haus, prüfte nach, ob sie alles hatte, was sie brauchte, doch als das Telefon

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