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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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auf Pagford zu.
    Der trübe Morgen versprach einen sonnigen Tag. Die Jalousien im Feinkostladen waren noch heruntergelassen, doch die Glocke läutete und die Tür gab nach, als er dagegendrückte.
    Â»Nicht da lang!«, rief Howard und watschelte auf ihn zu. »Du kommst hinten rein! Du kannst das Fahrrad an den Mülleimern abstellen, schaff es von der Vorderseite weg!«
    Die Rückseite des Feinkostladens, die man über schmale Durchgänge erreichte, bestand aus einem kleinen, feuchten, gepflasterten Hof, begrenzt von hohen Mauern, Schuppen mit Industriemülltonnen und einer Falltür, durch die man auf eine unsichere Treppe in den Keller hinunter gelangte.
    Â»Du kannst es da irgendwo anketten, wo es nicht im Weg ist«, keuchte Howard, der schwitzend an der Hintertür erschien. Während Andrew am Schloss herumfummelte, tupfte sich Howard die Stirn mit seiner Schürze ab.
    Â»Gut, wir fangen mit dem Keller an«, sagte er, als Andrew sein Fahrrad abgeschlossen hatte. Er zeigte auf die Falltür. »Geh da runter und schau dir alles an.«
    Andrew stieg die Treppe hinunter, und Howard beugte sich über die Luke. Seit Jahren war er nicht mehr in der Lage, seinen eigenen Keller aufzusuchen. Maureen trabte für gewöhnlich zweimal in der Woche die Treppe auf und ab. Jetzt aber, da der Raum mit Waren für das Café überquoll, waren jüngere Beine unverzichtbar.
    Â»Schau dich gut um«, rief er Andrew zu, der inzwischen außer Sichtweite war. »Merk dir, wo wir die Torten und die Backwaren lagern. Siehst du die großen Tüten Kaffeebohnen und die Schachteln mit Teebeuteln? Und in der Ecke das Klopapier und die Mülltüten?«
    Â»Klar«, schallte Andrews Stimme aus der Tiefe.
    Â»Du kannst ruhig Mr Mollison zu mir sagen«, wies Howard ihn leicht angesäuert zurecht.
    Unten im Keller überlegte Andrew, ob er gleich auf der Stelle damit anfangen sollte.
    Â»Okay, Mr Mollison.«
    Es klang sarkastisch. Er beeilte sich, das mit einer höflichen Frage wiedergutzumachen.
    Â»Was ist in diesen großen Schränken?«
    Â»Sieh nach«, erwiderte Howard ungeduldig. »Dafür bist du da unten. Damit du weißt, wohin alles kommt und wo du es herkriegst.«
    Howard lauschte den gedämpften Lauten, als Andrew die schweren Türen aufmachte, und hoffte, der Junge würde sich nicht als dämlich erweisen oder viel Anweisung benötigen. Howards Asthma war an diesem Tag besonders schlimm, denn der Pollenflug war schier unerträglich und kam zu der vielen Arbeit, der Aufregung und den kleinen Enttäuschungen im Zusammenhang mit der Eröffnung erschwerend hinzu. So wie er schwitzte, musste er vielleicht Shirley anrufen und sie bitten, ihm ein frisches Hemd zu bringen, bevor sie das Café aufmachten.
    Â»Der Lieferwagen ist da!«, rief Howard, als er auf der anderen Seite des Durchgangs ein Rumpeln vernahm. »Komm hier rauf! Du sollst das Zeug runter in den Keller tragen und wegstellen, klar? Und bring mir ein paar Liter Milch mit rüber ins Café. Kapiert?«
    Â»Klar, Mr Mollison«, ertönte Andrews Stimme von unten.
    Howard ging langsam wieder hinein, um den Inhalator aus seinem Jackett zu holen, das im Aufenthaltsraum hinter der Theke des Feinkostladens hing. Nach ein paar tiefen Atemzügen ging es ihm viel besser. Er wischte sich noch einmal mit der Schürze über das Gesicht und setzte sich auf einen der knarrenden Stühle, um sich auszuruhen.
    Seitdem er Dr. Jawanda wegen seines Hautausschlags aufgesucht hatte, waren ihm ihre Bemerkungen über sein Gewicht nicht aus dem Kopf gegangen. Das sei die Ursache all seiner gesundheitlichen Probleme.
    Quatsch, offensichtlich. Man brauchte sich doch nur den Hubbard-Jungen anzusehen: dünn wie eine Bohnenstange und erschreckendes Asthma. Howard war schon immer stämmig gewesen, so weit er sich erinnern konnte. Auf den wenigen Fotos von ihm mit seinem Vater, der die Familie verlassen hatte, als Howard vier oder fünf Jahre alt war, war er noch nicht mal pummelig. Nachdem sein Vater fort war, musste Howard sich ans Kopfende des Tisches setzen, zwischen seine Mutter und seine Großmutter, und seine Mutter war gekränkt, wenn er keinen Nachschlag nahm. Er hatte zugenommen, allmählich die Lücke zwischen den beiden Frauen aufgefüllt, und war mit zwölf so schwer wie der Vater, der sie verlassen hatte. Ein gesunder Appetit war für Howard mit

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