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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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Die Vorstellung von Gaia mit ihrer Zunge in Fats’ Mund drohte alles zu zerstören. Er roch Samanthas Parfüm, das in Wogen ihrer erhitzten Haut entströmte.
    Â»Die Band ist Scheiße«, sagte er und zeigte auf ihre Brust, aber er glaubte nicht, dass sie ihn hörte.
    Ihr Mund war warm, ihre Brüste waren riesig, fest gegen seine Brust gepresst, ihr Rücken war so breit wie seiner …
    Â»Was zum Henker?«
    Andrew wurde gegen die Abtropffläche gestoßen, und ein großer Mann mit kurzem, ergrauendem Haar zerrte Samantha aus der Küche. Andrew hatte die nebulöse Vorstellung, dass etwas Schlimmes passiert war, doch das eigenartige Flackern der Realität trat immer stärker in den Vordergrund, bis ihm nichts anderes mehr übrig blieb, als quer durch den Raum zum Mülleimer zu torkeln und sich immer und immer wieder zu übergeben.
    Â»Tut mir leid, Sie können hier nicht rein«, hörte er Sukhvinder zu jemandem sagte. »Vor der Tür sind Sachen aufgestapelt.«
    Er band den Müllsack über seinem Erbrochenen fest zu. Sukhvinder half ihm, die Küche sauber zu machen. Er musste sich noch zweimal übergeben, schaffte es aber beide Male bis zur Toilette.
    Als Howard sich schließlich, verschwitzt, aber lächelnd, bei ihnen bedankte und ihnen eine gute Nacht wünschte, war es kurz vor zwei.
    Â»Sehr gute Arbeit«, sagte er. »Bis morgen dann. Sehr gut. Wo ist eigentlich Miss Bawden?«
    Andrew überließ es Sukhvinder, sich eine Lüge einfallen zu lassen. Draußen auf der Straße schloss er Simons Fahrrad auf und schob es in die Dunkelheit.
    Der lange Weg durch die Kälte zurück nach Hilltop House blies ihm den Kopf frei, linderte aber weder seine Verbitterung noch sein Elend.
    Hatte er Fats je erzählt, dass er scharf auf Gaia war? Vielleicht nicht, aber Fats wusste es. Andrew wusste, dass Fats es wusste. Ob sie in diesem Augenblick gerade miteinander schliefen?
    Ich zieh sowieso weg , dachte Andrew, nach vorn gebeugt und schaudernd, während er das Fahrrad den Abhang hinaufschob.
    Dann dachte er: Ist besser, dass ich wegziehe . Hatte er gerade Lexie Mollisons Mutter geknutscht? Hatte ihr Mann sie dabei erwischt? War das wirklich passiert?
    Er hatte Angst vor Miles, aber er wollte es auch Fats erzählen, sein Gesicht sehen …
    Als er erschöpft die Haustür öffnete, ertönte Simons Stimme aus der dunklen Küche.
    Â»Hast du mein Fahrrad in die Garage gestellt?«
    Er saß am Küchentisch und aß eine Schale Müsli. Es war fast halb drei morgens.
    Â»Konnte nicht schlafen«, sagte Simon.
    Ausnahmsweise war er einmal nicht wütend. Ruth war nicht da, weshalb er nicht beweisen musste, dass er größer oder intelligenter war als seine Söhne. Er wirkte eher schwach und klein.
    Â»Sieht so aus, als müssten wir nach Reading ziehen, Pickelfresse«, sagte Simon. Es klang fast wie ein Kosename.
    Andrew überkam ein Schütteln, und er fühlte sich am Boden zerstört und zutiefst schuldig. Er wollte seinem Vater etwas geben, um wiedergutzumachen, was er ihm angetan hatte. Höchste Zeit, das Gleichgewicht wiederherzustellen und Simon als Verbündeten zu behandeln. Sie waren eine Familie. Sie mussten zusammenrücken. Vielleicht wäre das woanders leichter.
    Â»Ich hab was für dich«, sagte er. »Komm mit. Hab in der Schule herausgefunden, wie’s funktioniert.«
    Und er ging ihm voraus an den Computer.
    IV
    Ein verhangener blauer Himmel wölbte sich wie eine Kuppel über Pagford und Fields. Das Licht der Morgendämmerung fiel auf das alte Kriegerdenkmal auf dem Marktplatz ebenso wie auf die rissigen Betonfassaden in der Foley Road und verwandelte die weißen Mauern von Hilltop House in blasses Gold. Als Ruth Price in ihren Wagen stieg, bereit für eine weitere lange Schicht im Krankenhaus, schaute sie auf den Fluss Orr hinunter, der in der Ferne wie ein silbernes Band glänzte, und fand es absolut ungerecht, dass bald jemand anders in den Genuss ihres Hauses und ihrer Aussicht kommen würde.
    Eine Meile weiter unterhalb, in der Church Row, schlief Samantha Mollison noch immer den Schlaf der Gerechten. Ihre Schlafzimmertür hatte kein Schloss, aber sie hatte sie mit einem Lehnstuhl zugestellt, bevor sie halb angezogen auf dem Bett zusammengebrochen war. Beginnende heftige Kopfschmerzen störten ihren Schlummer, und die Sonne, die durch den Spalt

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