Ein plötzlicher Todesfall
Frau wissen, die Parminder die erste Frage gestellt hatte.
»Anzeichen für Misshandlung lagen nicht vor«, sagte Parminder. »Ich kann mich erinnern, dass ich ihm das Unterhemd ausgezogen habe, um nachzusehen, und weder Prellungen noch Verletzungen entdeckt habe.«
»In dem Haushalt ist kein Mann«, unterbrach Kay.
»Und was ist mit seiner Ohrenentzündung?«, forschte die Supervisorin nach.
»Das war eine Allerweltsinfektion infolge eines Virus. Daran war nichts Merkwürdiges. Typisch für Kinder in seinem Alter.«
»Alles in allem also â¦Â«
»Ich habe schon viel Schlimmeres gesehen«, meinte Parminder.
»Sie sagten, die Schwester sei mit ihm da gewesen, nicht die Mutter? Sind Sie auch Terris Ãrztin?«
»Ich glaube, Terri ist seit fünf Jahren nicht bei uns gewesen«, erwiderte Parminder, und die Supervisorin wandte sich an Nina.
»Wie macht sie sich denn im Methadonprogramm?«
( Bis zu meinem Tod war sie in mich verliebt  â¦
Parminder dachte, vielleicht ist Shirley der Geist, oder Maureen, nicht Howard. Die beiden hätten sie viel eher beobachtet, wenn sie in Barrys Nähe war, in der Hoffnung, mit ihrem dreckigen, alten Weiberverstand etwas aufzufangen .)
»â¦Â so lange hat sie bisher noch nie am Programm teilgenommen«, sagte Nina. »Sie hat die Fallprüfung ziemlich oft erwähnt. Ich werde das Gefühl nicht los, dass sie weiÃ, jetzt geht es um die Wurst, sie hat nicht mehr viele Chancen. Sie will Robbie nicht verlieren. Das hat sie mehrfach betont. Ich muss sagen, dass du zu ihr durchgedrungen bist, Kay. Ich erlebe tatsächlich, dass sie ein wenig Verantwortung übernimmt, zum ersten Mal, seit ich sie kenne.«
»Danke, aber ich will nicht zu optimistisch sein. Die Lage ist noch immer ziemlich prekär.« Kays dämpfende Worte standen im Widerspruch zu ihrem winzigen, unbezähmbaren zufriedenen Lächeln. »Wie läuft es denn mit Robbie in der Tagesstätte, Louise?«
»Na ja, er ist wieder da«, erwiderte die vierte Sozialarbeiterin. »In den letzten drei Wochen war er durchgängig anwesend, was eine dramatische Veränderung ist. Die halbwüchsige Schwester bringt ihn. Seine Sachen sind ihm zu klein und für gewöhnlich schmutzig, aber er spricht von festen Bade- und Essenszeiten zu Hause.«
»Und sein Verhalten?«
»Er hängt in seiner Entwicklung zurück. Sein Sprachvermögen lässt sehr zu wünschen übrig. Er mag nicht, wenn Männer in die Tagesstätte kommen. Wenn Väter auftauchen, will er nicht in ihre Nähe, hält sich an die Betreuerinnen und wird sehr ängstlich. Und ein- oder zweimal«, sagte sie und blätterte in ihren Notizen, »hat er eindeutig sexuelle Handlungen an kleinen Mädchen oder in ihrer Gegenwart vorgenommen.«
»Ich glaube, es steht auÃer Frage, dass wir ihn auf der Liste der Risikofälle lassen, was immer wir beschlieÃen«, sagte Kay. Sie erntete zustimmendes Gemurmel.
»Das klingt, als würde alles davon abhängen, ob Terri in deinem Programm und clean bleibt«, sagte die Supervisorin zu Nina.
»Das ist auf jeden Fall der Knackpunkt«, stimmte Kay ihr zu. »Und ich mache mir Sorgen, ob sie Robbie eine gute Mutter ist, auch wenn sie kein Heroin spritzt. Allem Anschein nach zieht Krystal ihn groÃ, und die ist sechzehn und hat jede Menge eigener Probleme.«
(Parminder fiel ein, was sie vor ein paar Abenden zu Sukhvinder gesagt hatte.
Krystal Weedon! Dieses dumme Mädchen! Hast du das gelernt, als du mit Krystal Weedon in einer Mannschaft warst? Auf ihr Niveau herabzusinken?
Barry hatte Krystal gemocht. Er hatte etwas in ihr gesehen, was für andere Menschen unsichtbar war.
Parminder hatte Barry vor langer Zeit einmal die Geschichte von Bhai Kanhaiya erzählt, dem Sikh-Helden, der sich um die in der Schlacht Verwundeten gekümmert hatte, ob Freund oder Feind. Als er gefragt wurde, warum er bedingungslos helfe, hatte er geantwortet, das Licht Gottes leuchte aus jeder Seele und er sei nicht in der Lage gewesen, einen Unterschied zwischen ihnen festzustellen.
Das Licht Gottes leuchtet aus jeder Seele .
Sie hatte Krystal Weedon als dumm bezeichnet und zu verstehen gegeben, dass sie minderwertig sei.
Das hätte Barry niemals getan.
Sie schämte sich.)
»Als es noch eine UrgroÃmutter gab, die anscheinend eine Stütze bei der Betreuung war,
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