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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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den Schreibtisch.
    Â»Wohnen Sie in der Nähe vom Golfplatz in Pagford?«, fragte er, als Simon ihm die Zehner in die Hand zählte. »Ein Kumpel von mir ist da gestern Abend vorbeigekommen und hat gesehen, wie ein Kerl tot umfiel. Hat einfach auf den Parkplatz gekotzt, ist umgekippt und war tot.«
    Â»Ja, hab davon gehört«, sagte Simon und rieb den letzten Zehner zwischen den Fingern, bevor er ihn weiterreichte, um sich zu vergewissern, dass nicht zwei Scheine zusammenklebten.
    Â»War korrupt, ein korrupter Gemeinderat. Der Kerl, der gestorben ist. Hat sich schmieren lassen. Grays hat ihn bezahlt, damit sie ihn als Bauunternehmer behalten.«
    Â»Ach ja?«, sagte Simon scheinbar gelangweilt, war jedoch höchst interessiert. Barry Fairbrother, wer hätte das gedacht?
    Â»Ich meld mich dann wieder.« Der Junge schob die achtzig Pfund in die Gesäßtasche. »Und wir holen ihn am Mittwoch.«
    Die Bürotür schloss sich. Über der faszinierenden Enthüllung von Barry Fairbrothers Verderbtheit vergaß Simon seine Kopfschmerzen, die kaum mehr waren als ein Piksen. Barry Fairbrother, so rührig und umgänglich, so beliebt und freundlich – dabei ließ er sich die ganze Zeit von Grays schmieren.
    Simon war von der Information nicht so erschüttert, wie es jeder andere gewesen wäre, der Barry gekannt hatte, und in seinen Augen setzte es Barry auch nicht herab. Im Gegenteil, er verspürte zunehmend Respekt für den Toten. Jeder, der auch nur ein bisschen Verstand hatte, arbeitete ständig und insgeheim daran, sich so viel wie möglich unter den Nagel zu reißen, das wusste Simon. Ohne etwas wahrzunehmen, starrte er die Tabellenkalkulation auf seinem Bildschirm an, nun wieder taub für den Krach der Druckmaschinen hinter seinem staubigen Fenster.
    Wenn man eine Familie hatte, blieb einem nichts anderes übrig, als Vollzeit zu arbeiten, aber Simon hatte immer gewusst, dass es andere, bessere Möglichkeiten gab, dass ein Leben in Saus und Braus über seinem Kopf schwebte wie eine prall gefüllte Piñata, die er aufschlagen könnte, wenn er nur einen entsprechend großen Stock hätte und das Wissen, wann er zuschlagen musste. Simon hing dem kindlichen Glauben an, dass der Rest der Welt nur als Bühne für das eigene Drama existierte, dass das Schicksal über ihm wachte, ihm Hinweise und Zeichen bescherte, und er hatte das untrügliche Gefühl, ihm sei ein Zeichen, ein göttlicher Wink zuteilgeworden.
    Ãœbernatürliche Fingerzeige waren für eine ganze Reihe abenteuerlicher Entscheidungen in Simons Vergangenheit verantwortlich. Jahre zuvor, als er noch Lehrling in der Druckerei war, eine Hypothek abzahlen musste, die er sich kaum leisten konnte, und seine Frau schwanger war, hatte er beim Grand National hundert Pfund auf ein hoch favorisiertes Rennpferd namens Ruthie’s Baby gesetzt, das dann beim vorletzten Hindernis gestürzt war. Kurz nach dem Kauf von Hilltop House hatte Simon zwölfhundert Pfund, die Ruth für Vorhänge und Teppiche hatte ausgeben wollen, in ein kurzfristiges Projekt gesteckt, geleitet von einem großspurigen alten Bekannten aus Yarvil. Simons Kapital war mit dem Firmenchef verschwunden, doch obwohl Simon gewütet und geflucht und seinen jüngeren Sohn die halbe Treppe hinuntergestoßen hatte, hatte er sich nicht an die Polizei gewandt. Er hatte von gewissen Unregelmäßigkeiten bei der Firmenführung gewusst, bevor er sein Geld investierte, und er sah unangenehme Fragen auf sich zukommen.
    Diesen Verlusten standen jedoch auch Glücksfälle gegenüber, Kniffe, die zogen, Ahnungen, die sich auszahlten, und Simon maß ihnen große Bedeutung bei, wenn er Bilanz zog. Sie waren der Grund, warum er seinen Sternen vertraute, die ihn in dem Glauben bestärkten, das Universum müsse noch mehr für ihn auf Lager haben als den Schwachsinn, für ein bescheidenes Gehalt zu arbeiten, bis er in Rente ging oder starb. Gaunereien und Abkürzungen, Vorteilsnahme und Begünstigung, alle machten es und sogar, wie es schien, der kleine Barry Fairbrother.
    Hier, in seinem winzigen Büro, schaute Simon Price begehrlich auf einen leeren Platz in den Reihen der Eingeweihten und erkannte eine Goldgrube, die niemand bisher erschlossen hatte.

(Alte Zeiten)
    Unbefugtes Betreten
    12.43     Gegen Eindringlinge (wer unbefugt Räumlichkeiten betritt, muss die fremden

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