Ein plötzlicher Todesfall
so viel Lärm, und die Gäste waren so betrunken, dass sich anscheinend niemand mehr darum scherte, wohin Andrew ging. Als sie ins Freie traten, stand Patricia Mollison allein neben ihrem Sportwagen, schaute in den Sternenhimmel und rauchte.
»Ihr könnt eine von mir haben.« Patricia hielt ihnen ihre Packung hin.
Nachdem sie ihnen Feuer gegeben hatte, stellte sie sich bequem hin, eine Hand tief in ihrer Tasche zur Faust geballt. Sie hatte etwas an sich, das Andrew einschüchternd fand, und er brachte es nicht einmal über sich, Fats anzusehen, um seine Reaktion einzuschätzen.
»Ich bin Pat«, stellte sie sich kurz darauf vor. »Die Tochter von Howard und Shirley.«
»Hi«, sagte Andrew. »Ich heiÃe Andrew.«
»Stuart«, sagte Fats.
Allem Anschein nach hatte sie nicht das Bedürfnis, die Unterhaltung fortzusetzen. Andrew empfand es als Kompliment und versuchte, ihrer Coolness nachzueifern. Das Schweigen wurde durch Schritte und gedämpfte Mädchenstimmen unterbrochen.
Gaia zog Sukhvinder an der Hand nach drauÃen. Sie lachte, und Andrew sah ihr an, dass die volle Wirkung des Wodkas noch ausstand.
»Du«, sagte Gaia zu Fats, »bist echt gemein zu Sukhvinder.«
»Hör auf damit«, sagte Sukhvinder. Sie zerrte an Gaias Hand. »Im Ernst, lass mich â¦Â«
»Ist er aber!«, keuchte Gaia auÃer Atem. »Du bist fies! Stellst du den Dreck auf ihre Facebookseite?«
»Hör auf!«, rief Sukhvinder. Sie riss sich los und rannte zurück in den Gemeindesaal.
»Du bist gemein zu ihr«, sagte Gaia und stützte sich am Geländer ab. »Nennst sie Lesbe und so ân Zeug!«
»Ist doch nichts dabei, eine Lesbe zu sein«, schaltete Patricia sich ein. Sie kniff die Augen vor dem Rauch ihrer Zigarette zusammen. »Na, ich hab gut reden.«
Andrew sah, wie Fats ihr einen schrägen Seitenblick zuwarf.
»Ich hab nie behauptet, dass was dabei ist. War nur ân Scherz«, sagte er.
Gaia rutschte am Geländer hinunter und setzte sich auf den kühlen Bürgersteig, den Kopf in den Armen.
»Alles in Ordnung?«, fragte Andrew sie. Wäre Fats nicht dabei gewesen, hätte er sich neben sie gesetzt.
»Bin blau«, nuschelte sie.
»Könnte helfen, wenn du dir den Finger in den Hals steckst«, schlug Patricia vor.
»Schönes Auto.« Fats beäugte den BMW.
»Ja«, sagte Patricia. »Neu. Ich verdiene doppelt so viel wie mein Bruder, aber Miles ist das Christkind. Miles der Messias ⦠Gemeinderat Mollison der Zweite ⦠von Pagford. Gefällt dir Pagford?«, fragte sie Fats, während Andrew zusah, wie Gaia tief atmete, den Kopf zwischen den Knien.
»Nein«, antwortete Fats. »Ist ein ScheiÃloch.«
»Ja, ich persönlich konnte nicht schnell genug wegkommen. Hast du Barry Fairbrother gekannt?«
»Ein bisschen«, sagte Fats.
Etwas in seiner Stimme lieà Andrew besorgt aufhorchen.
»Er war mein Mentor in der St. Thomas«, erzählte Patricia, die Augen fest auf das Ende der StraÃe gerichtet. »Toller Typ. Ich wäre ja zur Beerdigung gekommen, aber Melly und ich waren in Zermatt. Was hat es mit diesem ganzen Zeug auf sich, von dem meine Mutter geschwafelt hat ⦠diesem Geist von Barry?«
»Jemand stellt Zeugs auf die Website des Gemeinderats«, sagte Andrew hastig, aus Angst davor, was Fats sagen könnte, wenn er ihn lieÃe. »Gerüchte und so.«
»Das muss meiner Mutter doch gefallen«, meinte Patricia.
»Bin gespannt, was dem Geist als Nächstes einfällt«, sagte Fats mit einem Seitenblick auf Andrew.
»Wird vermutlich jetzt aufhören, nachdem die Wahl vorbei ist«, murmelte Andrew.
»Ach, ich weià nicht«, sagte Fats. »Wennâs was gibt, das Barrys Geist noch immer auf den Keks geht â¦Â«
Er wusste, dass er Andrew Angst einjagte, und das freute ihn. Andrew verbrachte neuerdings die ganze Zeit mit seinem blöden Job, und bald würde er wegziehen. Fats schuldete Andrew gar nichts. Wahre Authentizität duldete keine Schuldgefühle und Verpflichtungen neben sich.
»Alles klar bei dir da unten?«, wollte Patricia von Gaia wissen, die nickte, das Gesicht aber noch immer zwischen den Knien hielt. »War jetzt der Alkohol oder das Duett der Grund, warum dir schlecht geworden ist?«
Andrew lachte kurz aus Höflichkeit auf und weil er das Thema »Geist
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